Irgendjemand musste ja den Zusammenhang zwischen dem Eisbruch im Wilkins-Schelfeis und der Klimaerwärmung herstellen – koste es, was es wolle.

Zum Glück ist zumindest der Klimaforscher Schönwiese besonnen genug zu sagen, dass ein solches Ereignis mitnichten ein Beleg für die Klimaerwärmung ist. Diese Behauptung wurde im RTL-Nachtjournal von 27.3. wiedergegeben.

Klima ist eben nicht dasselbe wie Wetter. Klima ist eher so etwas wie das Wetter über einen längeren Zeitraum gemittelt. Ein einzelner Ereignis hat daher keine Aussagekraft. Man kann auch nicht mit einem einzelnen Würfelwurf Statistik betreiben und Klima ist die Statistik des Wetters. Man muss schon viele Ereignisse betrachten, um eine Aussage zu treffen.

Aber wie das so ist: Die RTL-Reporter haben sogar jemanden auf dem derzeit stattfindenden Extremwetter-Kongress gefunden, der in die Kamera sagte, dass der Eisbruch schon etwas mit dem Klimawandel zu tun haben könnte.

War ja klar. Wenn man lange genug sucht, dann findet man immer irgendjemanden, der sich nicht im Klaren darüber ist, dass man mit solchen Behauptungen sehr vorsichtig sein sollte, weil sie zu Recht Überdruss und Abwehr in den Leuten auslösen. Da hilft auch die Relativierung mit dem Wörtchen “könnte” herzlich wenig.

Na ja, Medienkompetenz bei Wissenschaftlern…Das ist ein Thema für sich. Um es kurz zu sagen: Es wird in Deutschland so gut wie nie vermittelt, so dass es nicht verwundert, wenn Wissenschaftler auf eine konkrete Frage mit ellenlangen Monologen in unverständlichem Fachvokabular antworten oder im Umgang mit Medien regelmäßig ins offene Messer rennen. “Das hab ich so nicht gemeint“, heißt es dann hinterher. Tja, wenn einem eine Kamera ins Gesicht geschoben wird, reagieren die wenigsten auf Anhieb gelassen und souverän – auch weil Wissenschaftler im Allgemeinen solche Aufmerksamkeit einfach nicht gewohnt sind und das akademische Umfeld nun mal ganz andere Spielregeln hat als die Medienwelt. An der Uni wird jedes Wort dreimal abgeklopft und man möchte am liebsten nie was Falsches sagen, weil das für immer an einem kleben bleibt. In den Medien hat ein Wort Tageswert und es muss alles schnell und aktuell sein. Wenn es dann mal schief geht, interessiert das am nächsten Tag sowieso keinen mehr.

Kommentare (10)

  1. #1 Klaus-Peter Kolbatz
    März 27, 2008

    Die Wissenschaftler versprechen unendlich viel,

    sie sind gaunerische Marktschreier geworden.

    Es herrscht in der Wissenschaft das laute Geschrei

    des amerikanischen Reklamebetriebs,

    es regiert der kategorische Superlativ.

    Sie tun so, als ob alles reparabel sei.

    “Sie pfuschen an Fakten herum,

    sie manipulieren Informationen –

    Sie können die Ursache der Klimaerwärmung nicht nachweisen,

    wissen aber schon Heute was in 100 Jahren passiert.

    K.-P. Kolbatz

  2. #2 Ludmila Carone
    März 27, 2008

    Immer langsam mit den Pferden. Die Marktschreierei gibt es natürlich. Im Übrigen liegt es in der Natur der Sache, dass das weite Feld der zurückhaltenden Forscher weniger wahrgenommen werden als die paar Marktschreier. Das ist nur menschlich. Aber von der Verfehlung einiger Menschen messerscharf zu schließen, dass das ganze Feld Müll ist oder gar alle Forscher Schweine sind, das ist schon wieder grundfalsch.

    Also bitte keine kategorische Gesamtverurteilung und schon gar nicht ohne Beweise. Sowas ist schließlich vor Gericht zu Recht auch nichts wert. Warum sollten für uns Wissenschaftler andere Maßstäbe gelten? Gelten für uns keine Menschenrechte mehr?

    Das ein Wissenschaftsblog. Wer solche Behauptungen anstellt, sollte bitte ordentlich belegen und begründen, warum die Forscher alles Pfuscher sind und auch Beweise parat haben. Ein paar Sätze aus der Tatstatur abfeuern kann jeder.

    Wenden Sie sich z.B. an die bloggenden Klimaforscher von Klimalounge (https://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/klimalounge) oder Primaklima (https://primaklima.blogg.de/), um Näheres darüber zu erfahren, wie das mit der Klimaforschung funktioniert.

  3. #3 Christian
    März 27, 2008

    In der medialen Vermittlung der Klimaproblematik läuft wirklich einiges schief. Erst hat es fast zwei Jahrzehnte lang niemanden interessiert und nun sind einige “Umweltjournalisten” anscheinend darauf bemüht, jeden Sturm und jede Überschwemmung auf Biegen und Brechen mit dem Klimawandel zu verknüpfen.

    Genauso wie manch ein Journalist vor ein paar Jahren noch Parolen wie: “Wir haben dieses Jahr aber einen kühlen Sommer. Ist damit die Theorie der globalen Erwärmung vom Tisch?” verbreiten konnte, ärgern mich heute auch diejenigen die sich hinstellen und sagen: “In Bayern gab es dieses Jahr 10% mehr Gewitter als im Vorjahr. Ist das der erste Vorbote der Klimaapokalypse?” Beides ist gefährlich und falsch – ersteres hat dazu geführt, dass das real existierende Problem jahrelang nicht richtig wahrgenommen wurde und zweiteres ist nun Wasser auf die Mühlen all jener die sich gerne hinstellen und behaupten “alles nur Schwindel”.

  4. #4 Klaus-Peter Kolbatz
    März 27, 2008

    Vor Jahren hat die Industrie uns gesagt, Asbest sei ungefährlich. Voraussichtlich wird in England die höchste Zahl der Krebstoten, im Zusammenhang mit Asbest, erst für das Jahr 2020 erwartet. Es waren auch Industrievertreter, die uns beruhigten, wir bekämen keinen Krebs durch das Zigarettenrauchen. Vom Contergan-Skandal haben wir alle schon gehört. 1958 versicherte der Hersteller in einem Rundschreiben an 40.000 Ärzte, Contergan sei das beste und völlig ungefährlich.

    Heute sagt die Industrie uns, Mobilfunkgeräte und Mobilfunksendeantennen seien ungefährlich und hält bestehende Studienergebnisse zurück. Die Öffentlichkeit wird nicht aufgeklärt und die Industrie macht mit der CO2-AlGore-Lüge Billionen Gewinne.

  5. #5 Florian
    März 27, 2008

    @KPK: also das klingt doch schon seeehr nach Verschwörungstheorie… “die Industrie” gibt es genauso wenig wie “die Wissenschaft” u.ä.

    Und nach der Lektüre ihrer Homepage muss ich sagen, dass sie leider nicht sehr glaubwürdig sind, sorry… Aber das was sie da machen und veröffentlichen hat mit seriöser Wissenschaft nicht viel zu tun. (normalerweise benennt man auch eine “Theorie” nicht einfach nach sich selbst… und Sätze ständig mit “…sagt Kolbatz” beenden kommt auch nicht wirklich gut an). Ich habe mir ihre “Theorie” nicht im Detail angesehen (die ständig von selbst startenden Videos haben mich so genervt, das ich aufgehört habe zu lesen); ich bin auch kein Experte für Klimaforschung. Aber als Wissenschaftler kann ich einschätzen wann etwas wissenschaftlich ist und wann nicht… und bei der “Kolbatz-Theorie” habe ich kein gutes Gefühl 😉

  6. #6 Klaus-Peter Kolbatz
    März 27, 2008

    Na ja, wir sind eben in Deutschland. Da wird erst einmal alle tot geredet.

  7. #7 Ludmila Carone
    März 27, 2008

    @florian: Hmm, ich glaube, es ist Zeit den Sprung-in-der-Schüssel-Maßstab anzulegen 😉
    https://math.ucr.edu/home/baez/crackpot.html

    Wie das geht, hat JLT vorgemacht: https://evilunderthesun.blogspot.com/2008/03/ein-echter-crackpot.html

  8. #8 Klaus-Peter Kolbatz
    März 28, 2008

    @Florian: In immer mehr Schulen wird Heute neben der inzwischen umstrittenen „Treibhaustheorie“ auch die „Kolbatz Theorie“ diskutiert.

  9. #9 Florian
    März 28, 2008

    @KPK: an welchen denn? wieviele sind das? würde mich interessieren.

    (und in amerika wird an den schulen auch der kreationismus gelehrt – das allein macht eine “theorie” noch nicht zur wissenschaft 😉 und schon gar keine selbstbenannte, offensichtlich unwissenschaftliche “theorie”…)

    warum gehen sie eigentlich nicht den einzigen weg, der wissenschaftlichkeit sicherstellen kann: die veröffentlichung ihrer “theorie” in einer fachzeitschrift; überprüft durch peer-review?

  10. #10 Lars
    April 21, 2008

    Ich kann bestätigen, dass die “Kolbatz Theorie” in den Schulen behandelt wird.
    Allerdings läuft das ganze unter der Rubrik “Verschwörungstheorien im Internet”… xD