Paranüsse klauen meinen liebe Bananen den Job! In der Vergangenheit hatte ich ja immer mal wieder berichtet, dass ein Bananaphone mehr ionisierende Strahlung verursacht als ein Handy und man sogar Radioaktivität in Bananen messen kann. Jetzt, wo es auf die kalte Jahreszeit zugeht, sieht man aber immer mehr Paranüsse als Bananen auf deutschen Tischen liegen und dabei wird mir immer wieder ins Gedächnis gerufen, dass diese eine wesentlich höhere Dosis verursachen als meine geliebten Bananen.
Die Zahlen des Bundesamtes für Strahlenschutz sprechen bei den Paranüssen erst mal von ca. 200Bq/kg Frischmasse, was nur ungefähr doppelt so viel ist wie bei den Bananen. Während bei Letzteren allerdings die Hauptaktivität von Kalium 40 herrührt, sind es bei den Paranüssen vor allem Radium und Thorium, die die Aktivität aufweisen. Da diese Materialien, beides recht schwere Metalle, aber nicht einfach wieder so leicht aus dem Körper ausgeschieden werden wie überflüssiges Kalium, verursachen sie eine Dosis von ca. 0,2µSv pro Nuss, also doppelt so viel wie eine ganze Banane.
Das ist dann auch schon direkt der große Unterschied, den man sich bei allen Arten der Aufnahme radioaktiver Stoffe vor Augen halten muss. Neben den unterschiedlichen Gefährlichkeit von verschiedenen Arten von Strahlung gibt es eben auch noch die durchschnittliche Verweilzeit im menschlichen Körper. Diese ist für ein paar Stoffe sehr gut bekannt (wie z.B. das berühmte Iod nach Tschernobyl), aber für die meisten eben nicht. Denn selbst wenn man weiß, wie sich die normalen Elemente im menschlichen Stoffwechsel verhalten, heißt das nicht, dass das die radioaktiven Isotope genauso tun: https://ajplegacy.physiology.org/content/201/2/357.abstract
Müssen wir jetzt Angst vor radioaktiven Paranüssen haben? Nein, natürlich nicht. Wie ja schon oben geschrieben, ist die Dosis nur ca. doppelt so hoch wie bei Bananen und wenn man jetzt statt jeder Paranuss am Weihnachtstisch zwei Bananen essen würde, bekäme man wahrscheinlich einen Kohlenhydratschock (was zu dieser Jahreszeit ja durchaus normal sein soll), aber keine Strahlenkrankheit. Natürlich ist es aber nun die Aufgabe des Bundesamtes für Strahlenschutz, sich Sorgen zu machen und sie berichten von einer Diät (zur Versorgung des Körpers mit Selen) bei der pro Tag mindestens zwei Paranüsse gegessen werden. Eine solche Diät würde zu einer zusätzlichen Strahlenbelastung von 160µSv pro Jahr führen und (obwohl es noch harmlos ist) schon schnell in den Bereich kommen, den ich nicht mehr meinem Bruder erlauben würde.
Ich werde ziemlich oft gefragt, ob wir uns nach Fukushima Sorgen über Radioaktivität in unserer Nahrung machen müssen. In erster Näherung lautet die Antwort darauf “Nein”. Natürlich ist es möglich, dass Radioaktivität von Fukushima (oder sehr viel wahrscheinlicher von Tschernobyl) in unseren Nahrungsmitteln landet, aber Radioaktivität hat im Vergleich zu einer ganzen Menge anderer Umweltgifte, die so in unserem Futter sein können, einen riesigen Vorteil: Sie kann extrem leicht, zuverlässig und mit einer extrem hohen Präzision nachgewiesen werden.
Wie man bei den Bananen oder eben Paranüssen als Beispiel schön sehen kann, ist es möglich den Grad an Aktivität und damit auch direkt die Gefährlichkeit sehr leicht zu bestimmen. Eine Aussage, wie: “Dieses Bananasplit (oder Kabeljau aus dem Pazifik) ist so gefährlich wie ein Flug über den Atlantik” ist durchaus möglich. Dem entgegen stehen die 1001 chemischen Substanzen, die Krebs verursachen oder eben nur im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Dafür sind in der Regel immense Studien notwendig und selbst in den Fällen, die am besten erforscht sind, passieren dann so Dinge, wie vor kurzem mit der WHO und dem roten Fleisch. Bei allen Skandalen um, über und mit unserer Nahrung, die es so in letzter Zeit gegeben hat, ist Radioaktivität echt das geringste Problem.
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