“Der Weltall… unendliche Weiten…”. Die Einstiegssequenz von Raumschiff Enterprise ist ein Stück Popkultur, doch wie macht man die Weltraumforschung und da insbesondere die Planetenforschung zu seinem Beruf?

Der allererste Rat den ich geben kann, lässt vermutlich Thilo das Herz aufgehen 😉

1. Ohne eine fundierte Ausbildung in Mathematik geht es nicht.

Ich würde sogar soweit gehen, dass jeder Schüler, der irgendeine Naturwissenschaft studieren will – und das gilt auch für Biologie, Soziologie und Medizin -, Mathematik braucht. Es ist daher eine extrem schlechte Idee, Mathematik in der Oberstufe abzuwählen. Ich würde sogar zu einem Leistungskurs Mathematik raten. Es ist ungleich schwerer sich das Wissen während des Studiums anzueignen und das Studium ist schon anstrengend und schwer genug.

Wie gesagt, nur so ein guter Rat von jemandem, der das alles bereits hinter sich hat und einige Studenten an der Mathematik hat verzweifeln sehen.

Ihr braucht die Mathematik alleine um aus Euren gesammelten Daten eine vernünftige Statistik zu erstellen. Auch wenn manche Leute meinen, dass der Computer das für Euch übernimmt… Solange der Computer nicht zufälligerweise HAL 9000 heißt, müsst Ihr immer noch Eure Intelligenz bemühen, um einen zufälligen Zusammenhang von einem zu unterscheiden, der auf einem tieferen Zusammenhang beruht. Dazu ist immer noch nur der Mensch in der Lage, ganz abgesehen davon, dass Ihr dem Rechner auch erst mal sagen müsst, was er machen soll.

Damit wären wir schon beim nächsten Tipp.


2. Computerkenntnisse sind von Vorteil und sollten frühzeitig erworben werden.

Studiert die Vorlesungs- und Übungsangebote Eures favorisierten Studienganges. Computerübungen sollten Teil des Studiums sein. Ihr müsst jetzt nicht unbedingt Informatik als Nebenfach wählen, aber die eine oder andere Übung bzw. Praktikum am Computer zahlt sich auf lange Sicht aus. Spätestens zu Eurer Masterarbeit müsst Ihr Euch mit einem Rechner auseinandersetzen und wer dann damit nichts weiteres anzufangen weiß, als Emails zu schreiben und Blogs zu lesen, der verliert eine Menge Zeit und davon habt Ihr nicht viel zur Verfügung.

3. Sucht Euch den richtigen Studiengang.

Es gibt keinen eigenen Studiengang Planetologie. Deswegen führen verschiedene Wege zum Ziel. An einigen deutschen Universitäten wäre der Studiengang Geophysik zu empfehlen. Ich selbst habe wiederum Physik studiert und bin erst zur Promotion in die Planetenforschung gewechselt. Eine Kollegin hat Meteorologie studiert und Chemiker werden in der Kometenstaubforschung sicherlich auch gebraucht. Die Expertise von Geologen wird immer dann herangezogen, wenn es um Gesteinsformationen und Zusammensetzung geht. Kristallographen kommen bei der Analyse von Meteoriten zum Einsatz. Astrophysiker wiederum sind besonders dann gefragt, wenn es um die Sonne geht, die schließlich auch zum Sonnensystem gehört. Last but not least: Ohne Ingenieure geht es in der Raumfahrt natürlich gar nicht.

Es empfiehlt sich also sich zu informieren, an welcher Universität in welchem Fachbereich Sonnensystemforschung stattfindet.

Hier an der Uni Köln und auch an der Uni Münster ist es z.B. der Fachbereich Geophysik, der wiederum zu den Geowissenschaften zählt. An der Jacobs-Universität in Bremen heißt der Studiengang ausdrücklich “Earth and Space Science” und an der Universität Braunschweig steht das Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik genau zwischen Geophysik, Astrophysik und theoretischer Physik.

Ja, ich weiß, Geophysik hört sich erstmal so an, als ob sich hier “nur” alles um die Erde drehen würde. Das stimmt aber nicht. Die Erde ist ja schließlich auch ein Planet und in erster Näherung ist es zunächst egal, ob ein Satellit die Erde beobachtet oder den Mars oder die Venus. Die beobachteten Prozesse sind so verschieden nicht. Ein Vulkan auf der Erde und einer auf dem Jupitermond Io ähneln sich sehr. Und wo erfahrt Ihr etwas über Vulkane? In der Geophysik und Geologie.

Weiterhin gehört an der Universität Bremen das ZARM , das Zentrum für angewandte Weltraumforschung und Mikrogravitation zu den Ingenieursstudiengängen. Wir hier in Köln arbeiten eng mit dem Institut für Raumfahrttechnik an der Universität der Bundeswehr in München zusammen.

Es gibt außerdem ein ganzes Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau, das in der Lehre mit den Universitäten Göttingen und Braunschweig zusammenarbeitet.

Am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin findet ebenfalls Planetenforschung statt und die Forscher arbeiten mit der FU Berlin zusammen. Dort gehört das Institut für Planetologie und Fernerkundung zum Institut für geologische Wissenschaften.

Dann fällt mir noch das Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz ein, das über eine Satellitengruppe verfügt. Am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg gibt es eine starke Kometenstaubgruppe. Das Kiepenheuer Institut in Freiburg betreibt Sonnenphysik.

Diese Zusammenstellung ist natürlich nicht vollständig. Gerade in der Astrophysik gibt es immer wieder einzelne Gruppen, die hier und da in dem großen Bereich Sonnensystemforschung arbeiten. Aber als Denkanstoß sollte es genügen.

Kommentare (1)

  1. #1 Rafael
    Juli 22, 2008

    Herzlichen Dank Ludmilla, für die Ausführungen zu diesem Thema. Ich hatte geahnt (oder befürchtet), dass Mathematik ein wichtiger Teil der Ausbildung/Arbeit ist. Da gibt es noch einiges zu lernen. Danke nochmal für diesen Beitrag, sehr informativ. Viele Grüsse, R.