Das nächste uns bekannte Planetensystem in 10 Lichtjahren Entfernung ist Epsilon Eridani. Wie heißt es so schön? Warum in die Ferne schweifen…
Tatsächlich hat sich in den letzten 10 Jahren einiges getan bei der Erforschung dieses speziellen Planetensystems. Bereits die ersten Kenndaten zeigen Parallelen aber auch große Unterschiede zu unserem Planetensystem:
Der Stern Epsilon Eridani ist annähernd sonnenähnlich, etwas kleiner und leuchtschwächer, aber andererseits viel jünger. Mit einem Alter von 800 Millionen Jahren ist der Stern im bestem Backfischalter, die Planetenentstehung wurde vermutlich “gerade erst” abgeschlossen. Direkt vor unserer Haustür ergibt sich also ein Blick zurück in die Vergangenheit. Es würde dem Erdzeitalter des Hadaikum entsprechen. Als die Planeten noch heiße Magmakugeln waren, die allmählich abkühlten, eine Kruste, eine Atmosphäre und ein Urmeer bildeten.
Dementsprechend verwundert es auch nicht wirklich, dass hier noch jede Menge Geröll rumschwirrt. Sei 1998 kennen wir den äußeren Ring aus Eis und Staub. So etwas Ähnliches haben wir auch, sogar in ähnlicher Entfernung zum Zentralstern: den Kuipergürtel. (Vermutlich gehört der degradierte Zwergplanet Pluto eigentlich dazu.)
2000 wurde dann der erste Planet Epsilon Eridani b entdeckt. Wenn wir großzügig sind, entspräche dieser Planet ungefähr unserem eigenen Jupiter. Übrigens wurde der Planet von Kollegen um Artie Hatzes entdeckt, dem Leiter der Thüringer Landessternwarte.
Weil es in dem Epsilon Eridani-Kuipergürtel Klumpen zu geben scheint, wird seit einigen Jahren die Existenz eines weiteren Planeten vermutet, dessen Gravitation diese Klumpen verursachen könnte. Dieser könnte so groß wie Neptun sein, würde aber im Vergleich dazu weiter draußen kreisen.
Vor kurzem, am 27. Oktober gab Dana Backman neue Ergebnisse der Beobachtungen mit dem Spitzerteleskop bekannt. Dieses Instrument sieht im Infrarotbereich und ist besonders geeignet zum Aufspüren von Staub: Epsilon Eridani hat demnach nicht nur einen Kuipergürtel, der Stern hat auch einen Asteroidengürtel in einer Entfernung von etwa 3 Astronomischen Einheiten (AE). Ungefähr da, wo sich auch in unserem Sonnensystem der Asteroidengürtel befindet. Außerdem gibt es da noch einen weiteren Gürtel in 20 AE Entfernung.
Bild (NASA/JPL-Caltech):
Künstlerische Darstellung von Epsilon Eridani mit den zwei Asteroidengürteln und dem äußeren Kometengürtel. Wahrscheinlich werden sich die Asteroidengürtel und der äußere Kometengürtel ausdünnen. Körper werden kollidieren, sich gegenseitig vernichten oder herauskatapultieren.
Und hier hört dann die Ähnlichkeit auf. So etwas haben wir nicht. Das ist dann ganz spezifisch für unsere Nachbarn. Obwohl sich interessanterweise vielleicht gleichzeitig eine weitere Ähnlichkeit offenbart. Denn eigentlich lässt sich die Existenz gleich zweier Asteroidengürtel ziemlich einfach durch einen dritten Planeten erklären, der genau zwischen dem sicher nachgewiesenen Epsilon Eridani b (der Jupiter-Analogie) und dem noch umstrittenen Epsilon Eridani c (der Neptun-Analogie) liegt. Und was liegt bei uns zwischen Jupiter und Neptun? Der Gasriese Uranus. Die Gravitation dieser Planeten würde die Asteroiden in die Gürtel zusammentreiben. So wie Schäferhunde eine Schafherde.
Warum haben wir dann nur einen Asteroidengürtel und nicht zwei wie der Nachbar? Meine erste Vermutung wäre, dass unser Planetensystem dafür zu eng gesetzt ist. Bei Epsion Eridani kreist die Neptun-Entsprechung (Epsilon Eridani c) bei 40 AE (Neptun ist bei uns bei 30 AE). Wenn denn dieser Planet existiert. Aber ich vermute, so langsam verdichten sich die Hinweise. Dafür kreist die Jupiter-Entsprechung bereits bei 3,4 AE (Jupiter befindet sich bei uns bei 5,2 AE). Ist aber wie gesagt nur eine Vermutung meinerseits. Eigentlich müsste Florian drüben dazu was sagen können. Ist schließlich sein Fachgebiet 😉
Bild (NASA/JPL-Caltech): Vergleich zwischen dem jungen Epsilon Eridani und dem Sonnensystem. Asteroiden (braun), Kometen (blau) und Planeten (weiße Punkte). Es wird vermutet, dass am Rand der beiden Asteroidengürtel Planeten kreisen, welche die Asteroiden zu einem Gürtel zusammentreiben.
Ein weiteres Detail am Rande. Eigentlich verträgt sich der Asteroidengürtel bei 3 AE nicht mit der Beobachtung der Umlaufbahn von Epsilon Eridani b. Denn eigentlich sollte dessen Bahn sehr exzentrisch sein. Wenn dem aber so wäre, dann würde der Planet ständig den Asteroidengürtel kreuzen. Und ein Jupitergasriese, der da durchpflügt, tut so einem Geröllhaufen gar nicht gut. Er würde vieles aufsaugen und den Rest zerstreuen. Innerhalb kürzester Zeit – astronomisch gesehen – wäre er weg.
Dana Backman und Kollegen vermuten daher, dass der Planet eine kreisförmigere Umlaufbahn hat als angegeben. Hmm, da muss ich mal Anfang Dezember Artie fragen, was er dazu sagt.
Wer weiß? Vielleicht hängt auch die neue Entdeckung, welche die NASA groß angekündigt hat, damit zusammen? Es wäre z.B. ziemlich cool, wenn Hubble zum allerersten Mal vom extrasolaren Planeten reflektiertes Sternenlicht aus diesem System aufgefangen hätte. So etwas ist bislang noch nie gelungen. Das wäre aber einer der notwendigen Schritte zur genauen Analyse der Atmosphäre eines extrasolaren Planeten. So wie es letztens Venus Express exemplarisch bei der Erde getan hat.
P.S.: Für Science-Fiction Fans ist vielleicht folgendes interessant. Die Raumstation Babylon 5 wurde vom Autor nach Epsilon Eridani versetzt, einige Asimov-Romane spielen dort. Ich meine mich auch zu erinnern, dass Mr. Spocks Heimatplanet Vulkan dorthin gesetzt wurde. Falls ein erdähnlicher Planet dort gefunden wird, wäre der Name Vulkan sogar ziemlich passend. Wie bereits oben erwähnt, wird es da wahrscheinlich sehr heiß sein, weil ein solcher Planet gerade erst abkühlen würde. Demensprechend wäre es aber für Leben dort wahrscheinlich noch viel zu früh. Von daher ist mit Besuch von spitzohrigen Wissenschaftlern frühestens in ein paar Milliarden Jahren zu rechnen 😉
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