Und das Erdöl wird auch immer weniger.

Anlässlich der wirklich lesenswerten – um nicht zu sagen brillanten – Artikelserie von Lars Fischer zum Thema Erdöl, wollte ich diese beiden Dinge mal feststellen, weil diese Gedanken anscheinend vielen Menschen fremd sind.

Ja, wirklich! Das Universum enthält nur eine bestimmte endliche Menge Energie, die niemals weniger oder mehr wird. Das ist letztendlich die Aussage des Energieerhaltungssatzes. Man kann Energie von A nach B verschieben oder an einem Ort konzentrieren oder eine Form der Energie in eine andere überführen. Aber das war es auch schon. Deswegen würde ich eher von Energiespeichern sprechen und nicht von Quellen, da dieses Wort irgendwie die Erwartung weckt, dass Energie aus dem Nichts kommt.

Aber nichts im Leben ist wirklich kostenlos. Egal was wir tun, wir erhalten niemals mehr Energie, als vorher hineingesteckt wurde. Meist müssen wir sogar deutlich mehr Energie aufwenden, als wir hinterher nutzen können, da ein Teil der Energie immer ungenutzt irgendwo verpufft.

Der Clou ist allerdings: Es müssen nicht unbedingt wir, die Menschen, sein, welche diese Energie hineingesteckt haben. Manchmal fallen uns Energiespeicher als dicke, fette Geschenke einfach in den Schoss und nähren den Mythos, dass es Energie umsonst gibt.

Hier auf unserer schönen Erde stehen uns im wesentlichen Sonnenenergie, geothermische Energie und Kernenergie zur Verfügung, wobei letzteres nichts anderes als in Form von Masse gespeicherte Energie ist.(1)

Auch Erdöl und Kohle sind letztendlich gespeicherte Sonnen- und geothermische Energie.

Erdöl z.B. besteht aus toten Viechern. Es handelt sich um Jahrmillionen Jahre altes Meeresplankton. Egal, ob ein Lebewesen durch Photosynthese direkt Sonnenenergie in chemische umwandelt oder ob es mittelbar durch den Verzehr anderer Lebewesen diese Energie zu sich nimmt: Es ist und bleibt in vielen Fällen der Antrieb des Lebens (2). Dementsprechend ist auch Erdöl verdichtete Sonnenenergie. Das Plankton starb ab und wurde unter Gestein begraben und dann unter Druck und hoher Temperatur förmlich konzentriert. Die Energie für diese Prozesse lieferte die Erde selbst. Kostenfrei.

Wir müssen jetzt “nur” noch drankommen, es verfeinern und verteilen. Wobei auch das weitaus aufwendiger ist, als wir uns das vorstellen und einen nicht zu vernachlässigbaren Teil der gewonnenen Energie auffrisst. Zudem ist die Nutzung und Förderung von Erdöl alles andere als eine ökologische Sache.

Selbst Energiegeschenke haben also Hacken und Ösen.

Auch sind selbst diese wirklich großen Naturgeschenke in Form von Erdölfeldern endlich und werden irgendwann zu Ende gehen. Erdöl hat Jahrmillionen gebraucht, um zu entstehen, und wir verheizen es in einem Bruchteil dieser Zeit. So schnell wird also nichts nachkommen.

Das mag schrecklich banal klingen, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass dieser Punkt gerade den Menschen, die am lautesten über die hohen Benzinpreise klagen, nicht klar ist. Ja, ich musste feststellen, dass wenige gar nicht wissen, was Erdöl eigentlich ist und keinerlei Vorstellung haben, wie ewig lange es dauert, bis es sich von stinkendem organischen Schmodder zu schwarzem Gold verwandelt hat.

Auf jeden Fall gibt es einen Punkt, an dem wir das Maximum aus den weltweiten Erdölvorkommen geholt haben und ab da nur noch Reste sammeln betreiben: der Peak Oil. Und es spricht vieles dafür, dass wir diesen Punkt bereits erreicht haben und uns bereits jetzt auf dem absteigendem Ast befinden.

Und nun?

Ganz ehrlich? Ich sehe keine andere Lösung, als zu sparen, sparen, sparen, wo es nur geht und die bestehenden vergleichsweise sauberen Techniken zu verbessern. Wir brauchen möglichst schnelle Lösungen, da können wir nicht darauf warten, dass die Killertechnik vom Himmel fällt, die uns von allen Sorgen befreit.

Wir müssen uns aber im Klaren sein, dass jede dieser Techniken Nachteile und Probleme mit sich bringt. Es gibt nun mal nichts umsonst.

Kernenergie?

Will keiner mehr, weil wir Angst vor dem GAU haben und gleichzeitig nicht wissen, wohin mit dem strahlenden Müll. Verbuddeln ist keine gute Lösung, versenken ist eine noch schlechtere.

Fusionsenergie?

Ich glaub erst dran, wenn die erste kontrollierte Fusion tatsächlich stattgefunden hat. Sicherlich, es steckt jede Menge Potenzial in dieser Technik. Aber wie lange wird schon erzählt, dass wir demnächst Fusionskraftwerke haben werden?

Ich würde jedenfalls nicht auf ein Pferd setzen, dass noch nicht einmal geboren wurde. Um bei der Analogie zu bleiben: In meinen Augen ist Fusionstechnologie ein Embryo und kein Mensch kann uns wirklich sagen, wann das Fohlen zur Welt kommen und ob es nicht eine Totgeburt sein wird. Außerdem garantiere ich Euch, dass jede Menge unvorhergesehener Probleme auftauchen werden, wenn wir versuchen Fusion im großen Maßstab einzusetzen. Es ist nämlich in der Praxis nie so einfach, wie sich das auf dem Papier anhört und manchmal scheitern große Ideen an ganz banalen Dingen.

Versteht mich nicht falsch! Ich würde mich freuen, noch den Einsatz von vergleichbarer sauberer Fusionsenergie zu erleben, aber ich würde nicht darauf wetten oder gar meine Zukunft darauf setzen. Das ist mir dann doch zu riskant.

Alternative Energien?

Da kann sicherlich Christian von Frischer Wind mehr zu sagen. Aber auch hier sind Hacken versteckt.

Photovoltaik?

Die Gewinnung der Rohstoffe für Photovoltaikanlagen ist alles andere als eine saubere Angelegenheit. Und was machen wir mit den alten Solarzellen? Es handelt sich schließlich um Sondermüll.

Windenergie?

Hört sich erst mal gut an, aber um unseren Energiebedarf auch nur annähernd zu decken, brauchen wir wirklich große Windparks und die Begeisterung gegenüber Windenergie kühlt merklich ab, sobald solche Teile vor der eigenen Haustür stehen.

Offshore?

Stört doch erst mal keinen, oder? Außer den paar Schiffen natürlich. Wir können also Offshore-Parks schon mal nicht überall bauen. Der Grund muss halbwegs stabil sein und den Schiffen nicht allzusehr im Weg sein. Ganz abgesehen davon, dass es alles andere als billig ist, solche Teile vor unseren Küsten zu versenken. Zudem müssen die Räder großer Belastung und einem ausgewachsenem Sturm standhalten können. Und jetzt kommt ein Beispiel dafür wie ganz banale Dinge, Projekte verkomplizieren können: Meerwasser und Metall vertragen sich nicht gut. Erhöhte Korrosion ist ein ganz handfestes Problem, mit dem Offshore-Windparks kämpfen müssen.

Brennstoffzellen?

Was haben wir ganz zu Anfang gehört? Energie rein, um Energie rauszukriegen? Um Wasserstoff zu Wasser zu verbrennen, müssen wir es erst einmal herstellen. Und natürlich muss dafür mehr Energie aufgewendet werden, als wir hinterher rauskriegen. An dieser fundamentalen Tatsache kann keine Technik der Welt etwas ändern, egal was sie für einen wohlklingenden Namen trägt. Wasserstoff ist daher noch viel mehr ein Energiespeicher als Kohle und Erdöl, da wir Menschen die Energie zur Herstellung hier und heute aufwenden müssen, um ganz woanders wieder damit arbeiten zu können. Und wie wird diese Energie wiederum gewonnen? Brennstoffzellen verlagern das Problem lediglich und sind bestenfalls Teil einer Lösung aber nicht die Killerapplikation, als die sie teilweise unkritisch auch von Journalisten verkauft wird.

Ich will hier jetzt nicht alternative Energiegewinnung schlecht reden oder Euch den Tag vermiesen. Ich will nur darlegen, dass es nie eine 100%ige saubere Lösung geben wird.

Techniker und Wissenschaftler sind keine Zauberkünstler, die mit dem Zauberstab wedeln und *Puff*: kostenlose, umweltfreundliche Energie für alle. Es gibt nun mal naturgegebene Grenzen, die keine Technik der Welt überwinden kann, weil sie schlicht und ergreifend im Lieferumfang dieser Welt inbegriffen sind.

Die Jagd nach 100%ig sauberer, kostenloser Energie ohne Nachteile ist daher nichts anderes als die moderne Version der Suche nach dem “Stein der Weisen”. Wir müssen erwachsen werden und akzeptierten dass wir in einer unvollkommenen Welt leben und aus allen Möglichkeiten bestenfalls die mit dem geringsten Übel auswählen können.
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(1) Woher kommt diese Energie wiederum? Wenn wir ganz zum Anfang bis zum Big Bang zurückgehen, dann stellen wir fest, dass irgendwann alle Energie des Universums und damit auch jegliche Masse in Form von Strahlung vorlag. Was war vorher?

Tja…

Die kurze Antwort: Diese Frage macht keinen Sinn. Da “vorher” keine Zeit existierte, kann es auch kein “vorher” geben 😉

(2) In seltenen Fällen ist es geothermische Energie, die Erdkrustenbakterien nutzen chemische Energie aus Gesteinen oder Erzen und es gibt sogar Lebewesen, welche sich von Radioaktivität ernähren.

Kommentare (5)

  1. #1 Soziobloge
    Mai 27, 2008

    Da hast du sicher Recht, dass es keine “saubere” Energieform gibt. Alles hat seinen Preis in diesem Universum. Aber mit so einer Aussage kann man ja in der Politik keinen Blumentopf gewinnen. Das schührt dann bei den Menschen den Eindruck diese absolut saubere Alternative würde es geben.

  2. #2 knorke
    Mai 29, 2008

    Was ich mich als Laie immer frage, wenn ich vom Energieerhaltungssatz höre: Da gibt es doch diese Theorie des “Urknalls” (geknallt hats es ja wahrscheinlich nicht wirklich, nehme ich an), nach der die ganze Matergie und Energie aus dem Nichts entstanden sei… wie passt das da rein? Muss man “nichts” dazu anders verstehen als in der landläufigen Art und Weise?

  3. #3 Achim
    Juni 4, 2008

    Sparen ist sicherlich das richtige Stichwort. Und vermutlich würde das bedeuten, nicht einzig und allein für einen Überfluß zu produzieren, der wiederum nur den Bewohnern reiche Industriestaaten zur Verfügung steht, während so viele Menschen in den ausgebeutete Ländern vor Not auf der Flucht sind. Konsum und Wirtschaftswachstum steht doch in unserem Land ganz oben, und die politischen und wirtschaftlichen Sorgen scheinen immer nur durch wirtschaftliches Wachstum zu bewältigen zu sein.

  4. #4 Yoshi
    September 14, 2008

    Zuerst einmal, schöner Artikel.
    Aber, um kleinlich zu sein, der Satz,
    “Ja, wirklich! Das Universum enthält nur eine bestimmte endliche Menge Energie, die niemals weniger oder mehr wird.”
    stimmt so nicht. Der Grund ist, in der allgemeinen Relativitätstheorie steht in dem Energieerhaltungssatz eine kovariante Ableitung, keine partielle Ableitung. Und der Zusammenhang kann wie ein Quellterm aussehen (das ist, zumindest teilweise, auch die Antwort an knorke, während der Inflation wurde Energie erzeugt).
    Allerdings gilt im Sonnensystem Energieerhaltung, deshalb ändert das nichts an der Aussage deines Postings.

    Hoffe ich habe mich nicht zu unbeliebt gemacht,
    Yoshi

  5. #5 Ludmila
    September 14, 2008

    @Yoshi: Ach gar nicht. Ich freu mich immer über Anmerkungen und Verbesserungen. Man kann ja nicht alles wissen.