Ich war schon ziemlich geschockt, als ich im GEO-Kompakt-Heft “die 100 größten Forscher aller Zeiten” folgende Frage las:“Heute gibt es dafür Computer oder Taschenrechner, die für uns auf Knopfdruck alle möglichen Kalkulationen erledigen: Ganz simpel gefragt: Wofür braucht es noch die Mathematik?”
Man stelle sich vor, ein Journalist würde Tim Mälzer fragen: Heute gibt es doch Kochbücher, Brotautomaten und Mikrowellen, mit denen man alles mögliche an Gerichten zaubern kann. Wofür braucht man da noch einen Koch?
Oder einen Dirigenten: “Heute gibt es doch überall CDs und Hifi-Anlagen und Musikprogramme. Wozu braucht man da noch Musiker?”
Oder einen Maler: “Heute hat jeder Photoshop und Kameras. Wozu braucht man da Künstler?
Bei dieser Frage kommt so eine Geringschätzung Mathematikern gegenüber zum Ausdruck. Eigentlich ist diese Frage eine Unverschämtheit. Wie kann man dem Gegenüber unterstellten, dass sein über Jahre an der Uni erlernter Beruf wertlos ist?
Der Computer kann doch nur das ausführen, was wir ihm sagen. Aber wie soll der wissen, welche Formel gerade für welchen Bereich die richtige ist. Wie kann er völlig neue Formeln erfinden? Es ist fast so, als ob Mathematiker für reine Zahlenschubser gehalten würden und ihre Arbeiten keinen schöpferischen Anteil hätten. Das ist einfach nicht wahr!
Tatsächlich hab ich mein Grundstudium damals teilweise mit den Mathematikern absolviert und mit Zahlen wurde ich da so gut wie gar nicht konfrontiert. Sondern mit Theoremen und Beweisführungen. Es war die reinste Prosa und die reine Mathematik war definitiv nicht meine Welt.
Als Gegenmittel empfehle ich zwei gute Filme über Mathematiker:
- A Beautiful Mind mit Russel Crowe.
- Der Beweis – Liebe zwischen Genie und Wahnsinn mit Gwyneth Paltrow und Anthony Hopkins
Ok, es ist vielleicht etwas irreführend, dass hier wiederum Mathematiker als geniale Menschen dargestellt werden, die aufgrund dieser Abgehobenheit haarscharf daran vorbeischlittern, dem Wahnsinn zu verfallen. Aber immerhin werden sie als Menschen aus Fleisch und Blut wiedergegeben, die leiden und lieben und der Universitätsbetrieb ist sogar halbwegs realistisch dargestellt. Das ist schon mal ein Fortschritt. Außerdem ist die schauspielerische Leistung in diesen beiden Filmen hervorragend. Find ich zumindest. Anthony Hopkins könnte vermutlich sogar einen Kartoffelsack spielen und wäre großartig dabei.
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