Hier in der Städtregion Aachen kommen gerade ein paar Sachen zusammen, die vielen Leuten eine Menge Angst machen. Vorfälle in den belgischen AKWs Tihange und Doel, wobei ersteres 60km von der Aachener “Innenstadt” entfernt liegt, haben zu Demonstrationen und Hamsterkäufen von Jodtabletten geführt.

Plakat bei mir zu Hause

Plakat bei mir zu Hause

Dann wurde im Zuge der Attentate von Brüssel bekannt, dass ein führender Mitarbeiter einer Einrichtung mit radioaktiven Substanzen (vom Umfeld der Attentäter) überwacht worden war und die Vermutung im Raum steht, dass die Attentäter konkrete Ideen hatten sich aktive Substanzen für eine schmutzige Bombe zu beschaffen.

Ferner wurden während der Attentate von Brüssel das nicht wesentliche Personal aus Tihange und Doel evakuiert und nur die Rumpfbesatzung vor Ort gelassen, was generell zwar wohl normal ist und unter “Gesunden Menschenverstand” fällt, in der aufgeregten Stimmung aktuell aber höhere Wellen schlägt, als normalerweise.

Ich habe hier bewusst keine Zeitungsartikel zitiert, da auch in der Qualitätspresse erschreckend viele Falsch- und Fehlinformationen unterwegs sind, die sich immer gegenseitig neu befeuern, hier in der Region für eine Menge Unsicherheit sorgen und Zusammenhänge erstellen, wo es eigentlich keine gibt.

Grundsätzlich kann man es auf drei Bedrohungsszenarien runterbrechen. 1. “Normaler” Super-GAU ohne Terroristen 2. Terroristen kapern AKW und 3. Terroristen bauen eine schmutzige Bombe. Zum Thema schmutzige Bombe habe ich ja schon des öfteren hier mal etwas geschrieben. Auch wenn eine schmutzige Bombe sicherlich nicht so gefährlich ist, wie andere “Kampfstoffe” könnte sie allein aufgrund der psychologischen Wirkung durchaus attraktiv für eine solche Art von Attentaten sein und konkret machen sich wahrscheinlich recht viele Leute Gedanken über ein solches Szenario.

Realativ neu ist die Befürchung Terroristen könnten ein AKW, wie z.B. Tihange, kapern und in die Luft jagen. Das ist wohl der aktuellen Situation geschuldet, denn nach dem 11.September sprach man immer nur davon, dass Flugzeuge kontrolliert in AKWs gestürtzt werden könnten um einen GAU auszulösen, also immer nur eine Reaktion auf die aktuellen Geschehnisse. Aber wie gefährlich kann ein solches Szenario denn überhaupt werden? Nun aus dem Bauch heraus würde ich sagen nur mittelmäßig gefährlich. Terroristen, die ein AKW kapern könnten bestenfalls versuchen eine Kernschmelze auszulösen. In allen Szenarien, die ich mir vorstellen kann, werden die Kraftwerksbetreiber noch genug Zeit haben um auf den großen roten Knopf mit der Axt (SCRAM) zu drücken und den Reaktor herunterzufahren. Dann könnte noch schlimmstenfalls die Kühlung zerstört werden, so dass die gleichen Probleme entstehen, wie in Fukushima. Wobei hier die Rettungskräfte allerdings nicht mit dem Nachbeben eines Tsunamis klarkommen müssten, während die Notkühlung wieder in Betrieb genommen wird.

Örtliches Straßenplakat. Meine Mutter hat ebenfalls eines ins Fenster gehängt.

Örtliches Straßenplakat. Meine Mutter hat ebenfalls eines ins Fenster gehängt.

Ist “schlimmstenfalls wie Fukushima” jetzt etwas Gutes? Ich denke Ja. Denn bei biologischen oder chemischen Kampfstoffen kann ich mir sehr viel gefährlichere Szenarien ausmalen und auch Flugzeuge in Wolkenkratzern können sicherlich mehr Menschenleben kosten (selbst ohne politischen Fallout). Natürlich möchte ich nicht 60km neben Fukushima wohnen, aber ich denke im Gegensatz zu dem recht realistischen Bedrohungszenario eines Atomkrieges, mit denen meine Eltern aufgewachsen sind, lebe ich in einer recht sicheren Welt.

 

PS: Aktueller Focus Online Artikel von Heute “Salah AbdeslamAttentäter hatte Unterlagen zu deutschem Atomforschungszentrum in Jülich”

Kommentare (23)

  1. #1 schlappohr
    14. April 2016

    Um eine Kernschmelze auszulösen oder die Kühlung lahmzulegen, müssten sich die Terroristen aber schon recht gut mit der Technik in einem AKW auskennen. Ich selbst wüsste nicht, wie ich das anstellen sollte, selbst nach einem technischen Studium. Einfach mal auf alle Knöpfe drücken bis es kracht ist vermutlich kaum zielführend.
    Man könnte jetzt natürlich argumentieren, das die 9/11-Terroristen auch eine Pilotenausbildung gemacht haben, um ihren Plan umzusetzen. Aber eine Pilotenausbildung kann jeder machen, und als Passagier mitfliegen auch. Zum Kraftwerksführer werden nur wenige ausgebildet, und in ein AKW rein zu kommen ist wohl doch auch etwas schwieriger. Sicher geht das irgendwie, aber das Trinkwasser zu vergiften oder mit einer gezielten Sprengung eine Autobahnbrücke zum Einsturz zu bringen, auf der man vorher einen Stau inszeniert hat, ist genauso publikumswirksam und mit weniger Aufwand verbunden.

    Ich habe es schon an anderer Stelle geschrieben: Ich habe keine Angst vor Terroranschlägen. Für die Opfer sind sie zweifellos eine Katastrophe, und wenn es mich erwischen würde, hätte ich vielleicht eine andere Meinung dazu. Aber für die Gesellschaft sind sie allenfalls Nadelstiche. Angst habe ich nur vor unserer Reaktion darauf. Die von uns zugelassenen indirekten Folgen des Terrorismus – Flächendeckende Überwachung, gezielte Aushöhlung des Rechtssystems, frei galoppierende Geheimdienste mit eigenen Machtphantasien – sind schlimmer als ein Fukushima mitten in Deutschland. Jedesmal, wenn es irgendwo kracht, halte ich mir die Ohren zu und zähle bis drei. Das erste, was ich danach höre, ist irgend ein Innenminister, der wie ein kleines Kind nach mehr Überwachung schreit und die Gunst der Stunde nutzt, um öffentlich seine Phobien ausleben zu können. *Das* ist das Problem. Nicht die Bomben. Und da ich Terroristen für sehr intelligent halte, glaube ich, dass sie das wissen und gezielt – und leider mit großem Erfolg – darauf hinarbeiten. Wenn es ihnen gelingt, unser Wertesystem, als zweifellos allen anderen weit überlegen ist, auszuhöhlen, dann nur deswegen, weil wir sie tatkräftig dabei unterstützen.

  2. #2 Beobachter
    14. April 2016

    Nach Tschernobyl, Fukushima, bei Tihange, Doel, Fessenheim, Philippsburg usw. –
    die Sicherheit des Betriebes von AKWs ist und bleibt fragwürdig.
    Auch ganz ohne konkrete terroristische Bedrohung und entsprechende spektakuläre Horrorszenarien (wie “Flugzeug auf AKW abstürzen lassen”, “AKW kapern und in die Luft jagen” etc.) –
    es reicht offensichtlich das Fehlverhalten einzelner AKW-Mitarbeiter oder auch Sabotage, um möglicherweise Störfälle unbemerkt zu machen oder sie auszulösen (welchen beherrschbaren oder unbeherrschbaren Ausmaßes auch immer).

    (Auch an dieser Stelle:)
    Aktuell: Sicherheitsprüfung im AKW Philippsburg 2:

    https://www.sueddeutsche.de/politik/vom-netz-genommen-akw-mitarbeiter-taeuschte-sicherheitspruefung-nur-vor-1.2948941

    “” … Der Mitarbeiter sollte einen “Störfallmonitor” des Reaktors Philippsburg 2 überprüfen, wie das in regelmäßigen Abständen üblich ist. Er füllte das entsprechende Prüfprotokoll aus, ohne die Prüfung vorgenommen zu haben. Das sei bei der Aufarbeitung eines sogenannten meldepflichtigen Ereignisses aufgefallen, hieß es. Bei einer Untersuchung habe sich herausgestellt, dass derselbe Mitarbeiter vermutlich sieben weitere wiederkehrende Prüfungen an vergleichbaren Anlagen ebenfalls nur vorgetäuscht habe, teilte das Unternehmen mit. Auf die Funktionstüchtigkeit des betroffenen Messgeräts habe das keine Auswirkungen gehabt…. ”

    Ich frage mich:
    Wenn ein solches Fehlverhalten einzelner AKW-Mitarbeiter bei Sicherheitsprüfungen möglich ist und es erst zufällig “bei der Aufarbeitung eines sogenannten meldepflichtigen Ereignisses auffällt” –
    welche Möglichkeiten des Mitarbeiter-Fehlverhaltens bis hin zur Sabotage es sonst noch gibt und die entsprechenden Auswirkungen möglicherweise unentdeckt bleiben.
    Vor allem dann, wenn betroffene Messgeräte und Monitore NICHT funktionieren.”

    Im Übrigen:
    – aus dem Blogbeitrag:

    ” … Ist “schlimmstenfalls wie Fukushima” jetzt etwas Gutes? Ich denke Ja. Denn bei biologischen oder chemischen Kampfstoffen kann ich mir sehr viel gefährlichere Szenarien ausmalen und auch Flugzeuge in Wolkenkratzern können sicherlich mehr Menschenleben kosten (selbst ohne politischen Fallout). Natürlich möchte ich nicht 60km neben Fukushima wohnen, … ”

    Wenn ich solche unsäglichen “Argumentationen” lese, und wenn sie dazu noch von vermeintlichen “Experten” kommen, bin jedesmal äußerst erstaunt ob deren Ignoranz, Unvernunft und fehlender Empathie.

  3. #3 Beobachter
    14. April 2016

    Infos zum AKW Philippsburg:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Philippsburg#Betriebsst.C3.B6rungen_und_St.C3.B6rf.C3.A4lle

    Interessantes unter “Sonstiges”:

    “Auf dem Gelände befindet sich ein Standortzwischenlager für abgebrannte Kernbrennelemente mit einem Schwermetallgewicht von 1.600 Tonnen. Es hat 152 Stellplätze für Castoren und ging 2007 in Betrieb.[34] Das Kernkraftwerk Philippsburg steht in Partnerschaft mit den Kernkraftwerken Tomari in Japan, Uljin in Südkorea und Chmelnyzkyj in der Ukraine. … “

  4. #4 Ludger
    14. April 2016

    […] erstaunt ob deren Ignoranz, Unvernunft und fehlender Empathie.

    Das wesentliche an der Wirkung des Terrors sind i.d.R nicht die großen Opferzahlen sondern die Angst in der Bevölkerung. Wenn man die Opferzahlen der RAF oder der Atom-Katastrophen mit zu erwartenden Kriegsopfern eines Atomkrieges oder auch nur mit den täglichen Straßenverkehrsopfern und der jeweiligen Angst davor vergleicht, kann man sehen, dass die Stärke der Angst wenig mit den o.a. Zahlen korrelliert. Insofern ist die Aussage, dass es bei einem Terrorangriff auf ein AKW nicht schlimmer kommen kann als bei der Atom-Katastrophe Fukushima (nicht verwechseln mit den Todeszahlen wegen des Tsunamis) eine wichtige Aussage. Man sollte diese Zahlen im Vergleich mit anderen Opferzahlen bewerten (z.B. 1500 Rauchertote täglich in Europa).

  5. #5 Beobachter
    14. April 2016

    @ Ludger, # 4:

    Man macht etwas nicht weniger schlimm, wenn man es mit genauso Schlimmem oder noch Schlimmerem vergleicht.
    Mit dieser “Argumentation” könnte man z. B. auch vertreten:
    Unser Gesundheitssystem in D ist vergleichsweise hervorragend, es gibt keine Missstände, es ist nichts dringend reformbedürftig und/oder teilweise ganz abzuschaffen – denn in X ist es noch schlechter und in Y gibt es gar keines.

    Und es geht hier nicht “nur” um Tote und/oder gesundheitlich Geschädigte, sondern auch um die radioaktive Verseuchung der weiträumigen Umgebung auf Jahrzehnte und länger hinaus; diese Folgeschäden lassen sich nicht in Zahlen messen.
    Mit Ignoranz meinte ich auch, dass Kernkraft-Befürworter die Tatsache des praktisch ungelösten Problems der Beseitigung des radioaktiven Abfalls ignorieren.
    Und dass Kernenergie nicht nur friedlich genutzt werden kann …

    Am übelsten finde ich dieses so weit verbreitete, m. E. dumme, kurzsichtige und egoistische “Tellerrand-Denken” à la:
    “Solange es mich nicht selbst, direkt und persönlich vor meiner eigenen Haustür betrifft, geht es mich nichts an und ist mir gleichgültig.
    Ich habe nichts damit zu tun und optimiere mich lieber selbst.”
    So eine Haltung können wir uns gar nicht (mehr) leisten, und die Realität wird einen schnell einholen und betreffen.
    Nicht nur, was die Nutzung der Kernenergie betrifft (der Tschernobyl-GAU in der Ukraine hatte direkte Auswirkungen auch in Europa; radioaktive Wolken machen nicht vor nationalen Grenzen halt), sondern auch was z. B. die Klimaerwärmung, die Finanzmärkte, die Flüchtlingsströme, den Terrorismus, den “Rechtsruck” betrifft.

  6. #6 Tobias Cronert
    14. April 2016

    @Beobachter: Diese unsägliche Argumentation ist meine eigene persönliche Angstbewältigung. Ich stelle mir das schlimmste Szenario vor und spiele das dann für mich durch. Wenn sich die Leser diesem Gedankengang anschließen wollen oder sonstwie Erkentnisse aus meiner persönlichen Bewältigungsstrategie schöpfen wollen sind sie dazu herzlich eingeladen.

    Ich habe nicht vor jemand anderem vorzuschreiben, er mit seinen Ängsten umgehen soll. Das muss jeder mit sich selber ausmachen.

  7. #7 Beobachter
    14. April 2016

    @ Tobias Cronert:

    Ihre “eigene persönliche Angstbewältigung” bzw. “Bewältigungsstrategie” besteht also aus der Berechnung des höchstmöglichen Risikos für Sie selbst, betroffen zu sein (werden).
    Wenn Sie meinen, das Risiko sei gering, setzen Sie sich mit dem Risiko an sich und den Folgen nicht umfassend auseinander – m. E. eine sehr bequeme Haltung.
    Anm.:
    ” … Rund um Fukushima liegen etwa 30 Millionen Tonnen verstrahlter Boden …”
    (Quelle: STERN, Nr. 16, S. 6)
    Und haben Sie schon mal was von Kants Kategorischem Imperativ gehört?

    Am besten wäre doch in diesem Fall (bzgl. AKW-GAU) eine mögliche Angst-/Risikovermeidung bzw. der möglichst schnelle Ausstieg aus der Kernenergie – das würde alle entsprechenden, mühsam erdachten persönlichen Angstbewältigungs-Strategien überflüssig machen.

    Zumal es in der Tat viel höhere, wenig steuerbare/beeinflussbare Risiken gibt:
    z. B. alt und krank zu werden, durch einen schweren Verkehrsunfall dauerhaft arbeitsunfähig und/oder zum Pflegefall zu werden, plötzlich schwer und chronisch zu erkranken.
    Spätestens dann werden Sie sich Gedanken über unser Gesundheitssystem und die Zustände in unseren Pflegeheimen machen (z. B. Pflegenotstand) – wenn Sie noch dazu in der Lage sind.

  8. #8 AfD Wähler
    14. April 2016

    Wie sagte ein Bekannter zu mir: Du bist nicht gegen Atomkraft?! Stell’ dir mal vor da würde eins in der Nähe gebaut…
    Meine Antwort: Gerne! Hoffentlich direkt nebenan, ich würde mich sogar dort bewerben.

    Diese Atomphobie nervt mich ziemlich.

  9. #9 Tobias Cronert
    14. April 2016

    Ein Ausstieg aus der Atomkraft gehört meiner Meinung nach auf jeden Fall dazu die Lebensqualität für alle zu verbessern. Aber bei der Prioritätensetzung, welche gesellschaftlichen Probleme mi wie viel Energie angegangen werden sollten, habe ich halt eine andere Rangliste, als z.B. meine Mutter, die eine sehr passionierte Atomkraftgegnerin ist.

    Das gilt auch, bzw. vor allem für die Allgemeinheit und die Menschen, die mir sehr am Herzen liegen.

  10. #10 Beobachter
    15. April 2016

    @ Tobias Cronert, # 9:

    Wie sieht denn Ihre “andere Prioritätensetzungs-Rangliste”, die auch “vor allem für die Allgemeinheit und die Menschen, die Ihnen sehr am Herzen liegen, gilt”, aus?
    Welche gesellschaftlichen Probleme ganz oben in Ihrer Rangliste sollten Ihrer Meinung nach mit (viel) Energie angegangen werden?
    Für welche Überzeugungen treten SIE ein (offensichtlich andere als die Vieler der Generation Ihrer Mutter)?

    Ich denke und hoffe, man muss nicht die reale Bedrohung eines Atomkrieges und die realen Folgen des ukrainischen Tschernobyl-GAUs in Europa miterlebt haben (wie ich damals in Italien und Deutschland), um zum Atomkraft-Gegner zu werden.
    Man muss hoffentlich auch nicht einen Weltkrieg oder Bürgerkrieg miterlebt haben, um zum Pazifisten zu werden – oder selbst Opfer rassistischer Verfolgung oder Übergriffe/Benachteiligungen (z. B. in der NS-Zeit) geworden sein, um gegen Rassismus zu sein bzw. sensibilisiert entsprechende heutige Entwicklungen wahrnehmen zu können/wollen.
    Insofern sollte es kein “Generationen-Problem” bzw. keine Frage der Generations-Zugehörigkeit sein – es ist eher eine Frage des Interesses, des Wahrnehmen-Wollens, der Kritikfähigkeit und der Lernbereitschaft.

  11. #11 kari90
    15. April 2016

    @Beobachter:

    Ich bin voll bei dir, dass es für Deutschland, eigentlich für Europa, Zeit wird der Atomkraft den Rücken zuzuwenden. Jedoch finde ich, dass nur weil man sich gegen etwas ausspricht, es noch lange nicht der erste Schritt in die richtige Richtung ist. Dazu braucht es konstruktive Lösungsvorschläge und Alternativen. Nur mal eben die Atomkraftwerke abdrehen ist halt nicht. Ich frage mich bei so extremen Gegnern einer Sache immer, was eigentlich ihr Beitrag zu einer besseren Welt/Gesellschaft ist?! Was tust du damit man weniger Atomstrom benötigt?! Ich will das jetzt nicht auf dich projezieren, da ich dich nicht kenne, aber die meisten schreien doch laut nach etwas, haben jedoch keine Vorschläge, wie das Problem angegangen werden soll.

    Ich bin ganz happy, dass wir in Österreich keine Atomkraftwerke haben (außer halt Forschung), aber wenn ich jetzt zB daran denke, dass von unseren Politikern Vorschläge kommen, mit 2020 nurmehr E-Autos zu verkaufen – tja dann frage ich mich woher sollen wir den bitte den Strom nehmen. Atomstrom aus Tschechien importieren, wo wir doch lautstark gegen Temelin protestiert haben?!

    Die Forderung für mehr E-Autos kommt halt leider genau von den gleichen, die sich (zum Glück) gegen Atomkraftwerke in Ö ausgesprochen haben. Die Forderung für Naturschutz – also keine weiteren Flusskraftwerke – kommt auch häufig von dieser Seite. Tja, was also tun?! Windkrafträder sind super, natürlich nicht überall wirklich effektiv und wer will schon eines in seiner Nähe haben?! Bleibt halt noch die Sonne.. da haben wir aber bisher noch ein kleines Speicherproblem.

    Keine Frage, ich wäre auch dafür, dass wir eine Alternative zu Atomkraft, zu fossilen Brennstoffen etc finden. Lösungen für eine bessere Welt. In meiner kleinen Welt tue ich auch viel dafür, weil mir nur die Wahrnehmung eines Problems eben nicht reicht.

  12. #12 Hobbes
    15. April 2016

    @Beobachter:
    Wie wäre es zum Beispiel zuerst aus der Kohlekraft aus zu steigen. Während direkt und indirekt etwa 200TWH*0,04Menschen/TWH durch Kernkraft pro Jahr umkommen sind es bei Kohle 200*100. Also 20000.
    Und da das dringenste Klimaproblem unserer Zeit ja die Klimaerwärmung ist sollte die CO2 Bilanz ja auch Berücksichtigung finden. Es gibt keinen Grund außer der Gefahr eines Supergaus die für Kohle und gegen Kernkraft in der Ausstiegsfolge sprechen würde. (Endlagerung ist ein generelles Problem. 10% Mehr Müll machen keinen Unterschied) Und diese Gefahr ist so absurd niedrig das sie auf keinen Fall 20.000 Tote pro Jahr wert seien sollte.
    Ich sehe Kernkraft nach wie vor als gute Übergangslösung um schnell unsere CO2 ziele zu erreichen (Ob wir diese erreichen müssen wenn kein anderer mitspielt sei mal dahin gestellt.)

  13. #13 Beobachter
    15. April 2016

    @ kari90, # 11:

    Bevor man etwas tun kann (für oder gegen etwas, Lösungen/Alternativen suchen), muss man die Problematik/den Sachverhalt doch erstmal erkennen/wahrnehmen, sich dafür interessieren.
    Viele Leute verschließen ganz bewusst vor Problemen die Augen oder es ist ihnen völlig gleichgültig.

    Es wäre mir lieber, mehrere Windkraftanlagen vor der Nase zu haben statt mehrere AKWs/Reaktoren (AKW Philippsburg und Karlsruhe in unmittelbarer Umgebung, AKW Neckarwestheim in mittelbarer Umgebung).
    Das technische Speicherproblem beim Solarstrom sollte so schnell wie möglich gelöst werden; vielleicht fehlt es da auch “nur” am politischen Willen.
    Der Öffentliche PersonenNahVerkehr (ÖPNV) und der Schienen-Gütertransport werden immer noch vernachlässigt, und statt dessen wird immer noch auf Individualverkehr/Gütertransport auf der Straße (neuerdings in der Luft per Drohne!) gesetzt.
    Jeder vernünftige Mensch sollte sich gut überlegen, ob er überhaupt (und zwingend) ein eigenes Auto braucht (egal, ob SUV, Kleinwagen oder E-Auto).
    Ich selbst komme seit Jahren ohne eigenen PKW aus und auch so überall hin, wo ich hin will – und dazu noch stressfreier und billiger.
    Jeder sollte bewusster und vernünftiger mit Energie und Rohstoffen umgehen.
    Wozu braucht jedes Familienmitglied einen eigenen Fernseher, jedes Jahr ein neues Handy/Tablet/Laptop; warum wird jede Tasse Kaffee per hipper, stylischer Edelstahl-Kaffeemaschine und Alu-Kapsel (G. Clooney läßt grüßen) aufgebrüht ?
    usw. etc.

  14. #14 Beobachter
    15. April 2016

    @ Hobbes, # 12:

    Das Ausgangsthema ist “Aktuell: Radioaktivität und Terrorismus”.
    Das Thema Kohlekraft, Kernkraft, Klimaerwärmung, CO2-Anstieg wurde andernorts und schon mehrfach ausführlichst und erschöpfend diskutiert.

    Anm.: Bezeichnend und bemerkenswert ist allerdings Ihr “Argument”:
    ” … Endlagerung ist ein generelles Problem. 10% Mehr Müll machen keinen Unterschied … “

  15. #15 Hobbes
    15. April 2016

    #13:
    Die Förderung für den ÖPNV ist wesentlich größer als für den Individualverkehr wenn man die Förderleistung vergleicht. Wenn man noch so schöne Sachen wie Steuern mit rein rechnet (Mineralöl, Kfz-Stezer etc.) Sogar um ein vielfaches.
    Der Verzicht auf Individualverkehr klappt übrigens nur in Ballungsgebieten. Außerhalb wird die Bilanz schnell negativ. 50% der Bevölkerung wird somit nie abkehren können.

    Das Speicherproblem ist bei weitem kein politisches. Wer dieses Problem technisch löst wird in kurzer Zeit zum reichsten Mann der Welt. Hier stecken mehrere Billionen an Gewinn (Ja Gewinn nicht Umsatz) drin. Allein in Deutschland würde eine solche Technologie mehr als 30 Mrd Jahresumsatz erzeugen. Die Forschungsenergie die da rein fließt ist unglaublich. Nur sind die theoretischen Möglichkeiten schon sehr begrenzt. Von der praktischen ganz zu schweigen.

    Was Kernkraftwerke durch WKAs ersetzen angeht. WKAs (Onshore) haben in der Realität trotz Voreinspeiserecht etwa 20% Vollaststunden. Man braucht also (bei 1Mwh Anlagen) etwa 7000 Stück um ein KKW zu ersetzen. Ohne Speicher. Um einen Ausgleich zu schaffen sind jede menge Leitungen etc. nötig. Aber Dagegen gibt es massig Protest (Nordlink).

    Ja der Ausbau der Windkraft ist richtig und wichtig. Windkraft hat das mit Abstand größte Potential von den EEs. Aber sobald mehr als 30% von Erzeugern kommen die auf externe Faktoren angewiesen sind geht es aktuell nicht weiter. Ein gutes Gesamtkonzept welches ohne Bürgerboykotte geplant werden könnte könnte eventuell 50% schaffen ohne den Wert durch massig Überproduktion (Voreinspeiserecht) zu verfälschen.

  16. #16 Hobbes
    15. April 2016

    #14:
    Sie haben sich doch auch nicht auf den Terrorismus bezogen.

    Ursprünglich ging es um Worstcase Szenarien was Terrorismus angeht und da ist das Ziel KKW eben kein gutes.
    Spielen wir mal einen solchen Anschlag durch. Inklusive Kernschmelze. Etwa 100 Bewaffnete schaffen es ein KKW zu stürmen und so lange gegen das Militär zu halten bis eine Kernschmelze zustande kommt. Also mehr 40 Stunden. Schon sehr unwahrscheinlich. Danach muss es so schlimm um alles stehen das diese Kernschmelze nicht in den Griff zu bekommen ist. Das gibt etwa 500Tote und 50Mrd schaden. Die besonderen politischen Konsequenzen sind nicht geben da der Ausstieg eh beschlossen ist. Die Chance für so ein gelingen würde ich selbst bei perfekt organisierter Terrorzelle bei weit unter 1% einschätzen.
    Wir gehen also von etwa 10Mio€ Auswirkungen pro Terrorist als erwartete Rendite aus (mit eingerechneten Risiko). Gegenüber stehen sehr hohen Ausgaben (Ich würde mal auf 100k bis 1 Mio tippen).

    Gegenvorschlaf: Bei der gleichen Menge Fanatiker. kleine Zellen a 3 Leute. Benzintanklaster wird auf der Autobahn geklaut in ein Wohngebiet in einer Großstadt gefahren alle Ventile geöffnet und gewartet. Das ganze passiert an 10 wichtigen Punkten in der Großstadt. An sämtlichen Feuerwachen der Umgebung wird einer mit ner AK stationiert.
    Ein schlag dieser Größe wird wohl auch nicht klappen. Aber wesentlich wahrscheinlicher als einer auf ein AKW. (Man braucht viel kürzere Planungszeit, die Anzahl der schweren Waffen ist weit geringer, dezentrale Gruppen möglich usw.) Wirtschaftlich dürfte es ähnliche Auswirkungen haben. Tote wären weit mehr. Die politischen Auswirkungen wären Gigantisch. Neben kriegerischen Ambitionen wären Bewachung von Feuerwachen und das überwachen aller Gefahrentransporte Pflicht. Und das ist nur ein Ersatzszenario welches ich mir in 15 Minuten überlegt habe. Leute die dafür leben dürften da noch kreativer werden.
    Schmutzige Bomben würde ich übrigens aus alten Röntgengeräten in der dritten Welt basteln.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Goi%C3%A2nia-Unfall

  17. #17 Beobachter
    15. April 2016

    @ Hobbes, # 16:

    “Sie haben sich doch auch nicht auf den Terrorismus bezogen. … ”

    Doch, in meinem 1. Kommentar hier – # 2:

    “Nach Tschernobyl, Fukushima, bei Tihange, Doel, Fessenheim, Philippsburg usw. –
    die Sicherheit des Betriebes von AKWs ist und bleibt fragwürdig.
    Auch ganz ohne konkrete terroristische Bedrohung und entsprechende spektakuläre Horrorszenarien (wie “Flugzeug auf AKW abstürzen lassen”, “AKW kapern und in die Luft jagen” etc.) –
    es reicht offensichtlich das Fehlverhalten einzelner AKW-Mitarbeiter oder auch Sabotage, um möglicherweise Störfälle unbemerkt zu machen oder sie auszulösen (welchen beherrschbaren oder unbeherrschbaren Ausmaßes auch immer). … ”

    Ist nur niemand darauf eingegangen.

  18. #18 Handlunsbedarf!
    16. April 2016

    Deutschland ist verglichen mit anderen Ländern relativ stark besiedelt. Der unkontrollierte Flüchtlingsstrom hat auch gefährliche Personen zu uns geführt. Beides zusammen ergibt ein hohes Gefährdungspotential, der Schutz der AKWs muss unbedingt verstärkt werden und die Bereitschaft zum ggf. militärischem Handeln gegen Angreifer. Es sind zusätzliche Mittel aufzuwenden, um das Gefährdungspotential zu reduzieren, es wird einiges kosten.

  19. #19 rolak
    16. April 2016

    relativ stark besiedelt

    Ach was, Handlunsbedarf!? Und ich dachte immer, in diesem Punkte wären wir dicht.

    Schutz der AKWs muss unbedingt verstärkt werden

    Genau! Noch ´ne Lage Beton drüber!

    Bereitschaft zum ggf. militärischem Handeln gegen Angreifer

    Inkl putativer Notwehr?

  20. #20 Tobias Cronert
    16. April 2016

    Erst mal vielen Dank für die ganzen inhaltsvollen Kommentare. Ich bin zur Zeit auf Dienstreise und kann daher leider nicht so einfach antworten, wie ich gerne wollte, aber lasst euch davon bitte nicht aufhalten.

    @Beobachter: Ich halte Gerechtigkeit für unsere größte Aufgabe, die wir bewätigen sollten. Wir haben die Möglichkeiten, dass alle Menschen satt und in Frieden leben können…. wir verteilen nur nicht richtig. Dazu gehört natürlich auch, dass wir eine lebenswerte Welt erhalten (ergo uns um unseren Atommüll kümmern), aber um eine lebenswerte Welt zu hinterlassen müssen wir überhaupt erst mal eine Welt hinterlassen.

    @Kari90: Eine gute Idee ist immer den Verbrauch zu senken und da ist gerade im Bereich Mikroelektronik viel möglich. Dazu leisten Forschungsreaktoren, wie der in Wien, einen wichtigen Beitrag, durch die Erforschung von neuen Speicher- und Prozessormaterialien mittels Neutronenstreuung.

    @Handlungsbarfs: Ich sehe absolut keinen Badarf die exisiterenden atomrechtlichen Einrichtungen besser zu schützen. Außer vielleicht einen Placeboeffekt, wie die Sicherheitskontrollen an Flughäfen. Aber ob man damit wirklich die Angst in der Bevölkerung bekämpft, oder evtl. noch erhöht mag ich nicht abzuschätzen.

    Ansonsten: Ich finde es toll, dass Deutschland aus der Atomkraft ausgestiegen ist, auch wenn dadurch leider ebenfalls den sehr wichtigen Forschungsreaktoren der Todesstoß versetzt wurde. Aber ob uns das dazu berechtigt unseren Nachbarn dieselben Meinung aufzuzwingen sehe ich eher nicht. Die Franzosen (und Belgier) habe da doch eine deutlich andere Meinung zu.

  21. #21 Beobachter
    17. April 2016

    @ Tobias Cronert:

    Üblicherweise wird Ihre Art der Argumentation bzw. der “Angstbewältigungsstrategie” bzgl. AKWs/GAUs von Kernkraft-Befürwortern ins Feld geführt, um zu “beweisen”, dass das persönliche Risiko einer persönlichen Schädigung äußerst gering ist, dass Kernkraft eine “saubere Energie”(-Form) darstellt, der Ausstieg völlig verkehrt sei und man am besten unseren Planeten mit AKWs plastern sollte, um eine weitere Klimaerwärmung zu verhindern und die CO2-Belastung zu stoppen.
    Alle bisherigen GAUs und AKW-Störfälle seien hinnehmbare “Kollateralschäden”, das ungelöste Atommüllproblem wird ignoriert.
    Nur so sei ein Fortbestand unseres Planeten, unseres Lebens darauf zu sichern, der globale “Energie-Hunger” zu stillen und das nötige wirtschaftliche Wachstum zu gewährleisten.
    Das Hinterlassen einer “lebenswerten Welt” sei also nur möglich mit (Ausbau der) Nutzung der Kernkraft.
    Ich bin erstaunt, dass Sie zu einem anderen Schluss kommen.

    Wenn wir in D unsere eigenen AKWs abschalten, aber weiterhin Atomstrom aus den Nachbarländern Frankreich, Belgien beziehen, ist das kurzsichtig und heuchlerisch.

    “Ich halte Gerechtigkeit für unsere größte Aufgabe, die wir bewätigen sollten. Wir haben die Möglichkeiten, dass alle Menschen satt und in Frieden leben können…. wir verteilen nur nicht richtig.”

    Wohl wahr … – wir verteilen “nur” nicht richtig und gerecht.
    Wie war das mit: “Wir sind die 99 %!” ?:
    https://de.wikipedia.org/wiki/We_are_the_99_percent

    “Für (mehr) Gerechtigkeit” steht als Forderung und Ziel in nahezu jedem Parteiprogramm und kann als vage Formulierung mit nahezu jedem beliebigen konkreteren Inhalt gefüllt werden – auch selbst und gerade z. B. AfD-Wähler würden diese Forderung sofort unterschreiben.

    Es ist ein “Allgemeinplatz”, aber keine Beschreibung der persönlichen “Prioritäten-Rangliste” des eigenen Denkens und Handelns.

    @ Handlunsbedarf!, # 18:

    Bevor man mehr Handlungsbedarf sieht und mehr Schutzmaßnahmen fordert, sollte man doch erst mal die schon bestehenden Sicherheitsvorschriften regelrecht umsetzen – was in mehreren Fällen nicht geschehen ist und gerade aktuell bekannt wird:

    https://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/nach-philippsburg-vorgetaeuschte-kontrollen-auch-im-akw-biblis–120782028.html

  22. #22 Beobachter
    17. April 2016

    Berichtigung # 21:
    Tippfehler:
    Es müsste oben natürlich pFlastern heißen.

  23. #23 Tobias Cronert
    17. April 2016

    Wenn ich eine konkrete Lösung für unsere globalen Probleme hätte wäre ich Politiker geworden. Bis dahin versuche ich effizientere Elektronik zu bauen um den Energieverbrauch zu senken… das kann ich konkret machen.

    Wie schon gesagt sehe ich das Risiko der Atomkraft wesentlich differenzierter, als z.B. meine Mutter, aber das ist ja jetzt nicht die einzige Komponente an der Geschichte. Niemand, der sich mit nuklearer Entsorgung beschäftigt hat kann ernsthaft von einer “saubere” oder gar “nachhaltigen” Energiequelle sprechen (ob es so eine gibt wage ich auch mal ernsthaft zu bezweifeln). Außerdem ist die Weiterentwicklung der Atomkraft zu effizienteren und besseren Methoden qausi in den 80gern stehengeblieben. Meiner Meinuing nach ist der Zug da abgefahren… aber ich halt halt auch nicht wirklich was mit Energie(produktion) zu tun.