Langer Titel, ich weiß. Aber irgendwie konnte ich es mir nicht verkneifen. Wenn also Euer RSS-Feed spinnt, sorry! Mir fiel nach meinem gestrigen Beitrag auf, ich hab noch gar nichts über die Freiburg-Konferenz gebloggt. Das muss ich nachholen.
Wenn man so die Berichterstattung über die Mars-Rover Spirit und Opportunity hört, man könnte meinen, es handele sich eine rein amerikanische Mission.
Ist sie aber nicht.
In Freiburg stand ich vor dem Poster einer jungen Forscherin, die einige Spektren des Mößbauer-Spektrometers der Uni Mainz vorstellte, welches sich auch an Bord der Rover befindet. (Hmm, die Marsseite der Uni Mainz ist gar nicht mal schlecht.) Nebenbei gibt es außerdem noch das Alpha-Röntgen-Spektrometers (APXS) vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. Beides zusammen lieferte in den letzten Jahren wichtige Erkenntnisse über den Mars bzw. bestätigte sie.
Bild: Uni Mainz. So sieht übrigens das Mößbauer-Spektrum des Felsen namens Adirondack aus. Irgendwie haben die Amis das Bedürfnis, allen Felsbrocken einen Namen zu verpassen. Den Leuten scheint’s zu gefallen.
Man sieht in diesem Beispiel Olivin, Eisen-Pyroxen-Gruppen und Magnetit. Das zeigt, dass dieser Fels vulkanischen Ursprungs ist.
Besonders interessant ist dieses Spektrum:
Bild: Uni Mainz. Mößbauer-Spektrum des Felsen “El Capitan” mit einer deutlichen Jarosit-Signatur. Dieses Mineral enthält gebundenes Wasser und es kann sich eigentlich nur in der Gegenwart von flüssigem Wasser gebildet haben.
Das ist nur ein Puzzlestein von vielen, die in den letzten Jahren aufgedeckt wurden und die den Schluss Nahe legen, dass Mars früher – also vor Milliarden von Jahren früher – Wasserstellen und vielleicht sogar im Norden einen Ozean gehabt haben muss.
Heute ist Wasser auf dem Mars ein Spurenelement. Man hat auch eine gute Vorstellung davon, was mit dem Wasser passiert ist.
Das ASPERA-3-Instrument an Bord der europäischen Sonde Mars Express hat sich z.B. dieser Thematik angenommen. Die Antwort der Forscher auf die Frage, was mit dem Marswasser passiert ist, lässt sich kurz wie folgt zusammenfassen: Vom Sonnenwind verweht. (1)
Mars hat sein Magnetfeld anscheinend früh verloren. Man findet heute allenfalls klägliche in magnetischen Gesteinen “eingebrannte” Reste. Seitdem strömt der Sonnenwind konstant um den Planeten herum bzw. dringt tief in die Atmosphäre ein und reißt H(+) und O(+) mit sich. Dadurch trocknet der Mars bis heute aus und die Luft wird dadurch auch immer dünner.
Bild: Mars Express, Aspera-3. Die Atmosphären-Erosion kann je nach Sonnenstand bereits in 250 km Höhe stattfinden.
Was mal wieder zeigt, dass wir kleinen Erdmenschen verdammt froh über unser Erdmagnetfeld sein sollten, das so einen Raubbau an unserer Atmosphäre zwar nicht komplett verhindert aber doch deutlich minimiert. Wir nehmen es als selbstverständlich hin, dass unsere Erde so kuschelig und freundlich ist, aber man muss seinen Horizont nur zu den beiden Nachbarplaneten erweitern, um zu begreifen: Es ist alles andere als selbstverständlich. Und wie verhalten wir uns? Indem wir auf unserem Planeten einen Raubbau sondergleichen betreiben, als ob wir in unserer Hosentasche ein paar Ersatz-Erden hätten, auf die wir im Notfall umziehen könnten.
Auf You-Tube habe ich diese Simulation gefunden, welchen der Verlust an Atomen widergibt. Die Pfeile geben die Richtung der geladenen Atome also Ionen an, die dem Mars entrissen werden. Die Farben stellen die Dichte-Verteilung der Ionen dar: Rote Bereiche sind relativ dicht, in den blauen dagegen sind die Ionen relativ dünn gesät.
Dieses Bild der äußeren Marsatmopshäre wurde bereits mehrfach bestätigt. Nicht nur von Aspera-3, sondern auch unser Radio-Science-Experiment MaRS sieht, dass die Atmosphäre und da insbesondere die geladenen Schichten, die Ionosphäre, sehr stark durch den Sonnenwind beeinflusst wird.
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(1) Solar Wind-Induced Atmospheric Erosion at Mars: First Results from ASPERA-3 on Mars Express, Science 24 September 2004:
Vol. 305. no. 5692, pp. 1933 – 1936
DOI: 10.1126/science.1101860
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