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Jetzt wird es ein bisschen albern im Namen der Wissenschaft 😉

Der (das?) rennende Shrimp im Hamsterrad:

Beim genaueren Hinsehen ist das Ganze dann doch nicht so albern. Der Biologe David Scholnick hat folgendes zu seiner Forschung auf seiner Webseite stehen:
The central hypothesis underlying my research is that infectious disease can compromise the respiratory systems of lower vertebrates and invertebrates and thereby limit the ability of animals to sustain and recover from normal activities.

Infektionskrankheiten beeintrÀchtigen die Atmungsorgane und dadurch sind auch die Bewegungen eingeschrÀnkt

Zur Daily Mail sagte er:
The healthy shrimp ran and swam at treadmill speeds of up to 20 metres per minute for hours with little indication of fatigue.

‘The situation is much more critical for a sick crustacean where a decrease in performance may mean the difference between life and death.

‘Shrimp dealing with an infection is less active and limited in its ability to migrate, find food, and avoid being eaten.

‘As far as I know this is the first time that shrimp have been exercised on a treadmill and it was amazing to see how well they performed.’

20 Meter pro Minute schafft also ein Shrimp bei voller Gesundheit und kann diese Geschwindigkeit ĂŒber Stunden aufrechterhalten. Das sind
Lasst mich mal schnell ĂŒberschlagen (20 m/min *(/60)*= 0,333 m/s *(x3,6)*) also 1.2 km/h. Ein sehr gemĂŒtlicher Spaziergang fĂŒr uns Menschen.

FĂŒr so ein kleines Tier allerdings schon beachtlich. Aus dem Video entnehme ich, dass es ungefĂ€hr so lang ist wie eine mĂ€nnliche Hand. Sagen wir mal, wir haben 20 cm KörperlĂ€nge. Wenn ich meine GrĂ¶ĂŸe (1,60 Meter) in Relation setze, dann ist das etwa 8 mal die KörperlĂ€nge des Shrimps. Dann mĂŒsste ich dementsprechend die achtfache Geschwindigkeit schaffen, um die Leistungen zumindest halbwegs vergleichen zu können. Dann wĂ€ren wir schon bei 9,6 km/h. Das wĂ€re ungefĂ€hr die Geschwindigkeit bei einem Marathonlauf. Und das untrainiert!

Ein kranker Shrimp dagegen ist deutlich eingeschrĂ€nkt, findet weniger Futter, wird eher gefressen. Klar, das ist eigentlich logisch, aber hier macht sich jemand zum ersten Mal die MĂŒhe genau nachgemessen, wie stark die Tiere durch Krankheit beeinflusst werden. Was angesichts von Umweltverschmutzung insbesondere in den KĂŒstenregionen ziemlich wichtig fĂŒr den Fortbestand der Spezies sein kann. Damit könnte man abschĂ€tzen, wie gefĂ€hrdet Krustentiere sind. Wann Schutzmaßnahmen erforderlich sind usw.. Das sind schon nicht ganz unwichtige Informationen. Auch wenn es sich hier um Tiere handelt, die nicht ganz so sexy sind wie PandabĂ€ren, EisbĂ€ren oder Delfine. Aber der Niedlichkeitsfaktor kann ja wohl nicht das Entscheidungskriterium sein, um eine Spezies zu schĂŒtzen. (Ja, ich weiß, vermutlich liege ich damit realistisch gesehen ziemlich falsch.)

Bezeichnenderweise wird in der Daily Mail der Artikel mit folgender Formulierung abgeschlossen:
And justifying the unusual research, the professor added: ‘These studies will give us a better idea of how marine animals can perform in their native habitat when faced with increasing pathogens and immunological challenges.’

“Justifying” steht da. Da ist schon wieder so eine irritierende Formulierung. Ich bin ja der Typ, der allem Neuem mit einem “faszinierend” begegnet. Ich kĂ€me gar nicht auf die Idee, dass sich jemand dafĂŒr mir gegenĂŒber rechtfertigen muss, weil er etwas studiert, was bisher kein Mensch untersucht hat. Gerade weil es auf den ersten Blick seltsam erscheint.

Ich empfinde das als ziemlich engstirnig. Ausgetretenen Pfaden können wir alle nachlatschen. Es sind aber oft genug die Seitenstraßen, welche die grĂ¶ĂŸten Überraschungen bereit halten.

Via Nature Blog: The Great Beyond

Kommentare (1)

  1. #1 Joerg
    November 21, 2008

    Everything’s more funny with Jackety Sax 😉