Wie schützt man kommende Generationen vor dem Atommüll, den die unsrige heute verbuddelt hat? Dafür gibt es massenhaft Ansätze, aber auf die Katzenlösung bin ich von einem guten Freund aufmerksam gemacht worden, welcher sich lustigerweise unter dem Pseudonym “Gargarmels Cat” im Netz herumtreibt.
Dieser empfahl mir einen Podcast (https://99percentinvisible.org/episode/ten-thousand-years/), welcher sich mit der Problematik der Atommüllendlagerung in den USA auseinandersetzte und auch außerhalb der Katzenproblematik (bzw. Lösung) recht interessant ist.
Kurzum es ging um die Fragestellung, wie man bei einem Atommüllager kommende Generationen für die nächsten 10000 Jahre effektiv davor warnt, dass diese Gegend hier gesundheitsgefährdend ist und man besser nicht siedeln oder buddeln sollte. Dabei waren die groben Parameter, dass eine solche Warnung auch noch in einem postapokalyptischen Szenario verständlich sein sollte, falls wir es schaffen würden unsere Zivilisation (und solche Errungenschaften, wie schriftliche Überlieferung) zu Grunde zu richten.
Dabei muss ich gestehen, dass ich es natürlich recht nobel finde unsere Nachfahren vor dem zu schützen, was wir so verbocken (fast so gut, wie es gar nicht erst zu verursachen), aber irgendwie schleicht sich da bei mir immer der Gedanke ein, dass besagte Nachfahren nach dem Zivilisationskollaps ganz andere Probleme haben werden, als vermodernde Atommüllfässer. Aber dieses Fass der „Nachhaltigkeit“ werde ich in diesem Rahmen garantiert nicht auf machen und es mir für spätere Diskussionen aufsparen.
Während nun die meisten Wisseschaftlerinnen und Sci-Fi Autorinnen, welche an der Kommissionssitzung beteiligt waren, für eine Lösung mit Piktogrammen auf Steintafeln plädierten (so wie bei den ägyptischen Pyramiden „hier nicht buddeln, sonst überkommt euch der Fluch des Pharao“) brachten zwei Philosophen die Eingangs erwähnte Katzenlösung mit ins Spiel. Sie gehen davon aus, dass jedwede Schriftform oder bauliche Veränderung in den 10000 Jahren kommender Kultur derart stark verändert wird, dass selbst eine solch einfache Nachricht, wie „hier nicht buddeln sonst passieren böse Dinge“ dermaßen verfälscht wird, dass die Wahrscheinlichkeit sogar recht hoch ist, dass besagte Maßnahmen sogar noch zu einem gegenteiligen Effekt führen. Daher schlugen sie vor die Warnung vor der Radioaktivität in der menschlichen Gesellschaft selber zu verankern. Dazu würde man einen treuen Weggefährten der Menschheit (manche würden Herrscher sagen) genetisch derart modifizieren, dass sie ihre Fellfarbe wechseln, wenn sie Radioaktivität ausgesetzt sind. So würde z.B. eine sandfarbene Katze knallrot oder pechschwarz werden, sobald sie einer gefährlichen Menge an Radioaktivität ausgesetzt ist. Gleichzeitig würde man Geschichten erfinden, Bücher schreiben und Filme drehen mit denen im kollektiven Gedächtnis der Menschheit eine einfache Botschaft verankert wird „Wenn die Katze ihre Farbe verändert, dann ist das schlecht.“ Die Idee dahinter ist, dass solche kulturellen „Eigenschaften“ wesentlich resistenter gegenüber Veränderungen sein sollen, als Schriften oder bauliche Zeugnisse.
Nun ja, ich bin keine Sozial- oder Geschichtswisseschaftlerin und kann nur Stammtisch-Spekulationen zu der Effektivität eines solchen Planes abgeben, aber die Möglichkeit einer radioaktiven Detektorkatze finde ich natürlich super. Grundsätzlich ist das auch gar nicht mal so abwegig. Es gibt eine große Bandbreite an Substanzen, die bei den unterschiedlichsten Arten von ionisierender Strahlung ihre Farbe ändern und manche (sehr sensitive) Detektormethoden, wie z.B. die Flüssigszintillation, basieren genau auf diesem Wirkprinzip. Neben der „simplen“ Farbänderung gibt es dann natürlich auch noch die Radiolumineszenz, die bestimmte Stoffe zum Leuchten anregt und Inspiration für viele „verstrahlte Sachen leuchten“ Phänomene aus Film und Fernsehen ist. Wie man jetzt genau die Farbpartikel in die Katze bekommt und welche Verrenkungen für die genetische Weitergabe erforderlich sind mag ich ebenfalls nicht beurteilen, aber ich bin mir relativ sicher, dass solche ein Programm im Rahmen der kollektiven Budgets, über die wir hier reden, möglich ist.
Der riesige Vorteil eines solchen „biologischen Detektors“ für ionisierende Strahlung ist nicht nur der unmittelbare Nachweis von Radioaktivität (wenn die Katze plötzlich schwarz wird haben wir ein sehr großes Problem) sondern eben der wesentlich wichtigere Langezeitnachweis. Wenn die Katze mit den neuen Siedlern zusammen wohnt und sich z.B. auch das Essen teilt, dann würde es einen Nachweis für den sehr viel wichtigeren Effekt der Aufnahme von radioaktiven Partikeln in den Körper geben. Es könnte an einem langfristigen Farbwechsel der Katze (z.B. über den Lauf eines Jahres) festgestellt werden, dass das neue Siedlungsgebiet vielleicht doch gar nicht so gut ist, wie man zunächst gedacht hatte und sich nach einer entsprechenden anderen Möglichkeit umsehen, bevor allzugroße gesundheitliche Nebenwirkungen auftreten.
Ohne auf die Problematik eingehen zu wollen andere Lebewesen zu unserem Vorteil genetisch zu verändern finde ich die Idee eins solchen „biologischen Dosimeters“ (statt einer Katze wären ja auch einfache Pflanzen oder Bakterien denkbar) sehr interessant. Aber letztendlich ist es nur darauf ausgelegt die biologische Gefährlichkeit für uns selber abzuschätzen und somit uns selber vor den Geistern zu schützen, die wir so heraufbeschworen haben.
Außerdem möchte ich natürlich für jede, vom Strahlenschutz überwachte Wissenschaftlerin eine weiße Katze haben die bei jeglichen Arbeiten im Kontrollbereich mitgeführt werden muss und im Zweifelsfall vor zu hoher Strahlenbelastung warndt. Das würde die alltägliche Arbeit nochmal wesentlich… interessanter gestalten.
Katzen in der Physik:
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