Da haben einige Journalisten anscheinend einen Fachaufsatz in den falschen Hals gekriegt.
Das kam gerade über meinen Email-Ticker rein.
Dear All,
The New Scientist and perhaps other media outlets are reporting that the mass of MOA-2007-BLG-192Lb has been revised down to 1.5 Earth masses, but these reports are in error. The reporter has been confused by a report of one of my colleagues regarding a revision in the mass estimate that would be possible if the host star was confirmed to be a ~0.09 solar mass M-dwarf instead of a brown dwarf. The correct mass estimate remains 3.3 (+4.9 / – 1.8) Earth masses. This is currently the lowest mass estimate for an exoplanet except for PSR 1257+12 b, but the error bars have large overlap with a number of other planets detected by both radial velocities and microlensing.
– David Bennett, for the MOA, OGLE, and PLANET collaborations
Irgendjemand hat da wohl nicht sorgfältig genug gelesen und wenn man das Buzzword “zweite Erde” und “extraterrestrisches Leben” im Hinterkopf hat, wird schon mal der Wunsch der Vater des Gedanken.
Diese kleine Masse hätte der extrasolare Planet aber nur dann, wenn es sich bei dem Zentralstern nicht um einen Braunen Zwerg, sondern um einen sehr kleinen Zwergstern handeln würde. Was wohl aber recht unwahrscheinlich ist. Im Fall der Fälle würde es sich dann um den zweitkleinsten extrasolaren Planeten handeln, der überhaupt entdeckt wurde. Der kleinste wurde um den Pulsar PSR 1257+12 entdeckt.
So oder so, in jedem Fall wäre das Zentralobjekt in diesem System eher eine Funzel denn ein leuchtender Stern. Höchstwahrscheinlich ist es noch nicht mal ein richtiger Stern. Wenn also jetzt das Geschrei mit dem L-Wort anfangen sollte, dann behaltet das bitte im Hinterkopf 😉
Bild: (NASA) Künsterlische Darstellung von MOA-2007-BLG-192L b.
BTW: Dieser Planet wurde durch den Gravitationslinseneffekt entdeckt. Dabei macht man sich zu Nutze, dass schwere Objekte – Planeten, Sterne – wie Linsen auf vorbeifliegende Photonen wirken, was durch die allgemeine Relativitätstheorie vorhergesagt wurde. Das Licht eines Sterns im Hintergrund erscheint so über einen Zeitraum von einigen Wochen/Monaten heller.
Bild: (NASA) Grundsätzliche Funktion der Gravitationslinsenmethode.
Hat der Linsenstern einen Planeten, kann der Planet als Linse in einer Linse wirken. Dieser Verstärkungseffekt dauert allerdings eher ein paar Tage/Stunden an, je nachdem mit welcher relativen Geschwindigkeit das Hintergrundobjekt sich aus der Sichtlinie Erde – extrasolares Planetensystem wegbewegt. Und er ist nur einmal im Leben messbar. (Wie lange braucht die Sonne noch mal für einen Umlauf um das Zentrum der Milchstraße? Um die 200 Millionen Jahre?) Deswegen werden bei solchen Ereignissen alle verfügbaren Teleskope im Netzwerk solcher Microlensing-Programme alarmiert und alle beobachten wie gebannt dieses eine Ereignis, um ja nichts zu verpassen und die genaue Form der Verstärkungskurve rauszukitzeln, weil davon die Massenbestimmung abhängt.
Bild: (OGLE) So sah das z.B. bei OGLE-2005-BLG-390 und seinem 5,5 Erdmassen-Planeten aus.
Ja, ich weiß, heute habe ich es mit der Relativitätstheorie 😉
Bei sehr schweren Objekten wird dieser Linseneffekt übrigens etwas seltsam. Dann wird das Bild nicht nur verstärkt sondern auch verzerrt und mehrfach gespiegelt. Es entstehen dann beispielsweise sogenannte Einsteinringe.
Bild: (Hubble Space Telescope) Einsteinringe von elliptischen Galaxien in 2 bis 4 Milliarden Lichtjahren Entfernung
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