Muss die Welt vor dem “gefährlichen” Asteroiden Apophis gerettet werden, weil er eventuell auf die Erde aufschlägt?
Wahrscheinlich in nächster Zeit nicht.
Davon war bereits bei ScienceBlogs Neurons die Rede, wobei sich diese Meldung als ziemliche Ente entpuppte.
Zum einen ist Apophis kein Killerasteroid. Dieser Fels/Geröllhaufen(?) mit einem Durchmesser von 200-300 Metern ist zwar ein ganz schöner Brocken, aber für eine globale Katastrophe braucht es schon einiges mehr. So ab einem Kilometer Durchmesser, da haben wir einen Grund uns zu fürchten.
Ok. wenn das Teil Paris erwischen würde, dann wäre das schon nicht so toll und bei einem Sturz in einen Ozean könnte es beträchtliche Tsunamis auslösen:
Bild: Aus einer Simulation von Susan Ward (via Planetary Society Webblog)
Nach der Simulation von Susan Ward kämen die auf bis zu 17 Meter, wenn Apophis vor der Westküste Nordamerikas runterkäme. Und wenn ich das richtig sehe, beträfe das auch noch San Francisco. Na toll! Erst diese vermaledeiten Erdbeben und dann noch die Bedrohung durch Tsunamis. Wer kam eigentlich auf die blöde Idee, ausgerechnet da eine Stadt zu bauen? (Nicht ganz ernstgemeint 😉)
Wer mag, kann außerdem mal spaßeshalber Apophis auf Land stürzen lassen. Natürlich nur in Gedanken und völlig ungefährlich 😉 Dafür gibt es dieses kleine Programm: https://www.lpl.arizona.edu/~marcus/cgi-bin/crater.cgi
Zudem hat Florian von Astrodicticum Simplex beschrieben, dass es sehr, sehr unwahrscheinlich ist, dass Apophis in absehbarer Zeit die Erde trifft. Er beschreibt außerdem wie Asteroide entdeckt und ihre Bahnen bestimmt werden und dass es sehr lobenswert ist, was der junge Teilnehmer von “Jugend forscht” da auf die Beine gestellt hat, aber es auch ziemlich aufgebauscht wurde. Aber hey, was nicht ist, kann ja noch werden. Wer weiß, so in 10-15 Jahren…Ich hab schließlich auch jahrelang da mitgemacht. Früh übt sich, wer ein Wissenschaftler werden will 😉
Übrigens, diese Überwachung erdnahe Asteroiden (der NEOs) ist zwar sehr wichtig, aber eine der wichtigsten Stellen auf diesem Gebiet, das Minor Planet Center in Harvard, ist auf Spenden und geschenkte Rechner angewiesen und die ganzen Berechnungen werden irgendwo in einem recht unscheinbaren Raum auf dem Campus der Harvard University durchgeführt. Soviel zum Hollywood-Sci-Fi-Klischee der super-duper Hochglanz-Labore. Die Wirklichkeit ist oft viel profaner, als man denkt.
Aber als Florian drüben bei Astrodicticum Simplex schrieb “Außerdem lässt sich das Ergebnis so einer Explosion schwer vorhersagen, ohne genau zu wissen aus was der Asteroid besteht (und das weiß man im Allgemeinen nicht). “, da fiel mir ein, ich hab hier noch was zu diesem Thema…
Tada! Ich präsentiere APEX:
Bild: EADS Astrium for The Planetary Society’s Apophis Mission Design Competition
Die europäische Idee für eine Asteroiden-Mission, die einige wichtige Fragen beantworten könnte: Wie groß, wie schwer und wie dicht Apophis ist. Hier kann man sich den Missionsvorschlag herunterladen, der im Rahmen des Planetary Society Wettbewerbs eingereicht wurde. Immerhin hat dieser Vorschlag den dritten Platz belegt, war aber anscheinend etwas überdimensioniert, da die Wettbewerbsvorgabe besagte, dass der Satellit “lediglich” die Bahn noch genauer bestimmten sollte.
APEX würde da sehr viel mehr leisten: Es wäre mit zwei Kameras, einem Laseraltimeter, zwei Spektrometern (Wärme, Nah-Infrarot), Beschleunigungsmesser, Dualband (Ka und X-Band) Radiosystem ausgestattet. Es hätte halt alles an Bord, was man für eine ordentliche wissenschaftliche Erkundung bräuchte.
So, und jetzt ratet mal, wer den Beitrag für das Dualband-Radiosystem ausgearbeitet hat?
Ohne unbescheiden klingen zu wollen, aber wir waren’s. Das Radiosystem würde dabei die Bahnmessung übernehmen und die Ausmessung des Gravitationsfeldes, woraus sich die Masse und eventuell sogar die Masseverteilung im Inneren des Asteroiden berechnen ließe. Die Kameras und die Laser würden die Daten für die Ausmaße liefern und mit der ermittelten Masse könnte man ziemlich genau die Dichte bestimmen. Ist es eher ein fluffiger loser Geröllhaufen oder harter, fester Stein? Ist da vielleicht Eis dabei? Das alles sind wichtige Fragen, wenn die Menschheit eines Tages wirklich vor der Aufgabe stehen sollte, die Erde vor dem Einschlag eines Asteroiden zu bewahren.
Jetzt muss “nur” jemand die 500 Millionen Dollar locker machen, um die Mission zu finanzieren. APEX müsste aber schon im April 2013 starten, damit es rechtzeitig bei Apophis ankommt.
Wieviel hätte noch mal der Transrapid kosten sollen? Ein paar Milliarden? Für eine poppelige Verbindung zwischen München Hauptbahnhof und Flughafen? Im Vergleich dazu ist APEX ein Schnäppchen 😉
P.S.:
Hab ich schon erwähnt, dass wir auch Sponsoren suchen? Was dem Minor Planet Center in Harvard Recht ist, das kann uns nur billig sein 😉
Nachtrag:
Ich seh gerade erst, dass Florian nachgelegt hat: Wer rettet die Welt vor Asteroiden.
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