Vor kurzem hat LeFloid in seiner LeNews Kategorie “NETT TO KNOW” einen Spiegel-Artikel mit der Überschrift “Radioaktive Strahlung: AKW-Angestellte sterben häufiger an Krebs” … sagen wir mal “gefeatured” und kommentiert. Das ganze möchte ich hier zum Anlass nehmen, um mir mal LeFloid und LeNews in Verbindung mit Radioaktivität genauer anzugucken. Der Artikel, um den es geht (und noch viel wichtiger, die Studien, die dahinter stecken) sind auch sehr interessant, aber auf jeden Fall noch mal einen eigenen Artikel wert. Für den brauche ich aber auch noch mal wesentlich mehr Zeit um mich tiefer in die Studien einzulesen, damit ich da vernünftig drüber reden kann.
Aber zurück zu LeFloid und Radioaktivität. Bis zum berühmten Angela-Merkel-Interview kannte ich den YouTuber nicht, aber seitdem bin ich ein großer Fan und habe mich auch durch Jahre Archivmaterial von LeNews geklickt. Sein Erfolg (und meine Sympathie) liegt darin begründet, dass er aktuelle Medienereignisse emotional und persönlich wiedergibt und kommentiert.
Beim eben erwähnten Artikel (ab Minute 4:04) läuft es darauf hinaus, dass er beschreibt (und bebildert) “Eine groß angelegte Studie hat ergeben, dass Mitarbeiter in Kernkraftwerken einem höheren Krebsrisiko anheimfallen.” und dann sinngemäß fragt: Dafür hats jetzt ne große Studie gebraucht? Wirklich? Ist doch klar, dass Leute, die jeden Tag mit Radioaktivität hantieren, mehr Krebs kriegen!
Auch wenn die Wissenschaftlerin in mir wild herumtanzt und schreit: “Das kann man doch so nicht sagen, die Studien sind echt wichtig, es ist hochgradig nicht trivial, was dort herausgefunden wurde … etc. pp.” muss die Wissenschaftsbloggerin in mir eigentlich applaudieren und eingestehen: “Nun ja, in erster Näherung hat er vollkommen recht und für das Zielpublikum ist es eine super Sache, um erst mal mit dem Thema in Kontakt zu kommen und sich dann nach Belieben weiter zu informieren. Denn wenn sich eine Leserin jetzt weiter informieren will, kann sie den Spiegel-Artikel durchlesen und wenn ihr das nicht reicht, kann sie sich meinen zukünftigen Meta-Artikel zu Gemüte führen und im Extremfall dann sogar die Studien selber schnappen.”
Die Crux bei dem ganzen Vereinfachen ist allerdings, dass man in keiner dieser Stufen wirklich Fehler oder Falschinformationen einbauen darf, die dann von der interessierten Leserin in Selbstrecherche wieder ausgebügelt werden müssen. Auch wenn LeFloid es so stark vereinfacht hat, dass sich mir bei jedem Satz die Fußnägel aufrollen, kann ich keinen einzigen “harten” Fehler finden, den ich kritisieren könnte.
Der mediale Hype um YouTuber, der diesen Sommer in dem eben erwähnten Interview mit der Kanzlerin gipfelte, kommt von der Emotionalität und eben auch Authentizität solcherart aufbereiteter Nachrichten. Dadurch, dass die Informationen nicht nur objektiv vorgetragen werden, wie bei… naja den Nachrichten eben, sondern in einen persönlichen Kontext gesetzt werden, wirken sie viel stärker. LeFloids Aufruf am Ende: “Bewerbt euch nicht in Atomkraftwerken… tut’s einfach nicht.” (bebildert mit Homer Simpson) löste in mir direkt den Reflex aus, mich rechtfertigen zu müssen: “Ja, okay, ist klar. Strahlenrisiko nur für “billigen” Strom ist nicht toll, klar, aber das ist doch nicht das einzige, wofür so ein Reaktor gut ist. Wissenschaft mit Strahlung ist super wichtig, für die gesamte Menschheit und das Risiko allemal wert. Leute, bitte studiert Physik und bewerbt euch am Cern oder der ESS, um den Geheimnissen unseres Universums auf den Grund zu gehen. Hört nicht auf den blöden LeFloid, bitte.”… und exakt dieser Reflex (und der damit verbundene Drang zur Kommunikation) ist es ja, der solche YouTube-Formate so erfolgreich und mMn wichtig macht.
Strahlenangst mit Fakten bekämpfen funktioniert nämlich nur sehr bedingt und nur bei Leuten, die sowieso schon überzeugt sind (vor allem, wenn es von so einer hochgradig nicht objektiven Partei kommt, wie der verlinkte Flyer). Ich halte da eine Kommunikation mit Bananen und Fragen wie “Wieviel Strahlung würde ich selber abbekommen wollen?”-Strategie für sehr viel erfolgsversprechender (sonst würde ich es kaum machen). Die ganze Kommunikation hier bei Scienceblogs ist ja eben genau darauf ausgelegt, Wissenschaftler aus ihrem Elfenbeinturm herauszuholen und als subjektive Individuen auftreten zu lassen, um die Nachricht (die wissenschaftlichen Themen) besser herüber zu bringen. Wir brauchen halt beides und ich hoffe inständig, dass die kommenden Generationen es nicht bei dem einen einleitenden Satz belassen, sondern auf eigene Faust weiterforschen und sich umfangreicher informieren.
Als Physikerin ist bei mir der Nerd-Faktor natürlich ebenfalls stark erhöht (manche behaupten, wir seien sogar die Stereotypen) und allein deswegen werde ich den LeNews sicher treu bleiben und verfolgen, was da so gemacht wird. Also LeFloid, wenn du mal nen Reaktor von innen sehen willst, dann sag Bescheid, ich kann da vielleicht was organisieren *g*
PS: Aktuell gibt’s auch noch mal “Energydrinks aus Fukushima”, aber das läuft grundsätzlich auf dieselbe Idee hinaus. Allerdings find ich das noch mal witziger.
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