Ja, ja, ich weiß. Über Venus Express hört man wirklich wenig. Ein Planet, der in dichte Wolken gehüllt ist, lässt sich verdammt schwer vermarkten. Diese Geschichte dürfte aber interessant sein: Sieht man aus großer Entfernung, ob ein Planet Leben beherbergt, oder nicht?

Es wird bereits an Ideen und Missionen gefeilt, um noch nicht entdeckte extrasolare erdähnliche Planeten nach Lebensspuren abzusuchen. Zu früh? Hah! Es dauert Jahrzehnte bis so eine Weltraummission durch ist – von der Idee bis zum Start. Wenn wir also in 10-20 Jahren damit rechnen, dass wir einige lohnenswerte erdähnliche Kandidaten haben, dann müssen wir uns jetzt bereits Gedanken darüber machen, wie der nächste Schritt aussehen soll.

Nun haben wir also Raumsonden im Weltall. Z.B. um Venus die Sonde Venus Express. An Bord ist das “Visible and Infrared Thermal Imaging Spectrometer” (VIRTIS), ein italienisches Instrument. Das wurde zwei bis dreimal im Monat, wenn die Bedingungen günstig waren, Richtung Erde gerichtet.

Gesehen haben die VIRTIS-Wissenschaftler das:

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Bild: (ESA/VIRTIS/INAF-IASF/Obs. de Paris-LESIA (Earth views: Solar System Simulator JPL-NASA) Oben: Die Erde zum Zeitpunkt der Aufnahme aus Richtung der Venus aus gesehen. Für VIRTIS aber war die Erde ein einzelner Pixel. Alles, was das Instrument sehen konnte, war also das Licht. Darunter: Die Analyse des Lichtes der Erde, das in seine Farben zerlegt wurde.

Es ergibt sich ein so genanntes Spektrum der Erde. Und was sendet da Licht aus? Vor allem ist es Wärme, die man sieht. Zudem die Moleküle aus der Lufthülle. Denn je nachdem, um was es sich für ein Molekül handelt, ob es fest oder gasförmig ist, strahlt es in ganz bestimmten Wellenlängen bzw. Farben. Diese sind so spezifisch, dass sie als Fingerabdrücke der Moleküle gelten können. Diese sind dann auch oben eingezeichnet. Wir sehen also Methan (CH4), Kohlendioxid (CO2), Ozon (O3) und Stickstoffdioxid Lachgas (N2O).

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Bild: (ESA/VIRTIS/INAF-IASF/Obs. de Paris-LESIA (Earth views: Solar System Simulator JPL-NASA) Ein weiterer Ausschnitt aus dem Spektrum. Diesmal sieht man Sauerstoff und Wasser.

So sieht also die Erde für hypothetische außerirdische Astronomen aus. Sie könnten sehen, dass es bei uns Wasser gibt und Sauerstoff, was ziemlich ungewöhnlich ist, weil Sauerstoff normalerweise so reaktiv ist, dass es sehr schnell gebunden wird. Ähnliches gilt für Methan. Deswegen gelten diese beiden Moleküle als Biomarker, wobei Methan allerdings auch durch Vulkanismus erzeugt werden kann. Als Mars Express Spuren von Methan in der Marsatmosphäre fand, brach dementsprechend ein großer Diskurs aus, ob das wohl Spuren von Mikroben wären. Aber die Bilder von HRSC scheinen zu belegen, dass es eher Restvulkanismus ist, weil die Forscher immer noch recht junge vulkanische Spuren finden.

Sauerstoff dagegen wäre schon ziemlich verräterisch. Zudem könnten außerirdischen Forscher die Gase Methan und Kohlendioxid als Treibhausgase identifizieren und daraus berechnen, wie warm es wohl auf der Erde ist. Das Wasser in größerer Menge in der Luft ist ein zusätzlicher Hinweis, dass unser Planet zumindest kein Eisball sein kann.

Das macht natürlich Mut, dass wir in ein paar Jahrzehnten in der Lage sein sollten, tatsächlich Planeten mit überbordendem Leben zu finden. Wenn es sie denn da draußen gibt und wir sie zum richtigen Zeitpunkt erwischen. Die Erde vor drei Milliarden Jahren z.B. beherbergte zwar schon Einzeller, aber Sauerstoff sammelte sich erst vor 2,5 Milliarden Jahren in der Atmosphäre.

Kommentare (1)

  1. #1 Maulwurf
    Mai 17, 2011

    Hallo Ludmila 🙂
    auch, wenn der Artikel wahrlich nicht neu ist, bin ich irgendwie drauf gekommen 😉
    Und spannend ist er ja trotzdem 🙂

    Ich hätte mal eine Frage:
    Bei dem zweiten Bild ist in allen Spektrallinien bei ca 640nm so ein extremer negativer Peak. Durch was wird der verursacht? Hα kanns doch nicht sein, das liegt ein wenig höher…

    LG Maulwurf

    Hi Maulwurf, hmm, ich bin ja kein Spektroskopiker, aber ich würd sagen, dass ist ne starke H20-Absorptionslinie. Man kann ja die chemische Zusammensetzung entweder über Emissionslinien (Spitzen) und Absorptionslinien (Täler) rekonstruieren. Es wäre vielleicht im nachhinein betrachtet geschickter gewesen im Bild oben mit Pfeilen zu zeigen, welches Tal zu welchem Stoff gehört. So könnte man den Eindruck gewinnen, dass man auf die Hügel achten muss. Und es wundert mich auch nicht, dass Wasser so viel absorbiert. Beobachtende Astronomen haben je nach Wellenlänge tatsächlich das Problem, dass denen Wasser in der Atmosphäre ganze Linien aus Himmelsaufnahmen wegfiltert. Deswegen gibt es z.B. SOPHIA, das fliegende Observatorium und deswegen werden u.a. auch Satelliten im Weltall genutzt.