Gestern abend habe ich mir teilweise die Spiegel-TV Doku auf Vox “Schicksale in der Jugendpsychiatrie” angesehen. Dabei sind mir zwei Dinge sehr unangenehm aufgefallen.
1. “Hochbegabung ist ein Fluch” meinte einer der Psychiater. Dann schilderte der Mann, dass ein Hochbegabter damit zum Außenseiter und von den anderen Kindern ausgegrenzt wird. Irgendwie gewann ich den Eindruck, dass diese Probleme alleine auf das betroffene Kind abgewälzt wurden und es gar selbst zum Problem erklärt wurde. Nach dem Motto: Wenn jemand anders ist und das Umfeld intolerant und mit Ablehnung reagiert, dann hat derjenige sich eben anzupassen.
Ist das nicht eine super Einstellung? Anpassung statt Förderung und Integration.
Abweichungen von der Norm werden korrigiert, anstatt mit den anderen Kindern eine Lösung zu finden und den Jungen so zu fördern, dass er vielleicht einsieht, dass er schon völlig in Ordnung und seine Begabung eben kein Fluch ist.
Ich weiß ziemlich genau, wie sich das Kind gefühlt haben muss. Ich wurde auch zum Streber und Außenseiter erklärt. Ja, das kann tatsächlich ein recht einsames Leben sein. Aber immerhin wurde ich zumindest von den Lehrern gefördert – und irgendwann war es mir eben egal, was die anderen Schüler dachten.
Heute habe ich einen coolen Job, richtig gute Freunde und einen absolut wunderbaren Mann. Na, da kann ich aber froh sein, dass niemand versucht hat, mir in meiner Jugend einzureden, Intelligenz sei ein Fluch.
2. Als im Beitrag erwähnt wurde, dass eine Jugendliche eine Rasierklinge geschluckt hatte, wurde mir schon alleine bei dem Gedanken ganz anders. Was für ein Nährwert hatte dann bitte das Vorgehen der Journalisten, das Mädel in allen Details schildern zu lassen, wie sie das mit der Rasierklinge gemacht hat? Keinen, außer der Befriedigung von Sensationsgier.
Da habe ich abgeschaltet. Unter einer guten Dokumentation stelle ich mir was anderes vor.
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