Ich lese sehr viel. War schon immer so und wird immer so bleiben.
Die Blogosphäre ist da nur die logische Erweiterung meiner Leseleidenschaft. Mein Feedreader enthält so um die 100 Einträge täglich, die ich zumindest überfliege. Ich bin nicht nur ein Viel- sondern auch ein Schnellleser 😉
Immer wieder stolpere ich dabei über Texte, bei denen ich mir denke:
“Hmm, also das ist interessant!”
Deswegen demnächst werde ich mehr oder wenig regelmäßig eine kleine Zusammenstellung von Texten aus dem Internet zusammentragen, die bei mir den Hmm-Effekt ausgelöst haben.
1. “Notables and Linkables” von Higly Allochtonous, engl.
Es verdichten sich die Hinweise, dass der Ausbruch des Schlammvulkans Lusi auf Java doch durch eine unsachgemäße Erdgasbohrung verursacht wurde. (Ich schrieb auch letztens hier was drüber.)
2. “Objects changing before your eyes – and still not be seen” von Cognitive Daily, engl. Hier wird wieder darüber berichtet, dass Menschen teilweise nicht in der Lage sind zu erkennen, dass sich etwas vor ihren Augen verändert. Das Auge ist eben keine Kamera, die alles auf Film bannt, sondern das Gehirn bestimmt, was wir sehen und was nicht.
3.How hints help speed up math performance von Cognitive Daily, engl.
Darüber, welche Übungen den Lernprozess bei den Grundrechenarten fördern und welche nicht. Experimente wie diese erlauben es uns, bessere Lernmethoden zu entwickeln. Mathematische Bildung ist immens wichtig, gerade für eine Laufbahn in den Naturwissenschaften. Bessere Lehrmethoden sind daher nur zu begrüßen, damit die Mathematik vielleicht nicht ganz so unattraktiv erscheint.
4. Cosmic Variance berichtet von einer anonymen Spende über 5 Millionen Dollar, welche das Fermilab erreichte, das bis zum Bau des LHC am CERN der größte Teilchenbeschleuniger der Welt war. Selbst wenn CERN demnächst ein größeres Spielzeug haben wird, so ist das Fermilab immer noch wichtig. Davon sind auch die beteiligten Forscher überzeugt, die nach einer Budget-Kürzung durch den US-Kongress Lohneinbußen in Kauf genommen haben, um weiterarbeiten zu können. Das zeigt doch mal, aus welchem Holz Grundlagenforscher geschnitzt sind. Die meisten dieser hochausgebildeten Experten würden in der freien Wirtschaft wesentlich mehr verdienen als an einer wissenschaftlich Institution, aber neues Wissen zu schaffen, ist ihnen einfach wichtiger. Die 5-Millionen-Spende gibt den Forschern wieder etwas Luft.
5. History restricts and guides the evolution of innovation von Not exactly Rocket Sience.
Ist das Leben mehr oder weniger eine Reihe von Unfällen und würde sich das Leben ganz anders entwickeln, wenn man das Rad der Zeit noch mal zurückdrehen und neu starten würde? Oder sind die Möglichkeiten bei der Entwicklung des Lebens begrenzt? Schließlich wurde das Auge von verschiedenen Lebewesen unabhängig voneinander “erfunden” und manche australische Tierarten haben sich zu ähnlichen Formen entwickelt wie Tierarten aus der “Alten Welt”. Oder ist vielleicht beides wahr?
Aber man kann das Rad der Zeit nicht zurückdrehen…Oder doch? Die neuesten Ergebnisse des “long term evolution experiments”, bei dem die Entwicklung von Bakterien seit 20 Jahren unter ganz bestimmten Bedingungen beobachtet werden, zeigen, dass eine Mutation zur rechten Zeit – also der Zufall – einem Bakterienstamm nach 44 000 Generationen einen Überlebensvorteil gegenüber den anderen elf gab. Obwohl die Anfangsbedingungen sehr ähnlich waren.
6. Diagnostic Dillemas von Science-Based Medicine. Viele Leute und so mancher Mediziner denken anscheinend: Wenn man lang genug sucht, dann findet man schon eine Ursache für die Beschwerden, welchen den Patienten zum Arzt geführt haben.
Aber das ist falsch.
Da gibt es psychosomatischen Störungen, die nur dann erkannt werden, wenn man die Lebensumstände kennt. Z.B., dass die Patientin nach Jahren wieder bei ihren Eltern lebt und die ihr fürchterlich auf die Nerven gehen, weshalb sie Kopfschmerzen, Müdigkeit usw. entwickelte.
Oder man sucht nach der Ursache für Rückenschmerzen, findet einen Klumpen im Röntgenbild, behandelt es und die Rückenschmerzen sind immer noch da und werden sogar schlimmer. Es stellt sich hinterher heraus, dass der Klumpen mit den Beschwerden gar nichts zu tun hatte.
Dann passieren immer wieder Fehler: An einem Tag wird der Blutzucker als anormal hoch getestet und die nächsten 13 Tage kommt das Ergebnis: alles in Ordnung.
Andererseits wird immer wieder vergessen, dass ein Schatten auf der Lunge sich oft als “gar nichts” herausstellt. Tests sind nicht perfekt. Diese so genannten “falsch positiven” Ergebnisse gibt es bei jeder einzelnen Nachweismethode. Nicht nur in der Medizin. Es gibt immer einen Graubereich zwischen “Da ist ganz sicherlich etwas” und “Da ist nichts”. Es gibt da immer den Bereich: “Es könnte was sein, gehen wir mal auf Nummer sicher.” oder “Könnte was sein, aber eine Nachuntersuchung ist zu riskant.”
Eine Umfrage unter deutschen Ärzten hat ergeben, dass sogar Gynäkologen nicht wissen, dass nach einem positiven Befund aufgrund einer Mammographie, nur 10% der Patientinnen auch tatsächlich Brustkrebs haben. Bei 90% ist es falscher Alarm. Die meisten Ärzte schätzten es genau anders herum.
Es ist eine Abwägungssache: Wieviele Leute rettet man mit einer frühzeitigen Diagnose und wieviele Leute versetzt man zu Unrecht in Panik und setzt sie weiteren Risiken aus. Wie hoch ist das Risiko überhaupt? Sind 90% Fehlalarmrate zuviel? Ich meine nicht, wenn man die Patientinnen darüber auch aufklärt.
Es gibt wiederum die Fälle, bei denen die Ärzte einfach keine Ursache für die Symptome finden können.
Dann besteht bei diesen Patienten die Gefahr, dass sie sich an jemanden wenden, der angibt auf jeden Fall zu wissen, was ihnen fehlt. Science Based Medizin hat eine beeindruckende Liste von Erklärungen zusammengetragen, von der jeder Prophet behauptet, dass genau das für alle Erkrankungen und Wehwehchen dieser Welt verantwortlich ist.
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