Tja, eigentlich hatte ich gedacht, dass ich heute Besseres berichten kann, denn Tag 100 ist eigentlich eine der großen Hürden nach der Transplantation. Wenn bis dahin nicht Großes passiert, wie bei mir geschehen, dann ist man erst mal aus dem Gröbsten raus und kann langsam anfangen, die Medikamente abzusetzen und wieder die ein oder andere Sache essen, die vorher verboten war. Tja, als wir dann fröhlich angefangen haben, die Medikamenten abzusetzen, habe ich postwendend Fieber und Schüttelfrost bekommen, so dass ich am Sonntag über die Notaufnahme wieder ins Krankenhaus zur Beobachtung musste.
Da mein Immunsystem allerdings schon gut seinen Job aufgenommen hatte, konnte ich auf eine reguläre (Krebs)Station und musste nicht, wie vorher, isoliert werden. Da gibt’s dann leider zwar keine Einzelzimmer mehr, aber die Vorteile einer offenen Station überwiegen doch deutlich gegenüber der Isolation… also so rein aus praktischen Gesichtspunkten. Auf der Station selber haben wir dann wir dann Fieber Ping-Pong hoch und runter gespielt und zeitgleich nach Viren und /oder Bakterien gesucht, die für die Infektion verantwortlich sein könnten. Möglichst früh prophylaktische Antibiotika sind auch praktisch, ja danke, ich weiß, wie exponentielles Wachstum funktioniert.
Tja, gefunden hatten wir erstmal nichts und dann war das Fieber auch schon wieder runter. So toll, so unspektakulär. Die Viren und Bakterienkulturen, die von mir angelegt worden sind, befinden sich zur Zeit noch im Brutkasten und geben uns dann vielleicht in ein paar Tagen Aufschluss darüber, was genau da versucht hat, mein neues Immunsystem auf die Probe zu stellen. Ob das noch irgendwas an der Behandlung ändern wird? Naja, vielleicht, aber aktuell gehen wir erst mal davon aus, dass es ein kleiner viraler Infekt gewesen ist und sich zeitgleich ein paar Bakterien gedacht haben, dass genau dies ein guter Zeitpunkt wäre, um eine kleine Party zu feiern, während die neue Rookie-Immunzellen mit etwas anderem beschäftigt sind.
Sonst gibts eigentlich nichts Tolles zu berichten, außer dass ich eine Medizin-Examinations-Prüfung bestanden habe. Naja, also zumindest insofern wie eine Leinwand an der Kreation eines Bildes beteiligt ist *g*, denn ein Medizinstudent hat an mir als seinem Versuchspatienten seine Untersuchtungskünste zeigen können und die besagte Prüfung unter professoraler Aufsicht dann auch glorreich (und mit viel Angstschweiß) bestanden. Sein eigentlicher Patient ist wohl kurzfristig abgesprungen und ich habe mir ja mittlerweile den Ruf erarbeitet, für so einen Krempel immer zur Verfügung zu stehen, also alles gut gelaufen.
Ich habe vielleicht auch meine erste Allergie gefunden. Da nach der Transplantation alles mit Allergien und Autoimmunerkrankungen ja sowieso noch mal komplett neu durchgewürfelt wird, sind alle neuen Allergien, die ich nun vielleicht habe und entwickel, ja eine totale Überraschung. So habe ich in der Notaufnahme einen Hautausschlag bei einem bestimmten Antibiotikum bekommen. Das finde ich schon sehr spannend, weil bis jetzt hatte ich zwar kleinere Allergien, aber noch nie gegen irgendwelche Medikamente. Da allerdings genau derselbe Hautausschlag nachher nochmal aufgetreten ist, ohne dass es eine Korrelation zu dem gleichen Antibiotikum gegeben hat, sind wir uns immer noch nicht sicher, ob es jetzt wirklich eine Allergie gegen dieses eine Antibiotikum ist … spannend, spannend, spannend.
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