894 Millionen Dollar – mehr als zweimal soviel wie Mars Express insgesamt seit dem Start im Jahr 2003 kostete (ca. 300 Millionen Euro) – bezahlte der US-Sender NBC an das IOC für die Übertragungsrechte des Schwimmsportes aus Peking. Damit Schwimmen in den USA zur besten Primetime zwischen 20 und 24 Uhr gezeigt werden kann.

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Mehr als das doppelte des Gegenwertes von mehr als vier Jahren Marsforschung wurde bezahlt, für das Privileg der US-Bürger ein paar Tage lang Michael Phelps beim Siegen zusehen zu dürfen, wenn sie sowieso zu Haus sind. Bezahlen wird letztendlich der Konsument mit dem Kauf von mit Olympia-Emblemen versehenen Produkten.

Natürlich regt sich keiner darüber auf, dass “soviel Geld für so einen Blödsinn” gezahlt wurde. Dieses “Argument” ist anscheinend nur für Grundlagenforschung anwendbar, auch wenn die Menschheit langfristig gesehen mehr von der Grundlagenforschung hat als von Michael Phelps Siegen.

Kräht heute irgendein Hahn großartig nach den olympischen Helden der Antike? Außer natürlich einigen Altertumsforschern? Antike Grundlagenforschung aber wie die Hebelgesetze, die Archimedes gefunden hat, wird bis heute überall verwendet, um Lasten zu transportieren.

Vielmehr wird beklagt, dass es doch eine “Frechheit” sei, dass die Europäer um 4 Uhr morgens aufstehen müssten, um die Finalläufe zu sehen und dass das für die Schwimmer auch nicht gerade toll wäre, um 10 Uhr morgens Ortszeit Höchstleistung zu vollbringen und überhaupt, dass ist doch alles Kapitalismus. (Z.B. Süddeutsche Zeitung.)

Na ja, selbst bei den antiken Spielen ging es auch um Kommerz und Propaganda. Da sollten wir uns mal nichts vormachen. Jetzt auf den Kapitalismus der olympischen Spiele hinzuweisen, weil die schwimmbegeisterten Europäer eben um 4 Uhr morgens Fernsehen müssen, wenn sie die Finalläufe sehen wollen, ist ja wohl mehr als nur ein bisschen scheinheilig.

Sport ist Kommerz? Ach ne, sagt bloß! Das hätte ich echt nicht gedacht, wenn ich den Spaziergängern Walkern im Park dabei zusehe, wie sie ihre ultraleichten Karbonfaser-Stöcke hinter sich herziehen zur Schau stellen und alle paar Meter einen Schluck gesalzene Limo isotonisches Sportgetränk zu sich nehmen.

Und die Schwimmsportler wussten ja lange im Voraus, was auf sie zukommt und konnten entsprechend trainieren. Mit dem Jetlag müssen Leistungssportler schließlich auch klar kommen. Also ist das mit der Beeinträchtigung des Biorhythmus ein Scheinargument.

Natürlich nervt die unchristliche Uhrzeit etwas. Mein Mann will tapfer jeden Tag seinen Schlaf unterbrechen. Ich werde mir dann halt die Zusammenfassung ansehen. Was soll’s! Das regt mich nicht besonders auf.

Sollen doch die Europäer froh sein, dass sie die paar 100 Millionen Euro gespart haben. Man könnte das Geld z.B. für die Förderung des Breitensportes ausgeben. Wir haben genügend Schwimmbäder, die sich über eine Finanzspritze freuen würden und genügend Vereine, die um jede Stunde Trainingszeit kämpfen müssen, weil Bäder lieber abgerissen oder zu “Spaßbädern” umgebaut werden, weil das lukrativer ist.

Kommentare (3)

  1. #1 Fischer
    August 11, 2008

    *Vielmehr wird beklagt, dass es doch eine “Frechheit” sei, dass die Europäer um 4 Uhr morgens aufstehen müssten, um die Finalläufe zu sehen und dass das für die Schwimmer auch nicht gerade toll wäre, um 10 Uhr morgens Ortszeit Höchstleistung zu vollbringen und überhaupt, dass ist doch alles Kapitalismus.*
    Außerdem ist das doch eh alles nur Zufall. Außer Phelps natürlich.

    Der Vergleich der Übertragungskosten mit dem Aufwand für Mars Express ist übrigens sehr aufschlussreich. Da sieht man mal wieder, wie vergleichsweise billig Forschung in Wirklichkeit ist.

  2. #2 Boson
    August 11, 2008

    Viel interessanter wäre es, den Dopingmitteln bei der Arbeit im Körper des Athleten zuzusehen. ;o

    Achso ja…tut mir leid, es sind ja nur die wenigsten gedoped. Ich und meine Vorurteile…

  3. #3 Gluecypher
    August 12, 2008

    Das Geräusch, das mancher jetzt vernimmt ist mein Kopf, wie er auf der Tischplatte aufschlägt. Achthundertvierundneunzig Millionen? Und das alles für die Selbstdarstellung eine totalitären Regimes, die Selbstbeweihräucherug von IOC-Funtionären (teilweise mit faschistischem Hintergrund, siehe Samaranch) und Umsatzsteigerung von Sportartikelherstellern?
    Aber neee, is’ klar, dass so ein Unfug wie Wissenschaft und Bildung gegnüber solch wichtigen Themen wie die Frage, welcher Spritzensp….äääh, SPITZENsportler jetzt um ein paar hundertstel schneller rennt, schwimmt oder radelt hint’an zu stehen hat.
    Aber da hilft nur Eines: den schwachsinn nicht schauen, sich selber auf’s Fahrradl setzen oder sonstwie bewegen und die Spiele Spiele sein zu lassen. Fördert die cerebraldurchblutung und ist auch manchen Politikern anzuraten.