Erste Untersuchung, um die Klümpchen in meinem Knochenmark näher zu bestimmen: CT-gestützte Knochenbiopsie – laaaaangweilig und schmerzhaft. Zweite Untersuchung: PET-Scan mit CT => juchhu, Spaß und Freude und interessant. Das war jetzt erstmal mein Fahrplan der letzten Tage, nachdem ein MRT eine “komische Klümpchenbildung” in meinem Knochenmark zu Tage gefördert hat.
Die CT-gestützte Knochen(mark)biopsie ist dabei ziemlich straight forward. Ich werde in ein CT gesteckt, in dem man eine gute Stelle im Becken lokalisiert und mit Filzstift auf meiner Hüfte markiert. Dann werde ich wieder herausgezogen und man steckt eine Hohlnadel in meine Hüfte und den Knochen, schiebt mich wieder ins CT, guckt nach ob man an der richtigen Stelle sitzt und wie tief man gehen muss, um den Cluster zu erreichen, dann holt man mich wieder raus und packt den Dremel aus, um ein Stück aus dem Knochen(mark) herauszubohren. Soweit so einfach, auch wenn es ein wenig gewöhnungsbedürftig ist, dem Arzt dabei zuzugucken, wie er mit dem Dremel im Beckenknochen herumbohrt. Eine der ersten Reaktionen zu Hause war dann auch erstmal zu fragen, ob der nicht noch ein cooles “Tatoo” in den Knochen reinfräsen könnte. Also z.B. das japanische/chinesische Schriftzeichen für “wer das lesen kann ist doof”. Ich meine, subtiler Körperschmuck ist doch der Beste.
Ich konnte es natürlich nicht lassen, nachzufragen, warum man das in der CT-Röhre mit dem Rein- und wieder Herausfahren machen würde, anstatt mit einem C-Bogen-Röntgengerät. Die Antwort war erstaunlich simpel: Beim C-Bogen hat man immer nur ein 2D-Bild und müsste den Bogen viel zu sehr in der Gegend herumschwenken um auch noch die Tiefe bestimmen zu können. Da liegt man mit dem 3D-Bild im CT viel besser, auch wenn es eben keine Echtzeitaufnahme ist und man den Patienten immer in die Röhre rein und wieder heraus fahren muss. Grundsätzlich kann ein CT zwar auch Echtzeit-3D-Bilder machen, aber dann muss man mit der Nadel in der Röhre herumwerkeln und das ist eher unpraktisch.
Meine Frage, ob sie denn ein Echtzeit-3D-Gerät benutzen würde, das keine Röhre erfordert, wenn es sowas geben würde, wurde mit einem skeptischen “Ja schon” beantwortet. Aber ich bin eben kein Pferd, bei dem man das einfach mal so machen kann 😉
Nunja, das Loch in der Hüfte hat mich noch ein paar Tage beschäftigt, aber das wirklich Interessante war jetzt auch eben die PET-Scan-CT-Kombination, was bei mir zu Hause wieder die sarkastischen Bemerkungen auslöste, dass ich ja ein möglichst unpraktisches Pet = Haustier wäre. … Schade, dass wir nicht in den USA sind. Da hätte es dann sogar noch PET-CAT-Scan geheißen 😉
Ein PET-Scan ist physikalisch gesehen eine echt interessante Sache. Man wird mit Antimaterie vollgepumpt und bekommt dann Bilder von besonders aktiven Körperzellen. Nein, ehrlich! Man bekommt ein radioaktives Mittel gespritzt (in meinem Fall z.B. F18). Dieses macht Beta-Plus-Zerfall bzw. Strahlung aus Positronen. Positronen sind waschechte Antimaterie und das Gegenstück zu Elektronen. Sie leben aber nicht lange, sondern vernichten sich sofort selber, wenn sie auf ein Elektron treffen, was binnen kürzester (Atom)distanz passiert. Wenn sie durch ein Elektron annihiliert werden, dann produziert diese Materie/Antimaterie-Reaktion zwei hochenergetische Gamma-Teilchen mit 511 keV, die in genau entgegengesetzter Richtung mit 180° Winkel auseinanderfliegen. Wenn ich nun also einen Ring mit Detektoren um den Patienten baue und bei zwei gegenüberliegenden Detektoren gleichzeitig jeweils ein 511 keV Gamma-Quant messen, dann weiß ich, dass exakt in der Mitte (zwischen den Detektoren) gerade ein Positron gestorben ist.
Fun-Fakt: Ich kenne die Person persönlich, die in Köln das Kennzeichen K-EV 511 hat. Dreimal dürft ihr raten, was sie von Beruf ist *g*.
In meinem Fall wurde das radioaktive F18 Atom an Zucker gekoppelt. Dieser Zucker wird vor allem von den Zellen aufgenommen, die einen erhöhten Stoffwechsel haben. Besonders Krebszellen haben einen erhöhten Zuckerstoffwechsel und nehmen daher schnell den radioaktiven Zucker auf. Wenn man nun also gleichzeitig ein CT und einen PET-Scan macht, dann kann man diese Bilder übereinander legen und die Krebszellen mit dem erhöhten Stoffwechsel leuchten dann schön rot, während normale Zellen mit normalem Stoffwechsel sich dunkelblau in den Hintergrund verziehen… oder so.
Normalerweise kann man damit dann gut irgendwelche Metastasen sehen, die sich in anderen Körperregionen breit gemacht haben. Da meine Krebszellen (bis auf diese vermuteten Cluster) wild im Blut bzw. Knochenmark herumschwimmen, wird man bei mir eher heller und dunklere Gebiete sehen, die man dann noch mal mit einer Knochenmarkpunktion punktieren kann.
Ich werde sicher noch mal einen eigenen Artikel zu PET-Scans schreiben, weil es da noch viel mehr tolle Dinge zu gibt, die hier gar nicht alle in den Tagebucheintrag reinpassen. Aber eine der tollen Sachen, die ich hier nicht unerwähnt lassen will, ist, dass man als Patient selber auch radioaktiv wird, so lange man den radioaktiven Marker im Blut hat. Das habe ich natürlich mit einem meiner Messgeräte gemessen. Da das F18 eine Halbwertszeit von ca. 2 Stunden hat, ist die Radioaktivität nach 20 Stunden wieder vollkommen weg. Die ideale Zeitspanne, um mal eben mitzumessen.
Im Wartezimmer waren wir 4-5 Patienten, die jeweils alle mit 150µSv/h in der Gegend herumgestrahlt haben. Sprich, die Angehörigen, die da auch noch waren, haben gut was abbekommen. So in der Größenordnung eines Transatlantikfluges oder eines eigenen CTs. Da es halt unter 1mSv an akkumulierter Dosis liegt, ist es von Gesetzesseite auch (einigermaßen) in Ordnung, aber dem Strahlenschützer in mir zuckt da eben schon die Augenbraue.
Naja, langer Rede wenig Sinn. Ich warte auf die Ergebnisse und darf mich schon auf die nächste Knochenmarkpunktion am nächsten Freitag freuen. Grundsätzlich gibt es zwei Szenarien: Entweder ist die Krebszellenbelastung so schwach wie in den letzten MRD-Messungen aus dem Blut bekannt, sprich integral über Cluster und gesundes Gewebe kommt eben der Wert heraus, den ich in den letzten Einträgen angegeben habe. Oder die Cluster sind noch tolle Depots an Krebszellen, die eben nicht mit zur integralen Größe beigetragen haben und mein wirkliches Krebszellen-Verhältnis ist wesentlich schlechter als wir bislang gedacht haben. Ich hoffe dann mal auf Szenario Nr.1 (oder den dritten Fall, dass die Cluster gar keine Krebszellen sind) und halte euch hier weiter auf dem Laufenden.
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