Ein Reporter fährt in ein Krisengebiet und will sich vorher einen Geigerzähler für 60€ im Internet kaufen, um bei der Gelegenheit nach Uranmunition zu suchen. Um solche Fragen, wie “Geht das überhaupt?” und “Was muss ich dabei beachten?” zu beantworten, muss ich aber schon mal ein wenig weiter ausholen und einen eigenen Artikel schreiben – diesen hier. Dabei begebe ich mich allerdings schon auf recht gefährliches Terrain, denn meine Mutter liest hier auch von Zeit zu Zeit mit und die hat schon recht oft vor irgendwelchen amerikanischen, britischen, oder belgischen Truppenübungsplätzen gegen die Benutzung solcher Munition demonstriert. Wenn sie nun erfährt, dass ich mittlerweile sowas messen kann, werde ich wohl ein paar zukünftige Wochenenden mit dem Geigerzähler im Hochmoor verbringen dürfen, anstatt friedlich mit meinem Protestschild im Kinderwagen sitzen bleiben zu können. Naja, aber das ist ein Risiko, was ich bereit bin für meine treue Leserschaft einzugehen.
Also grundsätzlich wird abgereichertes Uran in Munition verwendet, weil es schwerer als Blei ist und dadurch beim Verschießen mehr kinetische Energie übertragen kann (wie ich hier schon einmal ausführlich geschrieben hatte). Die Radioaktivität spielt dabei nur eine sehr untergeordnete Rolle. Dies kommt vor allem daher, dass Uran 238 eine sehr lange Halbwertszeit hat und da gilt natürlich wieder die Faustformel: Je länger die Halbwertzeit, desto geringer die Strahlendosis (Aktivität). Außerdem schickt Uran hauptsächlich Alpha-Strahlung raus. Diese ist zwar sehr gefährlich, wenn sie verschluckt wird oder sonstwie in den Organismus hinein kommt, aber von außen würde sie noch nicht mal die menschliche Haut durchdringen.
Weil sie eben schon von einem Blatt Papier abgeschirmt wird, ist sie auch mit einem Geigerzähler nur sehr schwer (bzw. gar nicht) zu entdecken und wenn Uranmunition nur aus reinem, abgereicherten Uran bestehen würde, dann hätten wir keine Möglichkeit sie mit einem Geigerzähler aufzuspüren. Aber glücklicherweise zerfällt Uran ja in eine Menge anderer Elemente, die auch wiederum radioaktiv sind und diesmal Gamma-Strahlen aussenden. Diese Gamma-Strahlen kann ich nun selbst mit einem Geigerzähler von Amazon messen und damit sagen: “Ja, dieses Geschoss hat Teile aus abgereichertem Uran” (bzw. DU für “depleted Uranium”).
Genug der verschwurbelten Worte, ich fange einfach mal mit einer praktischen Demonstration an. Hier habe ich zwei handelsübliche Detektoren vom Internet-Versandhändler (über die ich hier schon mal einige längere Rezensionen geschrieben hatte) und ein Stückchen abgereichertes Uran (ca. 4g). Zuerst kommt der SGP-001 zum Einsatz und bei einem Messintervall von 3 Minuten und einem Abstand zum Uran von ca. 10cm sieht man rein gar nichts. Selbst ein längere Messzeit detektiert nur die natürliche Hintergrundstrahlung der Umgebung und keine zusätzlichen Counts, die vom Uran ausgelöst werden. Ganz anders dagegen der GMC (Geiger Müller Counter). In 30cm Entfernung detektiert er 24CPM (0,2µSv/h), in 20cm 48CPM(0,36µSv/h), in 10cm 150CPM (0,94µSv/h) und in 5cm 200CPM (1,3µSv/h) bei einem Untergrund von 12CPM (0,1µSv/h). Das ist nicht wirklich viel, wie man am Vergleich zu einem Ziffernblatt mit radioaktiver Farbe sieht (mehr als 10 mal so viel Strahlung (rechts)). Eine Gewehr”kugel” aus Uran würde so ca. 20 Gramm wiegen, so dass das Signal vielleicht zwei- oder dreimal so stark ist, wie in meinem Beispiel, aber viel ist das immer noch nicht (bzgl. des Gewichtes von DU-Muntion gibt es auch noch viele Infos in den Kommentaren)
Was heißt das jetzt für die konkrete Anwendung? Also wenn ich zwei Patronen habe und herausfinden möchte, welche von den beiden ein Geschoss aus Uran und welche aus Blei (oder einem anderen Metall) hat, dann kann man einfach den Geigerzähler daneben legen, die Messwerte vergleichen und sagen, “das Ding, das strahlt, besteht aus DU”. Wenn ich nun Teile von Gewehrkugeln aus einer Wand herauspule, dann wird das meistens auch noch möglich sein, aber nicht immer. Da kommt es dann darauf an, wieviel von der Kugel noch übrig ist und wieviel anderes Material da noch im Messbereich herumfliegt. Uranpulver und Abrieb, der von der Benutzung übrig geblieben ist, wird man so nicht aufspüren können. Da reicht dann der Geigerzähler von Amazon für 120€ nicht mehr aus und man braucht wesentlich professionelleres Equipment.
Genauso, wenn es darum geht eine Kugel in einem Schutthaufen zu finden. Wie oben bei dem Beispiel gesehen, muss man schon ca. 10cm an die Kugel ran um durch ein deutliches Klick-Geräusch zu merken, dass dort etwas ist. Das wird auch tendenziell schlimmer, wenn noch Sand, Steine oder ähnliches zwischen dem DU und dem Geigerzähler liegen. Im Internet findet man viele Erfahrungsberichte von Leuten, die im Erzgebirge mit dem Geigerzähler nach Pechblende (Uranhaltigen Steinen) suchen. Die Suche nach Uranmunition ist schwieriger, weil das Uran abgereichert ist (daher nicht mehr so viel strahlt), stärker komprimiert wurde (Eigenabschirmung, Punktstrahler) und oft einfach aus weniger Material besteht.
Ein Labor mit einem energieaufgelösenden Gamma-Detektor kann allerdings noch die kleinsten Mengen Uran auch in Sand oder Schutt nachweisen. Will heißen, wenn ihr ernsthaft daran interessiert seid, dann könnt ihr gerne eine Probe des Sandes vor Ort mitnehmen und diese in ein Labor einschicken. Da solltet ihr dann aber auch mit mehreren hundert Euro pro Messung rechnen (oder gar >1000€, falls ihr die Ergebnisse ausführlicher haben wollt).
Wenn ihr keinen Detektor habt, dann könnt ihr auch einfach die Dichte des suspekten Materials messen. Die Dichte von Uran ist sehr eindeutig und unverwechselbar und auch wenn ihr mit einem Geigerzähler gemessen habt, ist eine Dichtemessung zusätzlich auch immer eine gute Idee.
Abschließend bleibt mir dann nur noch übrig, euch viel Erfolg beim Suchen wünschen. Bitte beachtet ein paar fundamentale Sicherheitsrichtlinien beim Umgang mit DU (nicht dran lecken, nicht einatmen, Handschuhe anziehen, falls ihr sie anfassen wollt etc. pp.) und verschickt sie nicht mit der Post. Im Zweifelsfall liegt die Freigrenze für Uran bei 0,7g, so dass alles darüber vor dem Gesetz als radioaktiv gilt und nach Strahlenschutzgesetz behandelt werden muss.
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