Und wieder ins Krankenhaus. Diesmal denkbar unspektakulär mit Schüttelfrost und 39,8° C Fieber und ja, das “unspektakulär” meine ich wirklich ernst, denn soweit wir es herausgefunden haben, ist es einfach nur eine banale Infektion, wahrscheinlich mit Bakterien, die ich mir eingefangen habe. Ja, unspektakulär in dem Sinne, dass es nichts wirklich mit dem Krebs zu tun hat und wie meine vorherigen Lungenembolie, Muskelfaserriss etc. auch nur dumme Nebenwirkungen sind und dabei noch nicht mal sonderlich Gute.

Nervig ist es aber trotzdem, denn ich warte ja immer noch auf die nächste Stammzelltransplantation und die hängt maßgeblich von meiner Fitheit ab, sprich meiner quantifizierbaren Kondition via Spin-Ergo / Laktattest-Messung und einer Leberbiopsie, ob die Organe auch mitmachen. Die entsprechenden Tests mussten dann jetzt noch mal um eine Woche verschoben werden, was für mich effektiv heißt eine Woche mehr auf die Transplant zu warten. Tja kann man nichts machen… außer weitere Infektionsquellen zu vermeiden.

Wir sind uns nicht 100% sicher, welche Infektionsquelle es nun gewesen ist. Es sind Bakterienkulturen angelegt worden und mindestens eine davon hat auch angeschlagen. Das heißt, dass auf jeden Fall auch Bakterien involviert gewesen sind. Ob es jetzt ausschließlich diese(r) Bakterienstamm gewesen ist? Wahrscheinlich, aber nicht eindeutig. Jedenfalls haben wir mal meine PIK-Line wieder rausgerupft, die ich nun seit einem halben Jahr getragen habe. Denn anscheinend gibt es plastikphile und plastikphobe Bakterien und der identifizierte Stamm gehört zu ersteren, sodass der Zugang mindestens mal in der Zukunft Probleme gemacht hätte, wenn er nicht sogar an der ganzen Chose Schuld ist.

Ob ich auch etwas Virales habe? Keine Ahnung und wissen werde ich es auch niemals, denn da irgendwelche großangelegten Tests zu machen, ist zu aufwendig… zumindest für meine aktuelle, ja eigentlich ganz annehmbare Gesundheitssituation. COVID-19 habe ich allerdings immer noch nicht, da gibt’s die Test im Masseneinkauf derzeit billiger und jeder darf mal getestet werden 😉

Darüber hinaus gibt es nichts wirklich neues, außer dass ich im Geiste meiner wiederentdeckten Seafood-Leidenschaft (siehe letzten Eintrag) viele neue Sachen gekocht und gegessen habe.

Rheinische Miesmuscheln, jap. Ebiyaki und Ebi Tempura, span. Paella und diverse kreolische Dinge. Das ist dann wohl im Lichte meiner Vorbereitung auf die Transplantation zu sehen. Nein, nicht um Körperfett aufzubauen, sondern als Abschied vom guten Essen, denn nach Chemo und Transplant ist dann erst mal wieder ein halbes Jahr nur totgekochte, chemische Matschepampe und Fertigkartoffelpüree aus der Tüte angesagt.

Wie schon oft gesagt lernt man durch Krisensituation viele Dinge im Leben wesentlich mehr wertzuschätzen als früher. Als typischer Physiker-Nerd habe ich mich gut 10 Jahre meines Lebens hauptsächlich von Tiefkühlpizza und anderem Convenience-Food ernährt. Ich habe auch manchmal gutes Essen abbekommen, aber es nicht in dem Maße wertgeschätzt, wie ich es heute tue. Daher, wenn ich einen (weiteren) Tipp an meine Leserschaft da draußen loswerden kann. Das Leben ist zu kurz für schlechtes Essen! Auch wenn es Zeit Mühe und Geld kostet… es ist es wert… glaubt mir. Wie bei vielen Sachen merkt man es aber meist erst dann, wenn es zu spät ist.

Kommentare (11)

  1. #1 zimtspinne
    13. August 2020

    oh man, schon wieder Krankenhaus und Fieber auch nicht wirklich toll bei den Temperaturen!?

    Der Port als Infektionsquelle scheint ja nicht selten zu sein, wundert mich, dass manche das Ding ohne Not noch jahrelang liegen lassen (aus Aberglaube oft^^).
    Aber die plastikphilen und -phoben Bakterienstämme wären ja mal eine “nette” Erklärung. Wah!

    Was die Matschpampe nach Chemo angeht, kann ja auch auf richtig gekochte und dann zermatschte (pürierte) Pampe zurückgegriffenwerden….
    klar, Pampe ist Pampe und immer Mist für Leute, die gerne ihre Kiefer zum Kauen benutzen und Essen mit gewisser Konsistenz bevorzugen. Verstehe ich.
    Kartoffelpüree aus richtigen Kartoffeln und entsprechend aufgepimpt sollte aber gehen oder muss es Industriefraß aus anderen Gründen sein? Hoffentlich nicht…

    Wünsche dir baldige Genesung von deiner Infektion udn bis dahin genieße so viel gutes Futter wie du magst und unter bekommst 😉

  2. #2 Tobias Cronert
    13. August 2020

    Aye, werde ich.

    Die homogenisierung (tolles Wort *g*) des Essens ist ansich nicht nötig, denn es geht vor allem darum alle Bakterien abzutöten, was bei über 70°C der Fall sein sollte. Aber die Krankenhausküche sieht das wohl als Einladung nur noch Brei/Eintopf zu machen und das ist jetzt nur bedingt eine kulinarische Wohltat. Naja … unwichtige Nebenprobleme, es gibt wichtigeres.

  3. #3 tomtoo
    15. August 2020

    @Tobi
    Naja, wenn du dir halt Miesmuscheln als sushi zubereitest kommt so eine Bakterielle Infektion halt mal vor. 😉

  4. #4 Tobias Cronert
    17. August 2020

    Also ein soooo schlechter Koch bin ich nun auch wieder nicht *g*

    Ne ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass mir roher Fisch und rohes Seafood nicht schmecken. Unsere Kollegen in Tokyo hatten uns Abends mal zu einem totalen Luxusreastaurant ausgeführt und der rohe Fisch war extrem frisch vom Fischmarkt und es war trotzdem nicht meines … Kappamaki und anderes sushi ohne rohen Fisch sehr gerne, aber alles andere … nicht mein Ding. Auch ohne Nahrungsmittelproblematik

    PS: Bin allerdings ein großer Fan von deutschem Sushi aka Metbrötchen … tja irgendwann in ein paar Jahren wieder.

  5. #5 juwe
    17. August 2020

    Hochmoderne Diagnostik und Therapie, aber freiwillig “totgekochte, chemische Matschepampe und Fertigkartoffelpüree aus der Tüte”?!

    Als Student habe ich lange im Krankenhaus gearbeitet. Mich hat immer wieder erstaunt und erschüttert, wie schlecht das Krankenhausessen ist, furchtbarste Kantinenkost. Dabei liegt es doch auf der Hand, dachte ich, dass das, was wir (hoffentlich mit Genuß) essen zu einem Gutteil unser Wohlbefinden und also Genesung beeinflusst. Kranken muß man das beste Essen anbieten.

    Du sagst es ja selbst. Alles Liebe und Gute.

  6. #6 René
    23. August 2020

    @ Tobias Cronert:

    […] deutschem Sushi […]

    LOL ツ

  7. #7 noch'n Flo
    Schoggiland
    25. August 2020

    @ Tobi:

    Das Leben ist zu kurz für schlechtes Essen!

    Absolut.

    Und Mettbrötchen gehören auch zu den Dingen, die ich hier in der Schweiz sehr vermisse. Die Helvetier verzehren lieber feines Rindstartar, welches es m.E. aber niemals mit gutem Thüringer oder Jägermett aufnehmen kann.

  8. #8 Tobias Cronert
    26. August 2020

    Die japanische Austauschstudentin hat mir das mit dem deutschen Sushi auf jeden Fall geglaubt 😉

  9. #9 noch'n Flo
    Schoggiland
    28. August 2020

    Das wirft die Frage auf: wenn Du schon kein Sushi mit Fisch magst, wie wäre es mit Mett-Sushi? 😉

  10. #10 Tobias Cronert
    28. August 2020

    Och es gibt genug Sushi, dass ich mag. Kappamaki, Tuna-rolls etc. außerdem gibt es auch noch die tollen Sushi mit Filet und /oder Schinken … mjam

    Da kann ich beim Mett getrost bei meinen Rheinischen Mettbrötchen mit Zwiebeln bleiben.

  11. #11 Captain E.
    1. September 2020

    Wenn man unter Sushi nur rohen Fisch versteht, könnte man immer noch Matjes oder Bismarck-Hering nennen.