Ich stöbere ab und an gerne in den alten Perry Rhodan-Hefte meines Mannes. Vor allem interessieren mich die Werbe- und Kontaktanzeigen.
So habe ich letztens zwei Kontaktanzeigen in einem der alten Hefte entdeckt, nach deren Lektüre meine Kollegin und ich nur den Kopf schütteln und herzlich lachen konnten.
Anzeige 1:
Bin ein romantisches Mädel, Anfang 20, Brünette und ledig. Habe gutes Einkommen und Vermögen. Fahre gern Auto und such IHN für eine Liebesehe. Bald als Brautpaar?
Näheres unter “Linda P.”, 62 Wiesbaden, Postfach *** (Ehe-M****)
Warum wird denn beteuert, dass eine Liebesehe erwünscht ist? Autofahren war damals offenbar Luxus. In einigen Konaktanzeigen aus der Zeit wird sogar der Wagentyp erwähnt, den der Kontaktsuchende besitzt.
Anzeige 2:
Wenn Du mir über meine langen, schwarzen Haare streichelst – ich den Kopf auf Deine Schulter lege – dann ist Deine Manuela so verliebt in Dich. Wenn Du aber erfährst, dass ich nicht tanzen kann, dann nimmst Du mich sicher nicht in Deine Arme. Strahlendjung ist Manuela, 30, ein allerliebstes, hübsches Mädel. – Alles, was sie besitzt, ist ihr treues Herz, das in ewiger Liebe zärtlich für Dich schlägt. Ach, wenn Du mich trotzdem lieben könntest, dann brauchst Du nicht gut auszusehen und nicht viel zu verdienen, denn ich arbeite gern mit. Verlobung wann Du willst. BB 1439 Institut S***, 2 Hamburg
Meine Güte, was für ein devoter Ton. Was soll hier bitte an den Mann gebracht werden? Eine Frau oder eher ein Hund?
Nachdem ich einige Hefte aus dieser Zeit durchstöbert habe, scheinen nur besonders hoffnungslose Fälle zu betonen, dass sie “gerne” mitarbeiten. Irgendjemand muss mir aber erklären, was im Jahr 1975 so schlimm daran war, nicht tanzen zu können.
Weitere Hindernisse für eine Ehe scheinen außerdem gewesen zu sein: Armut, ein uneheliches Kind, “fortgeschrittenes Alter” (30 und mehr) und wenn die Frau ein Waisenkind war. Dann wird in der Anzeige gejammert, dass man sie doch bitte von “wildfremden Menschen” wegholen soll, selbst wenn das Alter der Frau mit 30 und älter angegeben wird.
Etwas vorangekommen in Sachen Emanzipation sind wir in den vergangenen 30 Jahren dann doch. Aber es gibt immer noch einiges zu tun. Selbst wenn wir inzwischen eine Bundeskanzlerin haben.
Ich merke das an Kleinigkeiten. Wenn ich z.B. erwähne, dass mein Mann und nicht ich zu Hause wäscht, bügelt und die Hemden zusammenlegt, dann werde ich angestaunt wie ein Wunderwesen. Außerdem scheine ich weit und breit die einzige Akademikerin zu sein, die einen Nichtakademiker zum Partner hat. Umgekehrt gibt es diese Konstellation gar nicht so selten.
Doppelkarrieren mit Kindern sind auch heutzutage noch eine Herausforderung. Der Mann meiner Freundin hat sich ernsthaft überlegt, sein Kind zu verschweigen. Er wurde in Vorstellungsgesprächen gefragt, was er denn mit seiner Frau und dem Kind machen würde, wenn er die Stelle bekäme. Er antwortete wahrheitsgemäß, dass auch seine Frau beruflich weiterkommen möchte und er kein Problem darin sähe, wenn sie beide in unterschiedlichen Städten arbeiten. Dann würden sie eben viel durch die Gegend reisen und zur Not würden sie zur Unterstützung ein Kindermädchen engagieren, wenn keine Familie in der Nähe lebt. Das kam anscheinend nicht so gut an. (Was geht es eigentlich die Personalabteilung an, wie er sein Familienleben gestalten möchte?)
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