Ok, der Vorbeiflug der NASA-Sonde Messenger an Merkur ist schon was her (14.1.2008) und die letzten Pressemeldungen sind auch schon ein paar Tage alt (sie stammen vom 1.2.2008), na und? Es ist ja nicht so, als ob das neugewonnene Wissen über Merkur hier und heute deswegen völlig uninteressant oder nicht mehr gültig wäre.

Generationen von Wissenschaftlern zehren noch heute von den Erkenntnissen, welche Raumsonden vor Jahrzehnten gesammelt haben. Außerdem ist das hier immer noch mein Blog und ich nehme mir die Freiheit über wissenschaftliche Ergebnisse zu erzählen, wenn ich dafür Zeit finde. Auch wenn die nicht superaktuell sind.

Messenger hat zum ersten Mal einen Wasserstoff-Schweif hinter Merkur gemessen.

i-e5974263b495b852e587392c15f2931a-merkur_hydrogen_tail-thumb-300x202.jpg

Bild: NASA/University of Colorado/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Carnegie Institution of Washington

Im obigen Bild sieht man Emissionen einer bestimmten Lichtwelle, die Lyman-Alpha-Emissionen. Solche Spektrallinien sind wie Fingerabdrücke und verraten, welche Atome aufleuchten. In diesem Fall ist es neutrales Wasserstoff. In den roten Bereichen ist der Wasserstoff sehr dicht und in den blauen Bereichen ist er eher dünn verteilt. Merkur zieht also eine Wolke aus neutralem Wasserstoff hinter sich her.

Dass Merkur Material in Form von einzelnen Atomen hinter sich herzieht, ist bekannt. Nur bisher wurde vor allem Natrium nachgewiesen. Dieses stammt allerdings aus der “Atmosphäre” des Merkur, wobei der Begriff Atmosphäre in dem Fall eher überstrapaziert wird. Merkur ist von einer äußerst dünnen Gasschicht eingehüllt. Sie ist etwa ein Millionstel Milliardstel dünner als die Erdatmosphäre (1). Auch bei 42% Sauerstoff-Anteil ist es also keine gute Idee ohne Atemgerät auf dem Merkur rumzulaufen – ganz abgesehen von der Hitze/Kälte und der Strahlung. Nein, Merkur ist wahrlich kein sehr wohnlicher Ort.

Der Wasserstoff dagegen stammt von der Sonne selbst bzw. aus dem Teilchenstrom (2), welche die Sonne mehr oder weniger regelmäßig und zwischendurch in regelrechten Schüben ausstößt. Da Wasserstoff und Natrium vom Instrument MACS auf Messenger nahezu gleichzeitig beobachtet wurden, wird damit die Theorie bestätigt, dass letztendlich auch der Sonnenwind für die Entstehung der Merkuratmosphäre verantwortlich ist. Atome werden demnach aus der Oberfläche durch Bombardement schneller Teilchen herausgeschlagen und die schwereren Teilchen wie Natrium lungern einige Zeit herum, bis auch sie schließlich ebenfalls durch Wechselwirkung mit dem Sonnenwind weggetragen werden.

Bei dem Wechselspiel zwischen Oberfläche, Atmosphäre und Sonnenwind fehlt jetzt allerdings ein Mitspieler, der von EPPS an Bord von Messenger beobachtet wurde.