Die Vorweihnachtszeit hat angefangen und da kann man auch ruhig schon mal etwas emotional werden. Mich hat es letzten Freitag recht unvorbereitet getroffen, als ich spät Abends von einer Dienstreise nach Dresden zurück gekommen bin und im Forschungszentrum unvermittelt vor meinem neuen Labor gestanden habe, denn wirklich gerechnet hatte ich damit jetzt nicht. Ich wusste zwar, dass ich für die anstehende Evaluierung in der POF (Projektorientierten Förderung) eines der alten Labore bekommen sollte, um dort meinen kryogenen Wasserstoffmoderator aufzubauen und vorzustellen, aber dass das jetzt auch wirklich passiert, während ich unterwegs war … das war eine echt positive Überraschung.

Aber fangen wir einmal vorne an. Ich habe vor ca 3,5 Jahren beim Forschungszentrum Jülich angefangen und war die erste Person, die Vollzeit an dem sog. HBS-Projekt, der kompakten hochbrillianten Neutronenquelle der Zukunft, gearbeitet hat (von der ich hier auch schon mal öfter berichtet hatte). Natürlich gab es noch andere Leute, die an dem Projekt gearbeitet haben, aber ich war die erste Jülicher Vollzeitstelle, die extra dafür ins Leben gerufen wurde. Aktuell ist unsere kleine Gruppe auf 5-6 Wissenschaftler angewachsen, die sich ausschließlich um dieses Projekt kümmern und einige weitere, die spezielle Aufgaben wahrnehmen. Wir haben Publikationen geschrieben, Experimente gemacht, Patente beantragt und erste Prototypen gebaut, aber der richtige Durchbruch, eine Testfacility, lässt aktuell noch auf sich warten.

Unter anderem deswegen steht mein Neutronenmoderator zur Zeit an der TU Dresden und nicht irgendwo bei uns auf dem Gelände und außer meinem Nobelpreisträgerbüro vagabundiere ich in Jülich immer nur durch die Labore von meinen Kollegen, um ihnen Dinge zu klauen oder auszuleihen. Wahrscheinlich deshalb ist mein erstes eigenes Labor so eine große Sache für mich. Zugegeben es sind nur 45m^2 mit einem kleinen Kran, Waschbecken, Strom, Druckluft, Kühl- und Normalwasser … aber immerhin. Hier kann ich endlich die Wände mit PhD-Comics und Internet-Memes vollkleben und die Schränke mit meinen halbfertigen Ideen vollmüllen. Wahrscheinlich macht es für Außenstehende nicht viel Sinn, aber ich freue mich total und wollte euch hier an meinem Glück teilhaben lassen.

PS: Diesen Artikel habe ich Mitte Dezember geschrieben und bin nicht mehr dazu gekommen ihn rechtzeitig zu veröffentlichen. Jetzt ist er mir im Rahmen meiner Aufräumarbeiten in die Hände gefallen und ich wollte ihn euch nicht vorenthalten.

Kommentare (13)

  1. #1 tomtoo
    16. Januar 2018

    Wie geil ist das denn ?
    Gratuliere !

    Da wirste wohl das ein oder andere Neutrönchen auf Abwege bringen. : )

  2. #2 Onkel Michael
    https://onkelmichael.wordpress.com
    16. Januar 2018

    Ich hoffe, dass bei dem Büro auch ein richtiges Telefon dabei ist 😀

  3. #3 Tobias Cronert
    16. Januar 2018

    Auch rückblickend bin ich immer noch sehr geflashed von dem Gefühl MEIN Labor zu haben.

    Neutronen wird es da zwar keinegeben, weil das aus Strahlenschutztechnischer Sicht nicht möglicht ist, aber dafür hat ein Kollegen noch einen speziellen Keller. Da werde ich dann auch mal bei Gelegenheit drüber schreiben.

    Ein Telefon hat das Labor auch und man kann damit sogar nach draußen telefonieren, was im Forschungszentrum nicht selbtverständlich ist … mein Büro hat auch ein Telefon und das ist wirklich noch mal etwas besonderes, aber auch Teil eines anderen Geschichte, die noch erzählt werden muss.

  4. #4 RPGNo1
    16. Januar 2018

    Glückwunsch! My office is my castle. 🙂

  5. #5 RPGNo1
    16. Januar 2018

    Äh, ich meine natürlich “my laboratory is my castle.” Sorry.

  6. #6 tomtoo
    16. Januar 2018

    @Tobias
    “””..Neutronen wird es da zwar keinegeben..”””

    Sach mal was scheibst du denn da ? Bin der Überzeugung da gibts einen ganzen Haufe voll.
    Gut nich sooo viel freie. ; )

  7. #7 Tobias Cronert
    16. Januar 2018

    Ums mal mit den Worten von Ernst Mach zu sagen: „Hams ans g’sehn?“

    … aber ich glaube du hast natürlich recht.

  8. #8 2xhinschauen
    17. Januar 2018

    Gratulation auch von einem Jülicher, der geboren wurde, als das FZJ GfKf hieß und der wegzog, als es die KFA war *seufz immer weiter immer weiter…

    Gibt es eigentlich einen Termin für den nächsten Tag der offenen Tür? Habe auf der Website auf die Schnelle nichts gefunden.

  9. #9 rolak
    17. Januar 2018

    Fröhliches Inbeschlagnehmen!

    Und selbstverständlich war das mein erster Gedanke ;·)

  10. #10 Alderamin
    17. Januar 2018

    Gratulation zum eigenen Labor!

    Und jetzt hüte Dich vor den Kollegen ohne Labor, die sich jetzt ständig Dinge bei Dir ausleihen wollen oder es ohne zu fragen tun. Sonst kriegt Dein Labor nachher Beine… 😉

  11. #11 Tobias Cronert
    17. Januar 2018

    … hihi, ja, mein altes Ich ist jetzt mein größter Feind (wie so oft *g*). Ich muss mich auch vor den Leute hüten, die jetzt ihre Sachen zurück haben wollen und eine feste Anlaufstelle haben. Das Labor hat so eine tolle, alte”Achtung Magnetfald an”-Warnlampe, die die Tür auch für Zugang von außen verrigelt. Ich muss unbedingt mal gucke, wie ich die angesteuert bekomme.

    @rolak: Ja, mein erster Impuls war auch wild kichernd bunte Flüssigkeiten ineinander zu schütten … und ist es teilweise immer noch 😉

    @2xhinschauen: Ja, das FZ hat schon etwas hinter sich. Ich werde mich redlich bemühen an den zukünftigen Kapiteln etwas mitzuschreiben. Einen konkreten Termin für den nächsten Tag der offenen Tür gibt es noch nicht, aber ich werde sicher noch mal hier Werbung machen. Bislang war es immer alle drei oder vier Jahre. Das würde dann 2019 oder 2020 heißen.

  12. #12 tomtoo
    17. Januar 2018

    Regel Nummer 1.
    Kaffeekasse aufstellen.
    Regel Nummer 2
    Für zahlungsunwillige ein dezentes Schild, das auf einen Deathbeam hinweist aufstellen .

    ; )

  13. #13 2xhinschauen
    18. Januar 2018

    @Tobias
    Danke fürs Bemühen! Das ist aber noch lang *seufz … ich will doch als Steuerzahler und Hauptfinanzier nur mal sehen, wie’s meinen schönen Euros so geht bei Euch 🙂 Außerdem ist der “Tag der Neugier” auch immer ein bisschen emotional für mich… andere Verbindungen zum Forschungszentrum habe ich halt nicht mehr, wenn Du verstehst.