Hier in der Städtregion Aachen kommen gerade ein paar Sachen zusammen, die vielen Leuten eine Menge Angst machen. Vorfälle in den belgischen AKWs Tihange und Doel, wobei ersteres 60km von der Aachener “Innenstadt” entfernt liegt, haben zu Demonstrationen und Hamsterkäufen von Jodtabletten geführt.
Dann wurde im Zuge der Attentate von Brüssel bekannt, dass ein führender Mitarbeiter einer Einrichtung mit radioaktiven Substanzen (vom Umfeld der Attentäter) überwacht worden war und die Vermutung im Raum steht, dass die Attentäter konkrete Ideen hatten sich aktive Substanzen für eine schmutzige Bombe zu beschaffen.
Ferner wurden während der Attentate von Brüssel das nicht wesentliche Personal aus Tihange und Doel evakuiert und nur die Rumpfbesatzung vor Ort gelassen, was generell zwar wohl normal ist und unter “Gesunden Menschenverstand” fällt, in der aufgeregten Stimmung aktuell aber höhere Wellen schlägt, als normalerweise.
Ich habe hier bewusst keine Zeitungsartikel zitiert, da auch in der Qualitätspresse erschreckend viele Falsch- und Fehlinformationen unterwegs sind, die sich immer gegenseitig neu befeuern, hier in der Region für eine Menge Unsicherheit sorgen und Zusammenhänge erstellen, wo es eigentlich keine gibt.
Grundsätzlich kann man es auf drei Bedrohungsszenarien runterbrechen. 1. “Normaler” Super-GAU ohne Terroristen 2. Terroristen kapern AKW und 3. Terroristen bauen eine schmutzige Bombe. Zum Thema schmutzige Bombe habe ich ja schon des öfteren hier mal etwas geschrieben. Auch wenn eine schmutzige Bombe sicherlich nicht so gefährlich ist, wie andere “Kampfstoffe” könnte sie allein aufgrund der psychologischen Wirkung durchaus attraktiv für eine solche Art von Attentaten sein und konkret machen sich wahrscheinlich recht viele Leute Gedanken über ein solches Szenario.
Realativ neu ist die Befürchung Terroristen könnten ein AKW, wie z.B. Tihange, kapern und in die Luft jagen. Das ist wohl der aktuellen Situation geschuldet, denn nach dem 11.September sprach man immer nur davon, dass Flugzeuge kontrolliert in AKWs gestürtzt werden könnten um einen GAU auszulösen, also immer nur eine Reaktion auf die aktuellen Geschehnisse. Aber wie gefährlich kann ein solches Szenario denn überhaupt werden? Nun aus dem Bauch heraus würde ich sagen nur mittelmäßig gefährlich. Terroristen, die ein AKW kapern könnten bestenfalls versuchen eine Kernschmelze auszulösen. In allen Szenarien, die ich mir vorstellen kann, werden die Kraftwerksbetreiber noch genug Zeit haben um auf den großen roten Knopf mit der Axt (SCRAM) zu drücken und den Reaktor herunterzufahren. Dann könnte noch schlimmstenfalls die Kühlung zerstört werden, so dass die gleichen Probleme entstehen, wie in Fukushima. Wobei hier die Rettungskräfte allerdings nicht mit dem Nachbeben eines Tsunamis klarkommen müssten, während die Notkühlung wieder in Betrieb genommen wird.
Ist “schlimmstenfalls wie Fukushima” jetzt etwas Gutes? Ich denke Ja. Denn bei biologischen oder chemischen Kampfstoffen kann ich mir sehr viel gefährlichere Szenarien ausmalen und auch Flugzeuge in Wolkenkratzern können sicherlich mehr Menschenleben kosten (selbst ohne politischen Fallout). Natürlich möchte ich nicht 60km neben Fukushima wohnen, aber ich denke im Gegensatz zu dem recht realistischen Bedrohungszenario eines Atomkrieges, mit denen meine Eltern aufgewachsen sind, lebe ich in einer recht sicheren Welt.
PS: Aktueller Focus Online Artikel von Heute “Salah AbdeslamAttentäter hatte Unterlagen zu deutschem Atomforschungszentrum in Jülich”
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