Auch wenn ich nur mal kurz vor Weihnachten wieder physisch in Jülich gewesen bin, um die Kollegen zu besuchen, so informieren diese mich doch weiter tapfer über den Fortschritt unseres HBS-Projektes und von Zeit zu Zeit kann ich mich sogar etwas sinnvoll einbringen.
Im Allgemeinen nimmt unser Projekt eine “kleine handliche Neutronenquelle” zu entwickeln, weiter an Fahrt auf, auch wenn der große Durchbruch (also das Geld für einen Prototypen) weiter auf sich warten lässt. Daher habe ich als erstes auch erst mal zwei neue Stellenausschreibungen für Doktorandenstellen im Gepäck. Ganz konkret eine in der kryogenen Moderatorenentwicklung (mein Gebiet) und eine in der Targetentwicklung.
- https://www.fz-juelich.de/SharedDocs/Stellenangebote/_common/dipldok/d168-2018-jcns-2.html
- https://www.fz-juelich.de/SharedDocs/Stellenangebote/_common/dipldok/2019D-001-DE-JCNS-2.html
Die Promotionsstellen richten sich dabei an Physiker mit ingenieurstechnischem Interesse und Schwerpunkt oder eben Ingenieure mit einem starken physikalischen Profil bzgl. entweder Kryotechnik und/oder Kern- und Beschleunigerphysik. Diesmal sind es leider keine feschen Institutsübergreifenden Modellstellen, sondern “nur” reguläre Doktorandenstellen, aber ansonsten gelten meine Empfehlungen aus den letzten Stellenausschreibungen natürlich weiterhin uneingeschränkt.
Wenn wir neue Stellen ausschreiben können, heißt das, dass wir Geld haben. Also zumindest genug für ein paar neue Mitarbeiter. Sprich, wir haben bei den letzten Beurteilungen echt gut abgeschnitten und werden in den internen Forschungszentrums- und Helmholtz-Vergabeverfahren entsprechend gefördert. Das heißt, wir haben genug Geld für Stellen, Reisekosten und alles, was wir sonst noch brauchen, um Messtechnik etc. pp. zu finanzieren. Leider haben wir aber weder die 10 Millionen für einen Prototypen (JAIME Style), geschweige denn die 200 Millionen für die richtige HBS, die wir ja in mittelfristiger Zukunft bauen wollen. Dafür laufen Anträge und Verfahren, aber das ist halt mal ein ganz anderes Kaliber als die normalen DPG-Anträge, mit denen man sich normalerweise in der Postdoc-Zeit so auseinandersetzen darf.
Aktuell arbeiten meine Kollegen an einem Conceptual Design Report (CDR) für die große HBS Neutronenquelle. Diese soll dann in etwas so aussehen, wie der CDR für das JAIME/NOVA ERA-Projekt einer kleinen Neutronenquelle, den ich hier schon mal vorgestellt hatte … nur eben eine Nummer größer. Also grundsätzlich ein ca. 150 Seiten starkes A4-Heft mit Konzept, technischen Informationen und konkreten Umsetzungsideen für eine solche zukünftige Neutronenquelle. Dies ist mehr oder weniger der erste ernsthafte Schritt in den Bewerbungsprozessen für die Finanzierung und auch schon für die anstehenden Genehmigungsverfahren. Dabei fallen auch immer mal wieder ein paar wissenschaftliche Paper ab, die in diversen Journals zu Einzelthemen (wie Moderator oder Target) publiziert werden, und meine Kollegen waren gerade auf dem Gebiet doch recht eifrig. Das freut mich natürlich, nicht nur, weil sich damit auch meine eigenen Publikationsstatistik verbessert (während ich im Krankenhaus sitze und nichts tue), sondern vor allem, weil Publikationen natürlich die Währung in der Wissenschaft sind. Nur die Leute bekommen Geld und Stellen, die entsprechende Veröffentlichungen nachweisen können und damit sind wir (eigentlich) auf einem recht guten Weg.
Zusätzlich fängt das Projekt an, Ableger zu entwickeln und die TU Dresden, mit der ich jetzt seit einigen Jahren sehr erfolgreich zusammenarbeite, ist dabei, neutronentechnisch aufzurüsten. Das ist dahingehend recht bemerkenswert, da die entsprechenden Fachgebiete (Kryotechnik und Energietechnik) bislang absolut nichts mit Neutronenstreuung und Festkörperphysik zu tun hatten und erst durch unsere Kooperation auf das Gebiet aufmerksam geworden sind. Dass der modernste Kernreaktor Deutschlands – der 2 Watt starke Ausbildungsreaktor AKR-2 – zufälligerweise nur eine Gartenschlauchlänge weit von der Dresdener Kryotechnik entfernt steht, ist immer noch der beste Zufall, der mir je in meiner prof. Karriere begegnet ist.
Tja, ich hoffe sehr, dass ich bald wieder voll mitspielen kann, denn leider lag gerade mein Fachbereich in den letzten Monaten entsprechend brach und wurde vernachlässigt, so dass sich nicht nur eine Menge Arbeit, sondern natürlich auch jede Menge toller Idee angesammelt haben, die nur darauf warten, angegangen zu werden.
Kommentare (2)