In den Nachkriegsjahren glaubte man die Energieprobleme der Welt gelöst zu haben. Die Atomkraft sollte billige und zuverlässige Energie für alle liefern und auf den Schwingen des Wirtschaftswunders Wohlstand für alle bringen. Dieser Traum wurde dann durch die Bedrohung eines nuklearen Krieges langsam und durch Tschernobyl schnell für einen Großteil der Bevölkerung zum Alptraum, spaltete die Meinung der Republik und bereitete letztendlich einer neuen, grünen, Politik den Weg, die heute von den meisten Parteien (mehr oder weniger) verfolgt wird. Dann wurde 2011 mit der Nuklearkatastrophe von Fukushima dem langsamen Niedergang der Atomenergie in Deutschland der letzte Nagel in den Sarg getrieben und das Atomzeitalter, wie es in den Nachkriegsjahren erträumt wurde, ist/wurde/wird – zumindest in Deutschland – zumindest in der Form – beendet.
So würde ich die Geschichte der Kernenergie in Deutschland beschreiben. Jemand, der das viel besser, umfangreicher und von einem künstlerischen Standpunkt aus gemacht hat ist Bernhard Ludewig, Biochemiker und Fotograf, der in den letzten zwei Jahrzehnten in europäischen Reaktoren und (End)Lagern unterwegs gewesen ist, um diesen Teil unserer Technikgeschichte visuell zu dokumentieren. Dabei ist ein riesiger Bildband entstanden, der bald fertig werden und dann auch verlegt wird.
Da ich sehr viel Liebe für Künstler in den diversesten Formen und Kickstarter oder Patreon-Projekte empfinde, möchte ich an dieser Stelle, soweit es mir möglich ist, die Werbetrommel für den “Nuklearen Traum” schlagen und auf dieses tolle Projekt aufmerksam machen. Dabei hat der Autor mir nicht nur die beiden Fotos hier zur Bebilderung zur Verfügung gestellt, sondern auch die Möglichkeit gegeben, vorher mal einen Blick in die Vorabversion des Buches zu werfen. Das habe ich bislang aber noch nicht wirklich getan, denn gerade geht es mir nicht gut genug, um mich entsprechend lange und konzentriert an den Bildband zu setzen, um ihn in der Form zu würdigen, in der er es verdient, bzw. eine kritische Rezension für das Internet zu schreiben, von der die Leser auch etwas haben. Das wird sicher passieren und ich hoffe noch vor Ablauf der Kickstarter-Frist einen weiteren Artikel über den Inhalt des Buches schreiben zu können, aber geht bitte für diesen Artikel davon aus, dass ich erst mal “nur” die Kickstarter Seite gelesen und keine weitere Recherche betrieben habe.
Die Kickstarter-Seite ist aufgebaut wie die meisten ihrer Art mit einem kleinen Video des Fotografen/Autors/Herausgebers, harten Fakten und schönen Bildern zu Buch und Inhalt. Dieses ist ein wahrlicher Klopper für jedes Buchregal. 400 Seiten, davon 300 ganzseitige Fotos in Farbe und fast A3. Das ist erst mal ordentlich Papier. Ein HTR-Brennelement als Größenvergleich neben das Buch zu legen, zeigt auch direkt, an welche Art von Leserschaft sich dieses Buch richtet. Nämlich an diejenigen, die schon mal ein solches Brennelement (bzw. einen Nachbau, bzw. eine der Graphitkugeln) in der Hand gehabt haben und wissen, wie groß die sind. Die 100€, die das Buch kosten wird, sind auch schon mal eine Hausnummer, die sich mit Sicherheit niemand leisten wird, der sich nicht ernsthaft für das Thema interessiert. Auch als Geschenk wird es daher wahrscheinlich nur taugen, wenn man mit mehreren Leute zusammen legen kann.
Ich habe selber mit Freunden und Bekannten das ein oder andere Buchprojekt im Selbstverlag auf die Beine gestellt und kann daher mit ziemlicher Zuversicht sagen, dass allein der Druck und die Fadenbindung ihr Salz schon wert sein werden… wenn man denn so viel Geld in die Hand nehmen möchte, denn leichte Kost oder ein schnelles Geschenk ist dieses Buch sicher nicht. Die 100€ sind der finale Preis, für den das Buch später vom Verlag im Buchhandel zu erwerben sein wird. Zudem kann man es sich auch fast für den gleichen “Preis” auch über die entsprechende Kickstarter-Belohnung direkt vom Autor bestellen (Buchpreisbindung und so). Der einzige Unterschied für den “Käufer” besteht darin, dass über das Kickstarter Projekt die Gewinnmarge an den Autor und nicht den Verlag geht. Da der Autor alle seine Unkosten für die Reisen selber getragen hat und ansonsten keine Vergütung bekommt ist das, neben den anderen Belohnungen, der beste Weg, ihm für seine Mühen ein paar Euro in den virtuellen Hut zu werfen.
Aber jetzt mal zum Inhalt. Dies ist ein Rundumschlag quer durch die ganze deutsche Atomgeschichte. Vom Atomei in Garching, von dem ich ja auch schon mal das ein oder andere jämmerliche Handybild hier hochgeladen habe, über den Jülicher HTR-Reaktor und Tschernobyl bis hin zum weltweit ersten Endlager in Finnland sind viele Orte dabei, an die selbst ein interessierter Fachmann nicht hinkommen wird. Allein dafür springt mir schon der blanke Neid in die Tasten. Dabei sind es künstlerische Fotos. Sie eignen sich nur sehr bedingt zum Bebildern einer Powerpoint-Präsentation in der Reaktortechnik-Vorlesung, sondern eher dazu die Utopie, den technischen Gigantismus und auch den Horror einer Technologieepoche einzufangen, die soeben zu Ende gegangen ist und Literatur, Kultur und Politik unserer Generation maßgeblich mit geprägt hat. Dabei soll bewusst darauf geachtet werden, dass keine Partei pro oder contra Atomkraft ergriffen wird. Inwieweit das gelungen ist, werde ich dann berichten, wenn ich das Buch tatsächlich gelesen habe.
Also, langer Rede kurzer Sinn. Wer sich sowieso für das Thema interessiert und die 120€ für Buch und Versand übrig hat, der mag sich gerne das dicke Ding hier über Kickstarter bestellen, damit der Autor auch ein paar Euro für seine Mühen bekommt und vielleicht in Zukunft noch mehrere solcher Projekte auf die Beine stellen kann. Ein Bild (oder eine technische Zeichnung) aus dem Buch für 1000€ ist dann nur was für echte Enthusiasten, die sich auch ansonsten Kunst für die heimischen Wände leisten können. Also nicht für mich. Ich hoffe noch vor Ende der Kickstarter Deadline eine echte inhaltliche Rezension auf die Beine stellen zu können, kann aber leider nichts garantieren. Rechnet mal mit 50/50, aber spätestens wenn ich dann mal das fertige Buch in den Händen halte, werde ich das nachholen.
PS: Ansonsten noch eine kleine persönliche Bemerkung. Nu – cu – lar , das Wort heißt Nucular
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