Die Transplantation kommt in greifbare Nähe und ich muss sagen, ein wenig aufgeregt bin ich ja schon. Also ganz konkret komme ich am Montag wieder ins Krankenhaus und beginne dann erst mal mit drei Tagen Strahlentherapie (worauf ich mich ehrlich gesagt schon ein wenig freue *g*) und dann gefolgt von einer recht harten Chemo, um auch noch die letzten Zellen meines eigenen Immunsystems platt zu machen, bis dann den kommenden Dienstag die Transplantation erfolgt.
Wie schon gesagt, bin ich schon ein wenig aufgeregt, weil da an den verschiedensten Stellen ja schon einiges schief laufen kann. Wenn sich mein Spender am Wochenende noch kurzfristig anders entscheidet oder einen Verkehrsunfall hat… ja, dann habe ich ein Problem. Dann habe ich erst mal eine tödliche Dosis Strahlung und Senfgas im Körper und die eigentliche Heilung ist nicht mehr vorhanden. Ja, da kann man drum herum arbeiten, aber der Plan B ist nicht wirklich toll und wird eine Menge mehr Nebenwirkungen haben als der ideale Verlauf sowieso schon hat.
Beim idealen Verlauf würde ich dann auch erst mal zwei Woche isoliert platt liegen, bis das neue Immunsystem anfängt zu arbeiten und neues Blut zu produzieren, was mein Körper dann benutzen kann für so triviale Sachen wie Sauerstofftransport, Wundheilung und Regeneration und ja, natürlich auch Abwehr von Bakterien, Viren und Pilzen. Aber das liegt ja noch gut zwei Wochen in der Zukunft, darüber kann ich mir dann Gedanken machen, wenn es soweit ist.
In den letzten Wochen war ich grundsätzlich zwar zu Hause, bin aber jeden gefühlten zweiten Tag von Arzt zu Ärztin getingelt, um alle möglichen Sachen abzuchecken und herauszufinden, ob mein Körper (und Geist) die Transplantation auch verkraftet. Ultraschall von Herz, Leber und lymphatischen System (wieder einmal von jungen Medizinstudenten, die an mir üben durften), Zahnarzt (ich habe Zähne), Augenarzt (ich kann sehen… welch eine Überraschung) und alles andere, was man sich noch so vorstellen kann. Darunter waren (aufgrund von Kommunikationsfehlern bei der Terminvergabe) auch direkt zwei Besuche in der Psychoonkologie, wobei aufgrund von Urlaubsreisen die beiden Kolleginnen ihre Befunde meines Gemütszustandes nicht gegenseitig kommunizieren konnten, so dass ich zwei schöne unabhängige Beurteilungen meiner geistigen Verfassung habe. Ich habe also zwei offizielle deutsche Dokumente, die festellen, dass ich kein Psychopath oder Soziopath bin (my doc had me tested). Ich bin auch ein wenig überrascht. Mein Jugendfreund aus der Schule (mittlerweile Psychotherapeut) behauptet da seit 20 Jahren was anderes, beteuert aber immer, dass er mir jegliche Diagnose unterschreiben würde, die ich brauche.
Was gibt es sonst noch Neues? Ich bin gerade dabei meine Sachen fürs Krankenhaus zu packen und habe natürlich auch meine Geigerzähler und sonstige Messelektronik mit reingeschmissen. Das Vorbereitungsgespräch für die Bestrahlung war auch schon sehr interessant, aber da habe ich erstmal nur die Strahlenmedizinerin kennen gelernt und weil wir ins Plaudern gekommen sind, auch wesentlich mehr Zeit zusammen verbracht als eigentlich eingeplant. Aber beim eigentlichen Termin werde ich dann wohl die Strahlenphysikerin der Uniklinik und den Chefingenieur kennen lernen… hat man mir zumindest versprochen. Immerhin ist meine Bestrahlung selbst hier etwas Außergewöhnlicheres.
Mit meinen Artikeln komme ich momentan nicht so toll weiter, aber das war ja zu erwarten und habe ich auch mehr oder weniger angekündigt. Die Hoffnung ist, dass ich dass dann während der Regenerationszeit, wenn ich noch nicht vollständig wieder in Jülich in meinem eigentlichen Job angekommen bin, aufholen kann. Nun ja, die Hoffnung stirbt zuletzt… oder so.
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