In den letzten beiden Beträgen habe ich zunächst versucht darzulegen, wie der Wissenschaftler an sich derzeit in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird und anschließend genau dieses Bild zur Disposition gestellt.
Gerade die wissenschaftliche Blogosphäre erscheint mir da sehr aufschlussreich und hier insbesondere die beiden großen Wissenschaftsportale: Scilogs und Scienceblogs.
Bei den Scilogs beschleicht mich in vielen Fällen der Eindruck, dass das Medium Blog als virtueller Hörsaal verwendet wird und das steht für eine Form des Dialoges, den ich in meinem ersten Beitrag erläutert habe. Nennen wir das mal “vertikale Wissenschaftskommunikation”. Hier stellt sich der Wissenschaftler als Autorität auf einer Art Podest der Öffentlichkeit.
Bei den Scienceblogs wiederum herrscht meiner Meinung nach gerade eine etwas andere und für den deutschen Raum gänzlich neue Form der Kommunikation vor: Nennen wir das mal “horizontale Wissenschaftskommunikation”. Ich sehe darin eine Art wissenschaftliches Gespräch auf Augenhöhe mit den Lesern. Ich finde Björn Krögers Bild vom Dialog am Cafetisch dazu sehr schön und passend. Auch weil ich einen guten Kaffee und gute Cafes sehr schätze. Tatsächlich macht das Internet und hier insbesondere die wissenschaftlichen Blogs diese Art der Kommunikation erst möglich. Wir stellen hier sozusagen unsere Cafetische auf und jeder Mensch mit Internetzugang hat prinzipiell die Möglichkeit sich dazu zu setzen und sogar seinen Senf abzugeben.
Und ja, ich denke, es ist eine Generationenfrage. Nicht von ungefähr bloggen bei den Scilogs “gestandene Wissenschaftler” während bei den Scienceblogs eher die “jungen Wilden” den Ton angeben.
Weil wir, die “jungen Wilden”, nämlich glauben, dass es mal an der Zeit ist, was Neues zu probieren. Weil wir nämlich sehen, dass in der Öffentlichkeit einiges schief läuft. Das Denksystem “Wissenschaft” verliert mehr und mehr an Bedeutung, obschon wir unseren Lebensstandard in weiten Teilen darauf zurückführen können und wir sehen die Nachwuchsprobleme in unseren Fachbereichen, die unter anderem davon herrühren, dass der Beruf “Wissenschaftler” inzwischen sehr unattraktiv zu sein scheint. Kein Wunder, wenn der in Medien und Popkultur als autistisches, schrulliges Wunderkind oder aber als Autorität und weiser alter Mann dargestellt wird. Gerade für Frauen kann so etwas nur abschreckend wirken. Wenn man nicht gerade in seinem näheren Umfeld Beispiele hat, die einem zeigen, dass diese Bilder Zerrbilder sind. Nicht von ungefähr finden sich unter den weiblichen Physikstudentinnen überdurchschnittlich viele Töchter bzw. Schwestern von Physikern und Ingenieuren. Mir fällt spontan keine einzige Kommilitonin ein, die nicht in dieser Hinsicht familiär vorbelastet gewesen ist.
Vor allem ältere Wissenschaftler und das ältere Publikum werden das vermutlich anders sehen und sich ganz und gar nicht mit der horizontalen Kommunikation anfreunden können und die vertikale Form bevorzugen. Auch weil es dazu nötig ist, eine gewisse persönliche Note mit einzubringen. Aber ich sehe in der wissenschaftlichen Plauderei auf Augenhöhe langfristig gesehen das größere Potential.
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