Anlässlich der erfolgreichen Messung der Phobos-Masse haben wir eine Pressemitteilung rausgegeben. Leider ist bei der Verbreitung der Meldung ein dummer Fehler passiert.
Aufgetreten ist er wohl das allererste Mal beim Informationsdienst Wissenschaft. Die Phobos-Masse wird hier angegeben mit “1.072 1016 kg”. Was natürlich um Größenordnungen zu klein ist.
Der wahre Wert lautet 1,072×1016 kg.
Jetzt sieht man, was passiert ist. Aus dem Komma wurde ein Punkt. Das ist die international gebräuchliche/angelsächsische Darstellung der Kommazahlen. Dummerweise ist der Punkt im deutschen Raum der Platzhalter für Tausender Stellen. Er bedeutet also etwas völlig anderes.
Ich fürchte, das war bereits in dem Text an die Pressestelle falsch dargestellt. Da habe ich nicht aufgepasst.
Viel schwerer wiegt, dass aus dem 1016, also der 1 mit 16 Nullen, einfach eine 1016 gemacht wurde, weil das Hochstellungszeichen beim Kopieren des Word-Dokumentes verloren ging. Damit war die Zahl völlig im Eimer, wurde so auch weiter verbreitet und landete in diversen Tageszeitungen. Neben der richtigen Angabe, dass die Phobosmasse etwa ein Milliardstel Erdmasse beträgt. Das Hochstellungszeichen ging übrigens auch bei der ESA-Seite verloren und wurde nachträglich korrigiert, was die Sache nicht wirklich besser machte. Wenigstens auf unserer eigenen Seite stand es halbwegs richtig. (Ja, ich weiß, der Punkt statt dem Komma steht da immer noch. Der Kollege wird das am Montag korrigieren. Jetzt ist es auch nicht mehr so dringend.)
Was lernen wir oder zumindest ich daraus? Seid vorsichtig mit Zahlen!
Hier wurde übrigens die Zahl in 10,72 Billionen Tonnen umgewandelt. Die Redakteure dieser kleinen Onlineseite haben nicht nur die verhunzte Zahl richtig entschlüsselt, sie haben sie auch viel anschaulicher und weniger missverständlich dargestellt. Das nenne ich guten Wissenschaftsjournalismus.
Amüsante Notiz am Rande: Ein Physikprofessor hat meinen Chef persönlich dafür haftbar gemacht, dass da eine völlig falsche Zahl in der Zeitung abgedruckt wurde und deswegen eine bitterböse Beschwerde-Email geschrieben.
Was mal wieder trefflich beleuchtet, wie manche Akademiker ticken und dass solche Fehler tatsächlich den akademischen Ruf beschädigen können. Weil selbst sehr kluge Leute manchmal nicht in der Lage sind, zu differenzieren zwischen der Darstellung in den Medien und dem tatsächlichen Gegenstand der Berichterstattung bzw. nicht verstehen, dass bei der Kommunikation sich leicht Fehler einschleichen können.
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