Stammzellentransplantation? So weit, so unspektakulär … zumindest für die lebensrettende Maßnahme, die es eigentlich ist. Heute Morgen hat man mir also einen Beutel Blut angehängt, in dem (angeblich, ich hab jetzt nicht nachgeguckt *g*) 63,5 Millionen Stammzellen herumschwimmen, deren Oberflächenbeschaffenheit derart mit meinem Körper kompatibel ist, dass sie wohl hoffentlich in meinem nun leeren Knochenmark anwachsen und vom heutigen Tage an für mich Blut produzieren. Ich bin noch ein wenig geschlaucht von den Chemotherapien der letzten Tage, aber grundsätzlich fit, das heißt, die Strahlentherapie hat noch nicht reingehauen und ich befinde mich noch in meiner Pseudo-Walking-Ghost-Phase.

Viele andere Transplantationspatienten beschreiben den Tag 0 als wichtiges, wegweisendes Ereignis, laden Freunde und Familie ein und feiern sogar einen zweiten Geburtstag. Fehlendes Drama kann man mir nun echt nicht vorwerfen, aber irgendwie kann ich den Hype da nicht wirklich nachvollziehen. Ich hatte mich wesentlich mehr auf die Bestrahlung gefreut, aber das wird wohl meinen persönlichen Präferenzen geschuldet sein.

TransplantationDaher werde ich diesen Tagebucheintrag auch eher kurz halten, weil ich beim besten Willen kein physikalisches oder naturwissenschaftliches Thema finden kann, dass sich einfach mit der Transplantation verknüpfen lässt. Ja, natürlich kann man über Stammzellen ganze Bücher füllen, aber das ist absolut nicht mein Fachgebiet. Während ich mich in einige Bereiche der Zytostatika und zellinternen Mechanismen bei Tumorzellen noch reingelesen habe (und mir daher den Luxus genehmige, darüber hier zu schreiben), werde ich das sicherlich nicht mit Stammzellen machen. Für mich reicht es zu wissen, was meine Stammzellen können, ohne das irgendwie ausweiten zu müssen und daher gilt im Zweifelsfall, wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Schnauze halten.

In dem Sinne bis zum nächsten Artikel, beste Grüße

Tobi

 

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Kommentare (19)

  1. #1 Klaus
    6. November 2018

    Viele Glück!
    Vielleicht schaffe ichs ja endlich mal mich als Knochenmarkspender registrieren zu lassen!

  2. #2 RPGNo1
    6. November 2018

    in dem (angeblich, ich hab jetzt nicht nachgeguckt *g*) 63,5 Millionen Stammzellen herumschwimmen

    Was denn? Wo bleibt der Forschergeist? Los geht es mit dem Zählen! 🙂

    Spaß beiseite: Toi, toi, toi, dass die Therapie so anschlägt, wie vorhergesagt. Ich drücke weiterhin die Daumen

  3. #3 zimtspinne
    6. November 2018

    Tobi,
    ich hatte eben so ein Bild in meinem Kopf, wie du den neuen Stammzellen gut zuredest, damit sie auch brav ‘anwachsen’ und nicht rumzicken …. was mich zu der Frage bringt: Heißt es für dich wie bei Organtransplantationen Immunsuppressiva oder gilt das für die Stammzelltransplantation nicht (oder nicht so pauschal..)?

    Ich drücke dir weiterhin alle verfügbaren Daumen, und verabschiede dich schon mal vom Ghostdasein (man könnte meinen, du findest das glatt ein bisschen cool 😉 ).

    @ Klaus
    ich hätte eigentlich eine stark erhöhte Wahrscheinlichkeit, dafür herangezogen zu werden (mehrfach betroffene Verwandtschaft), aber bisher nicht der Fall. Manchmal habe ich ja Zweifel, ob das alles so ganz richtig abläuft, da Verwandte doch an sich zuerst in Betracht gezogen werden müssten/sollten…. vor Fremdspendern.
    Vielleicht ist die familiäre Häufung ja sogar auch ein Ausschlusskriterium… ich werde das bei Gelegenheit mal erfragen.

  4. #4 SkeptikSkeptiker
    6. November 2018

    Vielleicht mal von der anderen Seite betrachtet. Wenn man als Stammzellspender registriert ist, passiert in den allermeisten Fällen – nichts. Oder man bekommt dann irgendwann einen Brief, dass man in die allerengste Auswahl für einen Patienten gekommen ist. Nochmal Fragebögen über Fragebögen, um Risiken für den Patienten auszuschließen. Und ein Päckchen mit Röhrchen, die man beim Hausarzt mit seinem Blut füllen lassen muss – für abschließende Labortests. Und natürlich die Belehrung über den Ablauf der Spende, Risiken und die letztendliche Frage, ob man wirklich bereit ist. Man ist da auch schon ganz schön aufgeregt, das zieht sich über Wochen hin. Aber dann war ich wohl doch nicht der “perfekte” Kandidat. Schade eigentlich.

    Vielleicht hat ja jemand das Procedere bis zum Schluss erlebt?

  5. #5 tomtoo
    6. November 2018

    Für den Fall das es doch nur 63499999 waren, kannste hier eine nachbestellen!
    https://www.riesenmikroben.de/products/stammzelle

    ; )

  6. #6 RPGNo1
    6. November 2018

    @tomtoo
    Niiiiiedlich! 🙂

  7. #7 zimtspinne
    6. November 2018

    @ Skeptik
    dennoch ist die Wahrscheinlichkeit für Übereinstimmungen relevanter Merkmale viel höher, wenn man mit der Person eine relativ hohe Prozentzahl der Gene/des Erbgutes teilt…. 25% Nichte/Neffe, immerhin noch um die 12%Cousins/Cousinen (für gleiche Kopien eines Allels um genauer zu sein).
    Evtl gehört man auch zu einer Risikogruppe, wenn mind. 2 Verwandte ersten/zweiten (3. Grades?) bereits an Leukämieformen erkrankt sind.
    soweit ich weiß, sind für Leukämien noch keine Hochrisikogene bekannt, heißt aber nicht, dass es sie nicht gibt (sehr wahrscheinlich sogar gibts sie).

  8. #8 Tobias Cronert
    6. November 2018

    @ totmtoo: Die Stammzellen sind ausverkauft und erst Mitte/Ende November wieder lieferbar 😉

    Mein Bruder hat sich leider nur als Haploider Spender herausgestellt, so dass ein total Fremder kompatibler (10/10) gewesen ist. Bei mir in der Familie hat es nie irgendwelche Leukämiefälle gegeben, aber das wurde auch nie wirklich thematisiert. Soweit ich das verstanen habe geht man nicht von einem erhöhten erblichen Risiko aus.

    Ansonsten bekomme ich jetzt erst mal Immunsuppresiva, damit das nee Immunsystem nicht auf meinen Körper losgeht. Ist ein wenig anders, als bei der Nierentransplantation *g*

  9. #9 RPGNo1
    6. November 2018

    @Tobias Cronat
    Sehr schön, dass dein Humor immer noch vorhanden ist. I like it! 😉

  10. #10 strahlenbiologe
    6. November 2018

    Drück dir alle daumen die ich hab!!!!!

  11. #11 Remu
    Bodensee
    6. November 2018

    Hallo Tobi,
    alles Gute! Die Stammzellen finden “alleine” ihren Weg ins Knochenmark um dort anzuwachsen. Ich mein, woher wissen die Stammzellen, wo sie hinmüssen? Sagt denen ja keiner. Das ist doch genial, wie deine Offenheit und deine Zuversicht. An anderer Stelle auch schon erwähnt, dein Blog ist für mich der Blog des Jahres!

  12. #12 zimtspinne
    6. November 2018

    @ Tobias
    wobei, ein bisschen aggressiv soll das neue Knochenmark ja auch sein, ist glaube auch der Grund, weshalb Fremdspender in manchen Fällen sogar erstmal bevorzugt werden….hab ich jetzt nur so duster in Erinnerung, ist schon etwas her, dass ich mich mal damit beschäftigt hatte.
    Was die erbliche Komponente betrifft, bezog sich nicht auf dich, hatte mich vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt.

  13. #13 Tim
    6. November 2018

    Wow. Die werden einfach so in die Blutbahn gekippt und wissen dann von selbst, wohin sie müssen? Hatte mir das viel aufwendiger vorgestellt, eher so als Implantation. Ein kleines Wunder.

  14. #14 Tobias Cronert
    6. November 2018

    Danke

    Soweit ich das verstanden habe hat das sehr viel mit der Textur des Knochenmarks zu tun. Es gibt ja auch immer noch einene recht hohen Prozentsatz, die eine Knochenmarkspende benötigen, wo dann eben auch wiklich das Knochenmark implantiert wird.

    Ich bin da mit meinen Stammzellen schon sehr glücklich *g*

  15. #15 Kokee Thornton
    6. November 2018

    Alles Gute, Ich drück die Daumens for you 🙂

  16. #16 SvenS
    7. November 2018

    Ich habe schon drei Mal den Brief bekommen das ich in die engere Auswahl komme. Dann die ganze Prozedur mit dem erneuten Blut abnehmen und Fragebögen und am ende bekommt man noch nicht mal eine Benachrichtigung das es doch nicht passt. Etwas mehr Transparenz für Spender wäre hier schon angebracht.
    Wünscht man eigentlich viel Glück an den Empfänger der Spende oder sagt man eher etwas wie viel Erfolg?

  17. #17 SkeptikSkeptiker
    7. November 2018

    “noch nicht mal eine Benachrichtigung das es doch nicht passt”
    So war es bei mir auch, habe dann selbst bei dkms angerufen, die mussten dann erst nachforschen und dann kam die Nachricht, hat sich erledigt….

    Tobias, alles Gute!

  18. #18 Laie
    7. November 2018

    Alles Gute! ….und wünsche weiterhin den best möglichen Verlauf zur vollständigen Gesundung!

  19. #19 GutBesserPaulanerMensch
    7. November 2018

    Ich möchte für Blutspender hier gerne anmerken, dass die Registrierung zur Knochenmarkspende beim DRK auch während der Blutspende möglich ist. Man muss nur dem Arzt Bescheid geben, dann werden später die Proben gleich abgezwackt (und sogar die Kosten vom DRK übernommen).

    Alles Gute Dir Tobias! Toller Blog. Solltest Dir überlegen, die Serie vllt. auch in einem Medium mit breiterem Publikum zu veröffentlichen. Könnte manche motivieren, sich zu registrieren. Vielleicht könnte Herr Freistätter vermitteln?