Eine interessante Unterhaltung habe ich mit Freunden und Bekannten während des Segelurlaubs geführt. Ich weiß gar nicht so genau, wie wir auf das Thema Verpackungsmüll kamen. Jedenfalls waren wir uns alle einig, dass wir viel zuviel davon haben und nicht mehr wissen, wohin damit.
Da sprach jemand von der ganz tollen Lösung, den Müll unterirdisch zu sammeln. In Viersen läuft offensichtlich ein Projektmodell.
Es gäbe dann keine überquellenden Müllbehälter oder hässliche Plastiksäcke mehr, sondern wir würden das Zeug “einfach” in ein kleines Loch im Boden schütten und die Müllabfuhr saugt es mit einem Rüssel wieder raus.
Klingt doch erstmal gut, oder?
Aber…
Klingt die ganze Idee nicht fatal nach “Aus dem Auge aus dem Sinn”? Ist das wirklich eine angemessene Lösung für das Problem, dass wir zuviel Müll erzeugen? Anstatt das Übel an der Wurzel zu packen, verlegen wir das Ganze einfach unter die Erde, damit wir noch viel weniger sehen, in was für einer Wegwerfgesellschaft wir inzwischen leben? Was ist eigentlich aus der “Jute statt Plastik”-Bewegung der 80er geworden? War das eine reine Modebewegung?
Wie hieß es in dem tollen Film “The Story of Stuff” noch einmal? Nur 1% unserer Anschaffungen überleben die ersten 6 Monate. Der Rest landet im Müll. Und weil uns das ärgert, verbuddeln wir das Problem.
Ist das nicht erstaunlich, wie sehr wir Menschen dazu neigen, Probleme einfach weiterzuschieben? Ich nehme mich da selber nicht von aus. Wir alle ertappen uns doch ab und an dabei, dass wir lästige Aufgaben und Pflichten verschieben. Doch manchmal verschätzen wir uns dabei ganz gewaltig. Wir mögen in der Doku-Soap “Raus aus der Schuldenfalle” darüber den Kopf schütteln, wenn Menschen angesichts finanzieller Probleme einfach den Kopf in den Sand stecken. Aber sind wir wirklich soviel besser?
Kollegen der angewandten Geophysik hier an der Uni Köln haben 2002 einen Umweltpreis gewonnen, weil sie alte Mülldeponien mit einer speziellen Technik aufspürten. Das war nötig, weil in den 60ern der Müll einfach verbuddelt und die Lage dieser Deponien entweder nicht aufgezeichnet oder die Unterlagen “irgendwie” verloren gingen. Auch in diesem Fall wurde das Problem verschoben und die nachfolgenden Generationen dürfen es dann ausbaden.
Das kann es doch nicht wirklich sein!
Wir sollten aus diesen Fehlern lernen und so ehrlich sein, Verantwortung zu übernehmen und das Problem an der Wurzel zu packen. Indem man z.B. Produkte mit extremen Missverhältnis zwischen Verpackung und Inhalt im Regal stehen lässt.
Ich brauche z.B. keine Bahlsen-Kekspackung mit “praktischen” Portionsbeuteln. Und ich brauche keine elektrische Wegwerf-Zahnbürste von Oral-B, um mal zwei Beispiele von vielen zu nennen, die mir beim Einkauf besonders negativ auffielen.
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