Jeder Physikprofessor kennt das. Da trudeln ungefragt seltsame Anfragen und Manuskripte ein, in denen Leute gar Wundersames behaupten.
Sie hätten Einstein widerlegt, gar eine Anti-Gravitationsmaschine, einen Supernova-Generator, den überlichtschnellen Raumschiffsantrieb erfunden und würden die Welt verändern.
Heute hat es dann mich erwischt. War eigentlich klar. Als bloggender Wissenschaftler bin ich wesentlich sichtbarer, als wenn ich ganz normal im Universitätsbetrieb arbeiten würde.
Ich bekam eine Email, in der es sinngemäß hieß: Die etablierten Wissenschaftler geben selber zu, dass es da noch einige offene Fragen in ihren Simulationen gibt. Aber ich hab’s gefunden! Und sogar als Buch rausgegeben. In Englisch.
Ja ne ist klar. Wenn es als Buch gedruckt vorliegt und noch dazu in Englisch, dann muss es “natürlich” richtig sein.*Augen roll*
Netterweise hat der Autor seine revolutionäre “Idee” in seiner Email kurz umrissen, bevor ich überhaupt in Versuchung geraten konnte, mir ein kostenloses Rezensionsexemplar zu ordern.
Immerhin kam ich einige Sätze weit, bevor ich in schallendes Gelächter ausbrach. Wobei mich natürlich die Wörter “Schöpfungsgeschichte” und “Genesis” und “das hat nichts mit Intelligent Design zu tun!” bereits bei der Vorstellung seines Anliegens mehr als stutzig machten.
Kurz: Die Idee ist Stuss und ich werde hier nicht näher drauf eingehen. Es zirkuliert schon genügend Wissenschaftsmist da draußen, da muss ich nicht auch noch diesem speziellen Mist den Weg bereiten. Es handelt sich um Wissenschaftsspam in Formvollendung, der den Naturgesetzen und experimentellen Ergebnissen widerspricht. Funktioniert nur, wenn man sich die Geschichte und die Realität so lange zurechtbricht, bis sie zur Idee passt.
In der Naturwissenschaft gilt aber nun mal: Umgekehrt wird ein Schuh draus. Man muss seine Vorstellung brechen, um die Realität halbwegs adäquat zu beschreiben. Wir haben schon genug damit zu tun. Da müssen wir nicht auch noch über Hirngespinste reden.
Es wäre vielleicht für die Geisteswissenschaften interessant. Warum unternehmen fundamentalistisch religiöse Menschen überhaupt den Versuch, ihre religiösen Vorstellungen, die sie aus einem über 2 000 Jahre alten Buch haben, mit der modernen Naturwissenschaft in Einklang zu bringen?
Sie könnten sich diese Mühe eigentlich sparen. Sie haben ihre Universalantwort gefunden: “Gott hat es getan.”
Und es steht geschrieben. In einem Buch, das so ziemlich in jede Sprache der Welt übersetzt wurde. Dann muss es doch wahr sein. Wenn es doch geschrieben steht.
Warum also dieser beinahe verzweifelt anmutende Versuch, irgendwie wissenschaftliche Anerkennung für “Gott hat es getan” zu erhalten? Insbesondere weil diese Leute anderweitige Ergebnisse der Wissenschaft oder vielmehr solche, die Gott ganz außen vor lassen, sowieso nicht anerkennen werden. Aber wetten, dass ich dann als Dogmatiker bezeichnet werde, wenn ich diese Ideen als unwissenschaftlich ablehne?
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