Franz Josef Wagner bittet in seiner Kolumne die Schüler Sachsens, dass sie keine Klugscheißer werden sollen.
Meiner Erfahrung nach wird das Wort Klugscheißer besonders gerne von Leuten verwendet, die das Fehlen von Bildung und die Verweigerung von rationalen Argumenten für ganz toll halten und all jene verachten, die sich die Mühe machen oder gar *oh Graus* Freude daran haben, etwas zu lernen.
*Ironiemodus* Nein, wie kann man denn in der Schule etwas lernen und gar *stöhn* mitarbeiten wollen?
Bildung und Wissen schaffen? Das braucht doch kein Mensch! So etwas kann man nicht tolerieren, so etwas muss man mobben und mit Geringschätzung behandeln. Wie kann es auch nur jemand wagen, aus der drögen Masse hervorzustechen! Frechheit!
Ja klar, mit so einer Geisteshaltung schaffen wir es auch sicherlich unseren Akademiker-Mangel in den Griff zu kriegen und mehr junge Menschen, vor allem Mädchen, für technische Berufe zu begeistern.
Die Schule soll eine Veredelungsmaschine sein, die auch Genies erkennt. Weil ja jeder weiß, dass die Genies alle schlecht in der Schule waren. *Ironiemodus aus*
Realität an Herrn Wagner: Einstein war auch in der Schule in Naturwissenschaften ein Ass. Er hatte nur ein Problem mit Autoritäten. Aber bildungsfeindliche Mythen lassen einen vermutlich die eigene Dummheit und Faulheit erträglicher erscheinen: Weil es schlummert ein verkanntes Genie in einem. Es merkt nur keiner – außer Mutti -, weil die Lehrer so blöd sind.
Preisfrage an Herrn Wagner: Wie soll bitte der Lehrer die Begabung eines Schülers erkennen, wenn jede Form der Mitarbeit und gezeigte Freude am Unterricht als asozial gebrandmarkt wird? Soll der Lehrer das via Gedankenlesen instinktiv erkennen? Ganz abgesehen davon, dass man schon das Schulsystem zu Zeiten Einsteins wohl kaum mit dem heutigen vergleichen kann.
Leute, die statt zuzuhören lieber aus dem Fenster sehen, die aufmerksamen Schüler verprügeln und sich für weiß Gott wie überlegen halten, die werden – wenn’s hochkommt – Bild-Kolumnisten. Sie zählen bekanntlich zum Bodensatz der Gesellschaft und rangieren auf meiner Beliebtheitsskala irgendwo zwischen Amöben und Fundamentalisten aller Art. Wobei ich wahrscheinlich den Amöben Unrecht tue.
Klugscheißer wie ich, die auch mal in der Schule aufpassen, sich melden, sich von Spott und Häme des Umfeldes nicht beirren lassen, die machen als Jahrgangsbeste Abitur, haben große Chancen auf einen guten Studienplatz und werden vielleicht Astronomen, Ärzte, Ingenieure, Physiker, Biologen, Geographen… So Zeug’s, für das man sich auch mal hinsetzen und lernen muss. Wo man nicht mit hohlen Phrasen blenden kann.
Desweiteren fällt mir zu Ihrem Geschreibe, in das Sie außerdem einen eklatanten Fehler eingebaut haben, folgendes ein:
Kommentare (24)