Grundsätzlich funktioniert das mit strahlungsresistenten Krebszellen genauso, wie mit Bakterien, die gegen Antiobiotika resitent werden. Von den vielen Tumorzellen sind ein paar strahlungsresistenter und ein paar weniger. Die Resistenten überleben ggf. eine Strahlentherapie und wenn sie sich dann vermehren, geben sie diese Fähigkeit weiter und darüber hinaus können sie “Nachkommen” haben, die durch zufällige Modifikationen noch strahlenresistenter werden, als die Vorgänger usw. usw..

Dieser Effekt ist bekannt, wird erforscht, ist in der Alltagspraxis aber eigentlich ziemlich egal. Denn im Gegensatz zu antibiotikaresistenten Bakterien werden strahlenresistente Zellen nur in den seltensten Fällen zu einem Problem. Das liegt vor allem daran, dass dieser Effekt bei Tumorzellen ein gutes Stück langsamer von statten geht und man sie auch sonst immer noch klein bekommt, wenn man es drauf anlegt. Denn “Strahlenresistenz” heißt eigentlich nur, dass die entsprechenden Zellen mehr Reparaturmechanismen haben um ihre, von der Strahlung geschädigte, DNS wieder zu reparieren. Nun kann man aber immer hingehen und durch mehr Strahlung (oder bessere Strahlung mit mehr Energieübertrag, wie z.B. Partikelstrahlung) mehr Doppelstrangbrüche (im Vergleich zu oxidativem Stress) erzeugen, was letztendlich jeden Reparaturmechanismus überlastet … oder man benutzt zusätzlich eine Chemotherapie, die den Tumor-Zellen auf eine andere Art den Gar ausmacht.

 

Alle “Kurz notiert:” Artikel gibt es hier.

Kommentare (5)

  1. #1 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/2018/06/01/kreuzpflicht-in-bayern/
    8. Juni 2018

    Ein wichtiger Unterschied sollte sein, dass die meisten Leute sich nach einer Strahlentherapie nicht mehr fortpflanzen, so dass sich die Zellen nicht über den einen, befallenen Körper hinaus ausdehnen – oder?

  2. #2 Tobias Cronert
    8. Juni 2018

    Äh ja, natürlich. Die Krebszellen kommen nicht aus dem Körper des Patienten heraus … was natürlich die Behandlung wesentlich einfacher macht und auch keine globalen Resistenzen entstehen, die “immer nur schlimmer” werden. Bei den Strahlenresistenten Krebszellen endet die Evolution quasi mit dem jeweiligen Patienten und jeder neue Fall fängt von vorne an.

    Sorry

    Das würde übrigends auch (weitestgehend) für Leute gelten, die sich noch nach einer Strahlenstherapie noch fortpflanzen, weil die Strahlenresistenz in den meisten Fällen nicht die Gonaden (Eizellen, Spermazellen) betrifft und somit nicht vererbt wird.

  3. #3 JW
    8. Juni 2018

    Apropos Gonaden: Zuträglich für die Fortpflanzungsfähigkeit sind die meisten Therapien auch nicht. Oder hat sich das mittlerweile verbessert. “Klassische” Chemotherapeutika gehen ja im wesentlichen auf sich schnell teilende Zellen. Spezifische Antikörpertherapien gibt es hier ja wohl noch nicht.

  4. #4 Karl Mistelberger
    8. Juni 2018

    Seit der Jahrtausendwende reift nun aber eine immunologische Alternative zu den herkömmlichen Bekämpfungsstrategien: neue Ansätze der Immuntherapie, um gezielt die Schutzmechanismen des Körpers gegen Krebs zu stimulieren. 2013 feierte die Fachzeitschrift “Science” diese Herangehensweise als “wissenschaftlichen Durchbruch des Jahres”. Der deutsche Mediziner, Krebsforscher und Nobelpreisträger Harald zur Hausen spricht von einem “Ansatz, der uns in die Zukunft führt”. Der Grund für diese Euphorie waren verschiedene Patientenstudien, in denen die Teilnehmer mit Hilfe von gentechnisch modifizierten Immunzellen oder mit einer Antikörpertherapie wieder krebsfrei wurden. Die Heilungen kamen fast einem Wunder gleich, waren die Betroffenen doch bereits schon austherapiert – ergo: Ihre Tage waren eigentlich gezählt.

    https://www.spektrum.de/news/krebs-immuntherapie-mit-crispr-cas9/1438379

  5. #5 Tobias Cronert
    8. Juni 2018

    @JW: Ja, Strahlentherapie wirkt wie Zytostatika vorwiegen auf sich schnell teilende Zellen, aber zumindest bei der Strahlentherapie ist das nicht zwangweise das Todesurteil für die Fortpflanzungsfähigkeit. Bei Zytostatika muss man aufpassen, dass man keine Chromosomenfehlbildungen an Kinder weitergibt. Bei Strahlung sind die geschädigten Keimzelen idR. nicht fortpflanzungsfähig, so dass keine Schäden weitergegeben werden. Da werde ich auch auf jeden Fall mal einen Artikel zu schrieben. Aber eine gute medizinische Untersuchung sollte aus jeden Fall vorgenommen werden.

    Karl Mistelberge: Ja, da gibt es echt tolle Sachen. Ein Studienkollege von mir arbeitet mittlerweile bei einer Firma, die solcherart spezialisierte T-Zellen erforscht und herstellt. Da wird noch viel kommen, glaube ich.
    https://www.miltenyibiotec.com/DE-en/applications/t-cells/engineered-t-cells.html