Ich hab im letzten Beitrag etwas über die Detektion von Methan und Wasser bei extrasolaren Planeten geschrieben.

Methan (CH4) ist der einfachste Kohlenwasserstoff überhaupt…

Hey, ist das nicht das Zeug, was die Kühe auf der Weide…abgeben?

Seufz! Ja, Methan wird unter anderem bei vielen biologischen Prozessen erzeugt…

Ha! Biologie heißt Leben! Auf extrasolaren Planeten! Außerirdisches Leben! Und Wasser gibt es da auch noch! Perfekt!

Woraufhin allenthalben die “Es gibt da vielleicht außerirdisches Leben”-PR-Maschinerie anlief. Es ist wie ein Reflex: Man muss nur “extrasolare Planeten”, “Wasser”, “organisch” in die Pressemitteilung schreiben. Am besten fügen wir noch “zweite Erde” ein und wir haben die Planetologen-Version des Buzzword-Bingos. Egal, worum es in der Veröffentlichung wirklich geht, es wird irgendwie so zurechtgebogen, dass das Wort “außerirdisches Leben” darin vorkommt – und sei es, indem man beteuert, dass es dort kein Leben geben kann.

“Und nun also Methan. Dass es aus biologischen Quellen stammt, ist so gut wie ausgeschlossen. Für Leben ist es auf HD 189733b viel zu heiß:” Aus SPON vom 20.3. 2008.

Versteht mich nicht falsch, ich fände es toll, wenn wir Spuren außerirdischen Lebens finden würden und ich würde jedem die Entdeckung gönnen: “Olé, Olé, wir sind doch nicht allein im Universum”.

Aber könnten wir dabei mal auf dem Teppich bleiben und nicht jede verdammte Planeten-Meldung irgendwie damit in Zusammenhang bringen?

Mich – und nicht nur mich – nervt dieses andauernde “Außerirdisches Leben”-Geschrei inzwischen sowas von an.

Warum?

Weil wir dabei völlig aus den Augen verlieren, warum wir eigentlich auf diesem Gebiet forschen. Es geht dabei nur am Rande um “grünen Schleim” oder “*kicher*kicher* kleine grüne Männchen*kicher*kicher”.

Es geht vielmehr ganz salopp um die große Frage:
Was zum Geier ist da draußen eigentlich los? Und wie passen wir da rein?

Das sind Fragen, die schon unsere Vorfahren umtrieb, die Menschen auf die Meere raussegeln, in die Tiefen des Ozeans hinabsteigen und in dichte Regenwälder vordringen ließ. Es ist der menschliche Entdeckerdrang und eine tiefsitzende Neugier, die uns letztendlich und bis heute antreibt.

Nun strecken wir unsere Fühler mittels neuester und extrem empfindlicher Technik u.a. zu anderen Planetensystemen aus, die in den meisten Fällen für das bloße Auge völlig unsichtbar sind; deren Existenz wir förmlich aus den Sternen, die von diesen Planeten umgeben sind, herauskitzeln müssen. Wir selbst werden niemals einen Fuß auf diese Planeten setzen – weil die Entfernungen viel zu groß sind und weil es da allgemein recht unwirtlich ist. Aber auch wenn wir körperlich nie dort sein werden…im Geiste sind wir schon längst da und schauen uns um.

Unser Verstand, unsere Vorstellungskraft, unser seit Jahrhunderten angesammeltes Wissen – kurz die Wissenschaft – hat schon längst das wahr gemacht, wovon viele nur träumen: Wir reisen zu anderen Planeten und Sternen und untersuchen sie – hier und jetzt.

Die Frage, ob es da draußen Wesen gibt, die auch nur annähernd so aussehen wie wir oder auch ganz anders, ist dabei nur eine unter vielen. Sicherlich ist es eine wichtige und eine, welche die menschliche Phantasie besonders beflügelt – Raumschiff Enterprise lässt grüßen. Aber es ist eben nicht der Endpunkt aller Planetenforschung und der alles dominierende und erdrückende Faktor. Astrobiologie ist unserem Arbeitsbereich ein Seitenzweig und einer, der sich derzeit noch entwickeln muss. Nicht umsonst beklagen Biologen, dass sich auf diesem Gebiet immer noch vorwiegend Astronomen und Astrophysiker tummeln. Das ändert sich aber allmählich.

Und so ganz unter uns: Die Astrobiologen haben mangels echtem Studienmaterial ein kleines Glaubwürdigkeitsproblem. Man spekuliert doch im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich in’s Vakuum hinein, denn überall dort, wo wir nach außerirdischem Leben gesucht haben, finden wir bislang: Nichts.

Noch in den 60ern war man da total optimistisch und fantasierte sich was vom Dschungel der Venus und den Moosen des Marses zusammen. Man muss nur mal in den alten Perry Rhodan-Heften stöbern. Es muss eine veritable kalte Dusche gewesen sein, als die ersten Raumsonden mit einem ganz anderen Bild zurückkamen.

Die Venus ist dank dichter Kohendioxid-Atmosphäre und vollständiger dichten Wolkendecke eine ewig finstere Gluthölle ohne einen Tropfen Wasser, in der selbst die zäheste Pflanze innerhalb kürzester eingehen würde und die Luft auf dem Mars ist 100mal dünner als auf der Erde, so dass jegliches flüssiges Wasser trotz der an sich recht kalten Temperaturen sofort verdampfen würde. Wasser findet man höchstens in gefrorener Form an den Polen oder eventuell in großer Tiefe. Leben auch hier: Bislang Fehlanzeige!

Ich sehe daher die Gefahr, dass wir irgendwann die Leute übersättigen. Insbesondere wenn wir nicht irgendwann mal Ergebnisse bringen. Wenn so oft “außerirdisches Leben” geschrieen wird und nichts kommt, dann reagiert irgendwann keiner mehr drauf oder es wird müde abgewunken. Und dann wird es sehr schwer werden, zu erklären, dass es noch andere Dinge gibt, die es wert sind, erforscht zu werden – auch wenn es mit außerirdischem Leben erst mal überhaupt gar nichts zu tun hat.

Ich will das mal anhand der Veröffentlichung vom 20.3.08 in der Nature wegen der entdeckten Methangase in HD 189733b noch mal verdeutlichen (1):

Zunächst einmal können wir nach über 10 Jahren Forschung sagen, dass dieser Planet ein Gasriese vom Schlage unseres Jupiters ist.

Damit haben wir schon eine wichtige Erkenntnis: Wie hier unten, auch da oben.

Unsere Gasplaneten sind nichts Besonderes, d.h. die Mechanismen für ihre Entstehung sind auch woanders wirksam gewesen. Gleichzeitig können wir durch das Studium extrasolarer Planeten viel über unsere Gasplaneten herausfinden und umgekehrt. Wir können die Modelle, die für Jupiter und co ausgearbeitet wurden, auf extrasolare Planeten anwenden und schauen, was wir herausbekommen, wenn wir an den Rahmenbedingungen drehen. Wenn wir den Planeten schwerer oder ihn leichter machen oder ihm einen sehr großen Felskern verpassen.

Weiterhin wichtig im Zusammenhang mit HD 189733b ist:
Viele der bisher entdeckten extrasolaren Gasriesen kreisen auf extrem nahen Umlaufbahnen und befänden sich in unserem Sonnensystem noch innerhalb der Kreisbahn des sonnennächsten Planeten Merkur.

Daraus folgt direkt die zweite wichtige Erkenntnis, die wir aus der bloßen Existenz von extrasolaren Gasriesen schließen können:

Obwohl sie überwiegend aus den leichtesten Elementen im Universum bestehen, aus Helium- und Wasserstoffgas, sind Gasriesen unheimlich zähe Burschen und überleben über Jahrmilliarde hinweg die Erosion von Strahlung, die in unserem Sonnensystem den Merkur und den Mars schon längst fast vollständig von jeglichem Gas befreit hat – und noch bis heute an der Rest-Atmosphäre dieser Planeten nagt.

Aber wie das bei jeder neuen Erkenntnis ist, das nächste Rätsel lauert an der nächsten Ecke. Denn wenn wir die anderen Planetensysteme mit unserem eigenen vergleichen, dann fällt auf, dass bei uns die Gasriesen alle in großer Entfernung kreisen – in mehr als 5 Astronomischen Einheiten. Wir finden aber da draußen laufend Gasriesen, die viel, viel näher an ihrem Zentralstern dran sind.

Wie kommen die da hin?

Ist es da eigentlich nicht viel zu heiß, so dass das ganze Helium- und Wasserstoffgas in Nullkommanix weggeblasen werden sollte, lange bevor sich überhaupt daraus Gasriesen bilden konnten?

Das ist eine gute Frage und es gibt derzeit zwei Antworten darauf.

  • Die bisher favorisierte Antwort ist die Migrationstheorie: Demnach entstanden die Planeten viel weiter draußen und sind dann zum Stern hingewandert.
  • Andere Forscher meinen, dass unsere Planeten-Entstehungsmodelle so nicht ganz richtig sind und dass die Planeten an Ort und Stelle entstanden sind, viel schneller als der Stern das Gas verwehen konnte.

Aber zurück zu HD 189733b. Unabhängig davon, wie er dahin gekommen ist. Er ist mit einer Umlaufdistanz von 0,0312 Astronomischen Einheiten zehnmal näher an seinem Zentralstern dran als der Merkur in unserem Sonnensystem. Also, wenn wir davon ausgehen, dass er nicht viel anders aussieht als Jupiter, dann stellt sich direkt folgende Frage:

Was passiert mit der äußeren Gashülle, wenn wir einen Jupiter-Planeten in Gedanken so nahe an diesen Stern heranschieben?

Genau das habe ich im letzten Beitrag genauer beschrieben.

Was das alles bringen soll?

Ein bisschen weniger Unwissenheit? Eine heller erleuchtete Ecke im großen Unbekannten da draußen? Vielleicht wartet irgendwo auf dem Weg dahin eine bahnbrechende Erkenntnis auf uns?

Wenn wir es wüssten, müssten wir nicht nachsehen, nicht wahr?

Wir sehen uns mit unseren Teleskopen in unserer kosmischen Nachbarschaft um und schauen halt mal, was uns so unterkommt.

Warum? Darum!
————————————————
(1) Nature, Vol 452, 2008, doi:10.1038/nature06823, The presence of methane in the atmosphere of an extrasolar planet, Mark R. Swain, Gautam Vasisht & Giovanna Tinetti

Kommentare (33)

  1. #1 florian
    April 17, 2008

    Bei Dynamics of Cats geht es auch gerade um dieses Thema. Steinn schreibt sogar, dass es Gerüchte über einen erdähnlichen Planeten in der habitablen Zone gibt, dessen Entdeckung bald veröffentlicht werden soll. Da wirds dann wieder rund gehen in den Medien 😉

  2. #2 Arnd
    April 17, 2008

    Die Öffentlichkeit (Presse usw.) interessiert sich zu großen Teilen nun mal nicht für Felsbrocken oder Gasriesen Billionen Kilometer von uns entfernt. Was wirklich zählt ist Leben. Ich glaube niemand hat ernsthaft geglaubt, dass es außerhalb unseres Sonnensystems auch noch Planeten gibt… aber die Frage nach außerirdischem Leben ist natürlich DIE zentrale Frage, eben weil sie noch so ungewiß ist.

    Als ich jung war galt Leben auf anderen Planeten noch als ziemlich unwahrscheinlich, weil man dachte dass man dazu sowas wie eine zweite Erde braucht. Perry Rhodan (hab ich auch gelesen :o)) war damals sehr unrealistisch. Inzwischen können sich Biologen dank extremophilen Lebensformen auch ganz andere Umgebungen für Leben vorstellen. Die Chancen für außerirdisches Leben sind um viele Größenordnungen gestiegen, sogar in unserem Sonnensystem gibt es eine ganze Menge Kandidaten.

    Wir haben noch nichts gefunden, klar… aber ich glaube wir fangen auch erst grade richtig zu suchen an.

    Ob du es einsehen willst oder nicht, die Entdeckung von “grünem Schleim” auf einem anderen Planeten wäre für mich und die meisten anderen Menschen unendlich viel interessanter als die Entdeckung des Gasballs Nummer 399 (oder so).

  3. #3 Christian
    April 18, 2008

    Ob wir “nur” nach anderen Planeten ausschau halten, oder den kleineren Aspekt daraus, ob denn da auch Leben sein kann, geht es meines Erachtens wohl hauptsächlich darum, dass wir langsam erkennen, dass es sowas wie ein geistiges Prinzip hinter der Existenz geben muß. Keine Angst, ich will nicht theologisch werden; da bin ich weit von entfernt! Ich erinnere da nur an die Bücher von Hoimar v. Ditfurth. In Anlehnung an das anthropische Prinzip glaube ich… nein, bin ich mir sicher, dass wir irgendwann anderes Leben finden und feststellen werden, dass das Ganze kein Zufall ist. Ich möchte nochmal betonen, dass ich das nicht theologisch meine! Verweise nochmal auf Ditfurth! 🙂

  4. #4 Thomas
    April 18, 2008

    Ich bin fest davon überzeugt, dass wir nicht alleine sind und ich freue mich auf den Tag der Entdeckung, wenn ich es denn noch erleben sollte. Ich stimme in diesem Punkt dem Kommentar vom Christian zu.
    Aber he, was wollen wir mit diesem Wissen anfangen? Wir können nicht einmal mit dem Ausländer, Farbigen oder jeglichem Andersartigen unserer Rasse geschweige denn mit den Tieren und Pflanzen unseres Planeten umgehen und wollen dann mit extraterrestrischem Leben kommunizieren. Und wenn es ein “grüner Schleim” sein sollte, dann wird doch sicher gleich überlegt was der alles in irgendeiner terrestrischen Technologie vollbringen kann.
    Nicht das ihr es falsch versteht, ich bin weder ein grüner, noch ein anderer Extremist oder ein Feind moderner Techologien ich habe nur versucht, das was in den Nachrichten täglich berichtet wird, zu interpretieren und diesem Thema zuzuordnen.

  5. #5 Ludmila Carone
    April 18, 2008

    @Christian & Thomas: Schön und gut, aber Ihr reduziert die Frage auf eine Glaubensfrage. Jetzt bin ich aber Naturwissenschaftler, in meiner Welt hat der Glauben eigentlich keine Rolle zu spielen.

    Aber Thomas spricht einen wichtigen Punkt an. Ist Wissen nur dann was wert, wenn man damit was “anfangen” kann? Und wer definiert das? Ist Wissen nur dann wertvoll, wenn man damit z.B. eine effizientere Methode findet das Feiertagsbier zu kühlen, oder was?

    Und auch Arndt hat es gesagt: “Was wirklich zählt ist Leben” Aha? Und der große Rest ist dann völlig uninteressant und wertlos? Wer stellt sich hier hin und unterteilt in uninteressant und interessant? In wertvolles und wertloses Wissen? Nach welchen Maßstäben geschieht das?

    Weil Ihr unbedingt an Leben da draußen glauben wollt? Soll das heißen, dass Euer Glauben an außerirdisches Leben mir als Naturwissenschaftler vorschreiben soll, wonach ich forschen soll und wonach eher nicht? Denn letztendlich läuft es irgendwie darauf hinaus, weil Ihr da draußen, die Öffentlichkeit, mich bezahlt.

    Da werden Anträge eingereicht, die sich alle um einen begrenzten Geldtopf balgen und irgendjemand entscheidet dann: Interessant genug, da gibt es Geld für oder eben nicht interessant genug und daher nicht förderungswürdig.

  6. #6 Christian
    April 21, 2008

    Hallo Ludmila,
    da hast du mich leider falsch verstanden. Wenn ich sage, ich glaube an außerirdisches Leben, dann meine ich es nicht theologisch (Gebete würden ja Ewigkeiten brauchen, um dort anzukommen). 😉
    Nein, was ich meine, sind Spekulationen. Die Indizien sprechen nunmal dafür, dass das Universum gar nicht anders kann, als intelligentes Leben hervorzubringen. Und da stellt man sich rein wissenschaftlich die Frage, warum. Und das heißt aber ebenso nicht, dass alle Forschungsgelder nur in diese Richtung gehen soll.
    Aber Forschung und Wissenschaft bedeutet auch Spekulation und über dem Gemessenen hinausdenken. Ditfurth meinte mal, dass die meisten Wissenschaftler dann eine “geistige Notbremse” eingebaut haben, wenn es darum geht.

  7. #7 Ludmila Carone
    April 21, 2008

    @Christian: Du magst anscheinend Ditfurth sehr gerne. Ich hab ihn früher auch sehr gerne gelesen und sicherlich haben mich seine Schriften geprägt, aber…Ich bin inzwischen einige Jährchen älter, hab einiges gelernt und denke mir inzwischen folgendes: Wir nehmen uns viel zu ernst und viel zu wichtig.

    Es ist natürlich schon erstaunlich, dass es jetzt und hier auf der Erde “intelligentes Leben” gibt, das über sich und die Welt um sich herum nachdenken kann.

    Aber sieh es doch mal so: Es gibt das Leben jetzt Jahrmilliarden lang – und wann kam die “Intelligenz” in diese Welt? Genau! Erst vor extrem kurzer Zeit. Über 99% der Zeit kam die Erde ganz gut ohne intelligentes Leben aus und ich sehe nicht, dass der Mensch und seine Intelligenz zwangsläufig entstehen mussten. Es ist z.B. gut möglich, dass der Mensch zwischendurch mal eine vom Aussterben bedrohte Spezies war (https://de.wikipedia.org/wiki/Genetischer_Flaschenhals) und dass es reiner Zufall ist, dass homo spaiens bis heute überlebte.

    Ich glaube, wir verkennen da ein wenig die Sachlage. Wir sind nun mal hier und jetzt da und glauben daher, hey, die Umstände waren genau richtig, so dass wir hier und jetzt da sein konnten, also war das Absicht oder zwangsläufig oder… Aber wenn jemand 1 Million Euro im Lotto gewinnt, dann könnte der mit der exakt “gleichen Logik” behaupten, dass soviele Umstände eintreten mussten, damit er den Lottoschein zur rechten Zeit abgeben und die richtigen Zahlen tippen konnte: Ja klar, ein höherer Sinn. Das musste passieren. (Manche Leute glauben das wirklich) Aber wissenschaftlich ist das nicht. Es ist purer Anthropozentrismus, der “Glaube”, dass sich alles um uns Menschen und dabei insbesondere um mich als Person dreht. Und das tut es nun mal nicht 😉

    Viele Dinge in unserem Leben sind nun mal reiner Zufall, was wir aber gerne verdrängen oder nicht wahrhaben wollen. Im Rückblick zu sagen, das musste ja so kommen ist sehr verführerisch, aber leider oft auch falsch. Weil wir dazu neigen zu vergessen, dass es auch ganz anders hätte kommen können.

    Du bist z.B. genau deswegen hier, weil Deine Urgroßeltern sich genau zur richtigen Zeit fortgepflanzt haben. Folgt daraus zwangsläufig, dass Deine Urgroßeltern damals schon Dich und zwar genau Dich als Person im Sinne hatten? Du bist wie Du bist, weil die Gesellschaft während Deines Lebens so ist, wie sie derzeit ist. Diese Gesellschaft ist wiederum durch geschichtliche Ereignisse geprägt worden. Fand z.B. die französische Revolution 1789 deswegen statt, damit Du Dich als Person so entfalten konntest, wie Du es getan hast?

    Es kann durchaus sein, dass dieses Universum sehr fruchtbar für Leben ist und dass die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von intelligentem Leben irgendwann im Laufe der Jahrmilliarde sehr hoch ist, aber…diese Aussage beruht auf genau einem einzigen Indiz: Die Erde und dem Leben darauf.

    Ich als Wissenschaftler sage: Eine einzige “Messung”? Das sind nicht genügend Daten. Weswegen einige von uns auch nach mehr “Daten” suchen.

    Denn eine Messung oder das Beispiel Erde reicht bei weitem nicht aus, um irgendeine Aussage zu treffen; weder dass das Leben Zufall ist, noch dass das Leben eine zwangsläufige Entwicklung ist. Da will ich bitte schön noch mehr Messungen sehen. Aber dann sollten wir uns auch darauf gefasst machen, dass diese Messungen Fehlschläge sein werden. So ist es nun mal, wenn man noch nichts entscheiden kann, weil die Daten fehlen.

    Sich jetzt schon auf eine Option festzulegen, das hat mit Wissenschaft wenig zu tun.

  8. #8 Christian
    April 23, 2008

    Hallo Ludmilla,

    du sprichst hier das anthropozentrische Weltbild an, was ich natürlich auch ablehne. Allerdings ist dieser „Mittelpunktswahn“ uns Menschen evolutiv eingepflanzt, und somit sind wir immer in Gefahr, dem zu verfallen. Desweiteren hast du mit deinen Beispielen das Anthropisches Prinzip beschrieben. Demnach sieht es tatsächlich so aus, als ob meine Vergangenheit einzig dem Zweck gedient hätte, mich hervorzubringen. Eine absurde Vorstellung. Auch hier greift wieder das anthropozentrische Weltbild (deshalb finde ich den Begriff „Anthropisches Prinzip“ sehr irreführend). Soweit sind wir auf einer Linie. 🙂

    Wo ich allerdings widerspreche (und da verlasse ich die wissenschaftliche Bühne), ist dein Argument, dass die Intelligenz erst seit kurzer Zeit in dieser Welt ist. Um nochmal Ditfurth zu bemühen: Der Geist ist nicht erst (in diesem konkreten Fall) mit uns Menschen in dieser Welt gekommen. Er hat sich zum ersten Mal in unserer Person „individualisiert“. Was der Mensch in Person, individuell für sich lernt, hat vor ihm die Art gelernt. Auch hier greift das, was wir Intelligenz nennen, allerdings nicht auf einzelne Geschöpfe, sondern eben auf die ganze Gattung.

    Oder ein anders Beispiel: die Sonne ist nicht das Produkt des Auges, die Aerodynamik nicht das Produkt des Flügels, es ist eher anders herum. Die Sonne ist die Ursache, das Auge das evolutive Produkt, quasi das „Spiegelbild“ der Sonne. Das Gleiche gilt mit dem Flügel etc. Warum sollte es mit dem Geist und dem Gehirn anders sein? Warum soll gerade hier die Reihenfolge anders sein? Dass nämlich unser Gehirn, die Intelligenz selber, das Produkt etwas ist, was schon von vornherein da war? Um es nochmal klarzustellen: ich spreche hier nicht von der theologischen Seite.

    Ich will mich jetzt nicht in Einzelheiten verrennen, möchte hier nur mal den Begriff „Evolutive Erkenntnistheorie“ in den Raum werfen und natürlich das Buch „Wir sind nicht nur von dieser Welt“ von Hoimar von Ditfurth nennen.

    Aber gut, ich möchte jetzt hier nicht eine wochenlange Diskussion anzetteln, mich aber auf jeden Fall bei dir für diesen anregenden Gedankenaustausch bedanken!

  9. #9 Venerus
    Oktober 8, 2008

    Auch ich liebe Ditfurth, jedoch hat er auch nicht die Weißheit für sich gepachtet, was er auch zugibt. Was das anthropozentrische Weltbild vieler Menschen betrifft, da hatte der gute Mann recht. Die Wissenschaftler haben tatsächlich eine „innere Notbremse“, wenn es um das Thema Außerirdische geht; Schuld ist eben dieses Weltbild.
    Wissenschaft ist arrogant, selbst eine Versuchsbeschreibung eines Experimentes muss im Passiv geschrieben werden, ansonsten gilt dieses als unwissenschaftlich!
    Wissenschaft habe nichts mit träumen zu tun! Von wegen, hatte Niels Bor nicht etwa das Atommodel geträumt!
    Die öffentliche Meinung. Wenn ein Institut Geld braucht, dann wird immer eine Rechtfertigung gebraucht, für Grundlagenforschung ist noch ein gewisses Verständnis vorhanden, aber versucht mal Gelder nur für die Erforschung von außerirdischen Leben zu bekommen. Die Presse –diese Dummdödel- würden das ganze ins lächerliche esoterische ziehen.

  10. #10 Ludmila
    Oktober 8, 2008

    @Venerus: Wissenschaft ist arrogant, selbst eine Versuchsbeschreibung eines Experimentes muss im Passiv geschrieben werden, ansonsten gilt dieses als unwissenschaftlich!

    Das hat nichts mit Arroganz dazu, sondern damit, dass man im entscheidenden Moment möglichst sachlich bleiben sollte. Die eigene Träume und Visionen treiben einen an, aber letzten Endes muss man die Wirklichkeit entscheiden lassen. Und da hat das Ego einfach zurückzustecken.

  11. #11 Venerus
    Oktober 8, 2008

    Wo ist denn der Unterschied zwischen „ich erhitze eine Kupferdraht und tauche ihn in Alkohohl“ und „es wird ein Kupferdraht erhitzt und er wird in Alkohohl getaucht“? Beides ergibt eine Radikaliesche Substitution!!!!!!!!!!!!!!
    Glaube mir, an der Uni wird man schon ,,gleich geschaltet”, mein Gehirn darf ich nicht alzu kreativ einsetzen!
    Ich weiß, wie die Wissenschaft tickt, schon aus eigener Erfahrung.

  12. #12 Ludmila
    Oktober 8, 2008

    @Venerus: Schau Dir bitte mal in meinem Profil an, wo ich arbeite. Und einfach so glauben, tu ich Dir schon mal gar nichts. Wenn Du das von mir erwartest, bist Du auf dem falschen Blog. Ich hab halt ein anderes Bild der Wissenschaft, basierend auf meiner Erfahrung, vielen Dank auch. Wer immer Du auch bist.

    Beides ergibt eine Radikaliesche Substitution

    Genau und deswegen ist es auch schnurzpiepegal, ob Du das gemacht hast oder ich oder der Nachbar oder ein Japaner auf der anderen Seite der Erde. Wissenschaftliche Prozesse sind nicht abhängig vom Ego des Experimentators. Wenn man das streicheln möchte, dann sollte man sich ein anderes Betätigungsfeld aussuchen und nicht die in die Wissenschaft gehen. Ist meine Meinung.

  13. #13 Venerus
    Oktober 8, 2008

    Warum so zickig, habe ich etwa das böse Wort genannt? Ich bewundere dein Forschungsgebiet – wenn du überhaupt real sein solltest, und nicht nur ein Fake- ich weiß, wie die Wissenschaft tickt! Es herrscht eine Arroganz vor, die mich dazu treibt die Kloschüssel zu umarmen. Ich vertrete immer noch „Audere Sapere“, auch wenn das die Batchelor Studenten heute nicht mehr verstehen, ich bleibe der Aufklärung treu.
    Wir können gerne unser Bild von der Wissenschaft diskutieren, ich lade dich sogar dazu ein mit mir im „Brauhaus am Dom“ in Köln ein paar Bier und einen „halfe Hahn“ zu konsumieren.
    Kommst du?

  14. #14 Ludmila
    Oktober 8, 2008

    @Venerus: wenn du überhaupt real sein solltest, und nicht nur ein Fake- ich weiß, wie die Wissenschaft tickt!

    Wie tickst Du denn bitte? Ich hab nun wirklich einen nicht allzu häufigen Namen, da muss man ein bisschen Aufwand treiben, um mich zu fälschen und in dem Ton, den Du hier anschlägst, habe ich sicherlich nicht die geringste Lust, mit Dir irgendwas trinken zu gehen. Außerdem mag ich kein Bier. Da bin ich zickig 😉

  15. #15 Venerus
    Oktober 8, 2008

    Komm trau dich, wir könnten diskutieren

  16. #16 Venerus
    Oktober 8, 2008

    Was für ein „Bild der Wissenschaft“ hast du denn schon, eines dieser populistischen Arschlöcher, wie Yogeshwar oder Bublath? Mein Gott Mädchen bist du arm, oder eine geduldete weibliche Person in einer Burschenschaft, noch ärmer!
    Du bist Wagner und nicht Faust!

  17. #17 Cara
    Oktober 9, 2008

    Ich finde auch, das Glaube nicht unbedingt unwissenschaftlich ist. Der Glaube verleiht Flügel, daher sollte man das Geglaubte erforschen.

  18. #18 Ludmila
    Oktober 9, 2008

    @Cara: Das wird es schon. An etwas unkritisch trotz oder ohne jegliche Hinweise zu glauben ist aber das Gegenteil von Wissenschaft. Da geht es darum zu überprüfen und eben auch mal Dinge zu verwerfen, wenn sie sich als falsch erweisen. Egal, wie fest ich daran glaube.

  19. #19 Cara
    Oktober 9, 2008

    Ich sehe mich als einen gläubigen áber kritischen Menschen. ich glaube, dass da draußen noch Leben ist, ich will es wissen. Und diese Gioer nach dem Wissen über Exosolare Planeten teile ich auch. Wenn ihr Planetenforscher immer beton, dass ihr andere Ziele habt als die Suche nach Außerirdischen, ist das nicht etwa eine Rechtfertigung eurer _Seriosität?
    Natürliich sind die Dinge interessant, die den Aufbau eines Sonnensystems verraten, man kann so Rückschlüsse auf unsere eigenes ziehen.
    Z.B ein Gasplanet so nah an seiner Sonne, das konnte ich mir früher nicht vorstellen, warum ist der da, und verdampft nicht.
    Ferner ist überhaubt die Frage ineteressant, wearum Planeten Monde haben, als oib es da eine gewisse Ordnung gäbe.

  20. #20 florian
    Oktober 9, 2008

    “Wenn ihr Planetenforscher immer beton, dass ihr andere Ziele habt als die Suche nach Außerirdischen, ist das nicht etwa eine Rechtfertigung eurer _Seriosität?”

    Naja, wir sagen das hauptsächlich deswegen weil es zur Zeit kaum möglich ist, wissenschaftlich ernsthaft nach Leben auf extrasolaren Planeten zu suchen. Die aktuelle Planetenforschung leistet natürlich wichtige Grundlagenforschung für diese Frage. Aber die aktuellen Beobachtungsmethoden sind noch nicht gut genug um diese Frage ernsthaft zu beantworten. Zu behaupten, wir würden Außerirdische suchen wäre daher wirklich unseriös.

    “Ferner ist überhaubt die Frage ineteressant, wearum Planeten Monde haben, als oib es da eine gewisse Ordnung gäbe.”

    Naja – “Ordnung” hat mit der Mondentstehung eher wenig zu tun 😉 Unser Mond ist bei einer gewaltigen Kollision entstanden; viele andere Monde der anderen Planeten sind eingefangene Asteroiden.

  21. #21 Ludmila
    Oktober 9, 2008

    @Cara: Wenn ihr Planetenforscher immer beton, dass ihr andere Ziele habt als die Suche nach Außerirdischen, ist das nicht etwa eine Rechtfertigung eurer _Seriosität?

    Nein Cara seh ich nicht so. Ich würde mich ja auch mehr als freuen, wenn wir “Kontakt” bekämen.

    ABER

    Es gibt da draußen viel mehr zu lernen, das es auch wert ist, erforscht zu werden, auch wenn man daraus keine sexy Schlagzeile basteln kann. Schön, dass Du das auch so siehst. Ich fürchte nur, das sieht nicht jeder.

    Und Ihr müsst Euch klarmachen, dass die Suche nach außerirdischem Leben zum einen extrem schwierig sein wird. Innerhalb der nächsten zehn Jahre würde ich da keine Fortschritte erwarten. Kann mich natürlich auch täuschen. Es kann zum anderen auch einfach eine erfolglose Suche bleiben, weil vielleicht Leben so dünn gesät ist, dass man es eben nicht vor der Haustür findet. Besteht dann nicht die Gefahr, dass man sich enttäuscht von dem ganzen Feld abwendet? Das frage ich mich.

    Ganz abgesehen davon, dass Dir im hier und heute Leute nur dann Geld für Forschung geben, wenn was rauskommt. Für “ich such was und finde vielleicht nichts” ist es extrem schwierig, an Geld ranzukommen. Nicht umsonst wendet sich SETI an die Öffentlichkeit und nimmt Spenden an.

    Ubrigens Cara, die Sache mit den Monden haben wir hier auf meinem Blog und des Kollegen Florian ein paar Mal angesprochen. Willst Du ein paar Links dazu? Oder magst Du selber suchen?

  22. #22 Cara
    Oktober 9, 2008

    Ich weiß, dass die Suche nach terestrischen Planeten schwer ist, wenn man jedoch einen hat, kann man doch, und nicht nur bei trestrischen Planenten auch Gasplaneten, mittelsn Spektralanalyse die Chemie des Planeten untersuchen. Wenn man Sauerstoff findet, ist das doch ein Inditz. Saquerstoff verbindet sich doch immer, wenn er nicht neu produkziert wird.

  23. #23 Ludmila
    Oktober 9, 2008

    @Cara: Ja klar Cara, was Du sagst, stimmt schon. ABER finde erst einmal einen erdgroßen Planeten, der nicht zu nah dran ist an seinem Stern und auch nicht zu weit weg. Da gibt es einen Kandidaten. Genau einen.

    Und jetzt sammle erst mal das Licht von diesem Planeten. Das funktioniert mit der heutigen Technik (noch) nicht. Die nächste Generation wird die Leistung vermutlich bringen, aber bis dahin vergehen eben um die 10 Jahre.

    Erst dann kannst Du das Licht in seine Bestandteile zerlegen, was an sich schon schwierig genug werden wird und dann kommt folgender Punkt: Dann musst Du den Sauerstoff auch erst einmal sehen. Das ist noch gar nicht gesagt. Und selbst wenn man es findet, Du hast es selbst gesagt: Saquerstoff verbindet sich doch immer, wenn er nicht neu produkziert wird.

    Ja, wenn er nicht neu produziert wird. Auch das ist noch lange nicht gesagt. Der Weg dahin zeichnet sich zwar ab, da hast Du Recht. Aber Du unterschätzt ein bisschen die vielen dicken fetten Felsbrocken auf dem Weg, die man erst einmal wegräumen muss. Das dauert eben.

    Ich will Dir nicht Deinen Enthusiasmus nehmen. Ich will nur nicht, dass Du irgendwann enttäuscht bist.

  24. #24 florian
    Oktober 9, 2008

    @Cara: “ch weiß, dass die Suche nach terestrischen Planeten schwer ist, wenn man jedoch einen hat, kann man doch, und nicht nur bei trestrischen Planenten auch Gasplaneten, mittelsn Spektralanalyse die Chemie des Planeten untersuchen.”

    Dafür muss man aber einen terrestrischen Planeten direkt beobachten können! Das ist derzeit noch absolute Zukunftsmusik. Aktuell hat man gerade mal eine Handvoll Planeten direkt beobachtet – und bei keinem von ihnen ist sicher, ob es wirklich ein Planet oder nicht doch ein brauner Zwerg ist. Um erdähnliche Planeten die noch dazu nahe genug am Stern sind um für Leben vernünftige Temperaturen aufzuweisen direkt beobachten zu können muss noch einiges an Entwicklung stattfinden. In den nächsten 10 bis 20 Jahren wird das (leider) sicher nicht möglich sein.

  25. #25 Cara
    Oktober 9, 2008

    Ich bin noch jung, da kann ich noch was warten. nächstes Jahr mache ich Abitur und ich wollte selber in die Planetenforschung gehen.

  26. #26 Andreas
    Oktober 9, 2008

    Ich muss zugeben, bis vor ca. zwei Jahren war ich in einer Phase, in der ich jede neue Nachricht, die auch nur im Entferntesten mit Ausserirdischen zu tun hatte, begierig verfolgt und “gehyped” (ich benutze nicht gerne Anglizismen) habe; ich erwartete jeden Tag einen Kontakt über Radioantennen und -teleskopen, der zeigt, dass wir nicht “alleine” sind.

    Die Frage nach Leben in anderen Welten ist für mich eine rein wissenschaftliche Frage; es gibt allerdings soviele Unbekannten, da ist ein bisschen Fantasie wohl nicht falsch 🙂

    Mich würde mal interessieren, Ludmilla, was Du von Carl Sagans Roman “Contact” hältst, sofern Du diesen gelesen hast? Ich habe den Kauf nicht bereut und innerhalb eines Tages das Buch von hinten zugeschlagen.

    Wie beurteilst Du das darin geschilderte Szenario? Natürlich abgesehen davon, dass der Roman schon einiges an Jährchen auf dem Buckel hat und Dinge wie die “Weltformel” enthält.

    Wenn Du ihn nicht kennst, hast Du hiermit eine Kaufempfehlung, der dürfte Dir gefallen 🙂

    LG

    Andreas

  27. #27 Ludmila
    Oktober 10, 2008

    @Andreas: Ich liebe Sagan. Die Sachbücher von ihm sind auch richtig, richtig, richtig toll. Wenn Du Englisch kannst, dann schau mal auf You Tube, ob Du die alte “Kosmos”-Reihe von ihm findest. Angestaubt, aber dennoch klasse. Contact fand ich klasse. Vor allem das Ende. Das fand ich richtig innovativ.

    Ich fand den Film übrigens so lala, Jodie Foster hat super gespielt, und die ersten 3/4 des Films sind ok. Aber das Ende…So ein richtig kitschiger Hollywood-Scheiss und ganz und gar nicht im Sinne von Sagan. Dieser “Sieg” des Glaubens über Wissenschaft *augen roll* Das passte so gar nicht.

    Na ja, gute Sci Fi ist richtig rar geworden. Ist halt leider nicht die Zeit dafür. Im Moment ist Mystery und Phantasy angesagt.

  28. #28 Cara
    Oktober 10, 2008

    Ich finde den Film auch nicht gut, aber der Anfang ist klasse. Man hört ein Stimmengewirr und fliegt von der Erde weg. Die Musik wird immer älter , erste Radiosendungen, dann das Morsezeiche und dann Stille!
    200 Lichtjahre von uns entfern, kann man uns nicht mehr hören und wir aqndere nicht die auf unserer Stufe sind.

    Meine Frage: Ist es überhaubt möglich aus dem ganzen Wellensalat Fernsehen und Radio zu hören, sagen wir mal so in 20 Lichtjahren entfernung?
    Gehen die Signale nicht unter?

  29. #29 Ludmila
    Oktober 10, 2008

    @Cara: Gehen die Signale nicht unter?

    Sagen wir mal so, es kommt immer darauf, in welchem Frequenzbereich Du schaust. Kollegen von uns arbeiten mit den großen 70 Metern Radioschüsseln und die können je nach Frequenz noch Signale von der Stärke von Zeptowatts (1 Trilliardstel Watt) “hören”. Nur lauscht man da nicht auf fremde Signale sondern unsere eigenen von Raumsonden. Genauer gesagt lauschen die da auf die Planetenreflektion des Radiosignals der Raumsonde.

    SETI macht ja genau das. Lauschen. In de Hoffnung, dass die Außerirdischen so clever sind und die Frequenzbereiche vermeiden, wo natürliche Phänomene Sterne etc. strahlen und dann auch sehr leicht zu findende Signale, also sehr periodische, ausschicken. Dieser erste Teil des Films ist also ziemlich nah dran an der Realität.

  30. #30 Cara
    Oktober 10, 2008

    Also muss man wissen, wo man sucht, ansonsten ist es ziemlich schwer. Ich meine aber, ob es möglich ist so etwas wie Radio oder Fernsehen zu hören und zu sehen. Vielleicht kann man ja mal irgendwann eine außerirdische Seifenoper oder deren Werbung sehen, wäre doch lustig.

    Was ist denn mit der Voyager, was kann sie von der Erde noch aufnehmen, wie ergeht es ihr jensets des Sonnenwindes?
    Ist die kosmische Strahlung da draußen etwa so stark, dass unsere Signale und die der Voyager nur noch ganz schwierig gesendet werden können?

  31. #31 Andreas
    Oktober 11, 2008

    @Andreas: Ich liebe Sagan. Die Sachbücher von ihm sind auch richtig, richtig, richtig toll. Wenn Du Englisch kannst, dann schau mal auf You Tube, ob Du die alte “Kosmos”-Reihe von ihm findest. Angestaubt, aber dennoch klasse. Contact fand ich klasse. Vor allem das Ende. Das fand ich richtig innovativ.

    Diese Reihe kenne ich bereits und bin begeistert!

    Ich habe ausser Contact nur “Das Wunder der menschlichen Intelligenz” von Sagan gelesen und erst letzte Woche auf dem Amazon Marktplatz “Nachbarn im Kosmos. Leben und Lebensmöglichkeiten im Universum” bestellt, auf welches ich mich trotz des nahenden Semesters sehr freue 🙂

    Ich fand den Film übrigens so lala, Jodie Foster hat super gespielt, und die ersten 3/4 des Films sind ok. Aber das Ende…So ein richtig kitschiger Hollywood-Scheiss und ganz und gar nicht im Sinne von Sagan. Dieser “Sieg” des Glaubens über Wissenschaft *augen roll* Das passte so gar nicht.

    Da kann ich Dir nur zustimmen! Das Ende hat von hollywoodschem Kitsch nur so getrieft. Ich fand es schade, dass der Film nicht ein wenig näher am Roman war… nichtsdestotrotz einer der besseren Science-Fiction- Werke. Und Jodie Foster legt ein überragendes Schauspiel hin, das man nicht so leicht vergisst.
    Aber nun ja, das Ende musste immerhin dem amerikanischen Publikum gerecht werden… bloß nicht die Wissenschaft gewinnen lassen, die hat ja die Atombombe und so entwickelt! *Ironie*

    Als ich den Film damals sah, war ich vielleicht acht oder sieben Jahre jünger und von den Spezialeffekten gegen Ende des Films (der Ausblick auf die Galaxis ist atemberaubend!) regelrecht fasziniert. Das ist ein SF-Film, über den man ein wenig nachdenken muss; nicht nur “Grüne Männchen- Ballerei”.

    Na ja, gute Sci Fi ist richtig rar geworden. Ist halt leider nicht die Zeit dafür. Im Moment ist Mystery und Phantasy angesagt.

    Zum Leidwesen der Buchmesse, die besonders viele Stände dieses Jahr zu diesen Gebieten hat… aber ich bin sowieso nur in der Ecke mit den skandinavischen Büchern (Sonntag sind die Bücher immer zum halben Preis vorhanden, da muss man zuschlagen!), da soll mir das egal sein *grins*

    Liebe Grüße,

    Andreas

  32. #32 Ludmila
    Oktober 11, 2008

    @Cara: Was ist denn mit der Voyager, was kann sie von der Erde noch aufnehmen, wie ergeht es ihr jensets des Sonnenwindes?

    Angefunkt werden Voyager 1 und 2 bis heute. Sie empfangen Radiosignale und schicken auch noch Daten zurück. (https://voyager.jpl.nasa.gov/news/profiles_dsn.html). Allerdings muss man sagen, dass das Kommunikationssystem sehr einfach gestrickt ist. Die Anforderungen im All sind sehr hoch. Deswegen setzt man eher auf robuste Systeme. Das Radiosystem spricht daher gezielt nur auf bestimmte Frequenzen an und normalerweise ist einprogrammiert, wann die Sonde die Antenne einschaltet und wann sie sendet.

    Die Energie ist begrenzt. Die Sonden beziehen Ihre Energie durch radioaktives Material an Bord, das natürlich immer weniger wird.

    Aber bislang geht es den Raumsonden ziemlich gut. Sogar erstaunlich gut, wenn man bedenkt, dass die Sonden für eine so lange Lebenszeit gar nicht gedacht waren.

  33. #33 Ronny
    Oktober 14, 2008

    @Ludmilla, Voyager
    Vor allem wenn man bedenkt, dass das Signal von Voyager 2 schon lange unter der Rauschgrenze ist und nur mit speziellen Kodierverfahren (die im Flug geändert wurden) übertragen werden kann. Man stelle sich den Programmierer vor als er ‘Enter’ drückte :))
    Und das alles auf einem Computer mit 70er Technik und 4kByte Speicher !

    Außerdem ist der erste Empfänger bereits beim Start ex gegangen und der zweite hat eine kaputte AFC, d.h. die Sendefrequenz muss auf der Erde so moduliert werden, dass der Dopplereffekt durch die Bewegung von Satellit und Erde ausgeglichen wird.

    Es gibt es gutes Buch über die Voyager Sonden (Marathon im All). Was mir bei diesem Buch gut gefällt ist der spürbare Enthusiasmus des Autors der vermutlich direkt an dem ganzen Programm beteiligt war.

    Die Frage ob es Leben im All gibt wird vermutlich nie wirklich beantwortet werden, da wir sowohl in Raum aber auch Zeit sehr weit von anderen weg sind. Wie bei Zeitreisen gehe ich auch bei ‘Raumreisen’ davon aus, dass schon wer da gewesen wäre wenns denn irgendwie funktionierte. Ich würde aber die Wahrscheinlichkeit für extrasolares Leben hoch ansetzen, da wir Menschen nichts besonderes darstellen und die grundlegenden Gesetzte der Natur vermutlich überall gleich sind.