Ich komme aus einer Ford-Familie. Okay, es gab auch einen Hammerschmied (von dem ich wohl meine Statur habe) und einen Holzbildhauer unter meinen Urgroßvätern, aber zumindest die ganze Kölner Linie war immer bei Ford angestellt, ein Arbeitgeber, bei dem man nun wirklich von “Firma” und “kommerzieller Industrie” sprechen kann. Während die Frage bzgl. Bezahlung bei meinen anderen oben erwähnten Großvätern wohl recht einfach war (es wurde ein Produkt hergestellt, das wurde verkauft und der Gewinn war dann das Gehalt – der Hammerschmied wurde sogar pro Kilo bezahlt), ist das bei den Ford-Mitarbeitern jetzt nicht so einfach. Denn die arbeiten alle nicht direkt “am Band”, sondern als technische Zeichner, Ingenieure, “in der Verwaltung” etc. pp, also ähnlich wie im Forschungszentrum Jülich, wo es auch viele Abteilungen gibt, die mit dem “Kerngeschäft” nicht direkt was zu tun haben.
Worauf will ich hinaus? Als ich mal bei Ford gearbeitet habe, hat mein Vater einen sehr schlauen Satz zu mir gesagt. Er meinte: “Bei allem, was du hier tust, denk immer daran, du bekommst dein Gehalt, weil da hinten Autos vom Band laufen, die an Kunden verkauft werden.” Nun arbeite ich ja nicht mehr bei Ford, sondern im Forschungszentrum Jülich und will mir nun überlegen, wie ich diesen Satz auf das FZ anwenden kann. Wenn ich ihn sinngemäß übernehme, müsste es sowas sein wie: “Bei allem, was du hier tust, denk immer daran, du bekommst dein Gehalt, weil du neue Dinge erforschst und Wissen schaffst.” Das ist dann aber auch schon wieder arg abstrakt und geradezu philosophisch. Wenn ich es, wie bei Ford herunterbrechen würde, dann müsste ich ehrlich sagen: “Du bekommst dein Gehalt, weil das FZ Paper veröffentlicht”.
Ja, damit kann ich zufrieden sein. Sehr zufrieden sogar, denn im Gegensatz zu meinen Zeichenstift schwingenden Vorfahren und meiner eigenen Karriere bei der blauen Pflaume kann ich hier im Forschungszentrum mit Fug und Recht behaupten, ICH bin der Malocher, ICH bin der Kerl am Band, ICH bin der, der mit seinen eigenen Händen das Produkt herstellt, dass das Geld bringt und nicht nur irgendein Support-Kerl, der die wahren Malocher unterstützt. In der Realität werden sicher 80-90% aller Paper von Doktoranden und Postdocs geschrieben. Natürlich geht’s ohne die anderen nicht, aber wir sind die Malocher und die Helden der Arbeit!
Im Umkehrschluss heißt das dann natürlich auch, dass die anderen, die Public Relations Leute, die Werkstätten, die Fahr- und Logistikabteilung, die Verwaltung FÜR uns arbeiten bzw. ihre Arbeit dazu da ist, UNS den Rücken frei zu halten und UNS zu unterstützen, damit wir das Zeug produzieren können, für das wir alle bezahlt werden. Das ist dann per se ein gaaaanz anderes Selbstverständnis, denn meist fühlen wir uns wie das kleinste Rädchen im Getriebe. Austauschbar, schlecht bezahlt mit miesen Arbeitsbedingungen und auch wenn Letzteres sicher wahr ist, so sollten wir doch die Nase ein wenig höher tragen können… Wie bei Ford die Arbeiter am Band.
Warum ich das hier schreibe? Na weil, man dem Ingenieur bei Ford ruhig von Zeit zu Zeit sagen sollte, dass er sein höheres Gehalt deswegen bekommt, weil in der N-Halle der Malocher nen Motor einbaut und n Auto vom Band schubst. Und die Verwaltungsfachangestellten, die in der Gehaltsabrechnung die Arbeitsschuhe extra abzieht, kann da auch ruhig mal dran erinnert werden, wer hier wirklich die Gehälter einfährt. In einer guten Unternehmenskultur sollten alle fröhlich Hand in Hand arbeiten und meist klappt das ja auch, nur selbstverständlich sollte es eben nicht werden.
Nur mal so ein kleiner Rant zur Sonntag, den ich loswerden wollte.
Kommentare (3)