Letzte Woche war anlässlich der CoRoT-Entdeckung die WDR-Lokalzeit bei uns.
Ich war zwar nicht da, aber ein Kollege hat den Beitrag mitgeschnitten und es wurde auch ein bisschen erzählt, wie das ablief. Bei solchen Gesprächen mit fachfremden Journalisten kommen dann auch immer Fragen, wo wir die Leute mit großen Augen anschauen und denken: “Was will der jetzt von mir?”
So wurde mein Kollege, der mit mir an der Auswertung der CoRoT-Daten arbeitet, gefragt:
“Wie fühlt man sich, wenn man so einen Planeten entdeckt hat?”
Die richtige Antwort wäre gewesen: “Müde und erleichtert. So wie die hundert anderen Leute, die ihren Beitrag zu der Entdeckung geleistet haben, auch.”
Alleine schon die Frage an sich transportiert ein völlig falsches Bild von Wissenschaft seitens des Fragestellers.
Die Zeiten, als Wissenschaft von Einzelkämpfern betrieben wurde, sind – zum Glück – lange vorbei. Wissenschaft findet heutzutage immer in Teams statt und je ausgefeilter die Experimente, desto mehr Leute sind dabei. Nicht umsonst stehen bei einigen Fachaufsätzen buchstäblich mal eben ein paar Dutzend Leute als Autoren drauf.
Es kann sich also eigentlich keiner hinstellen und sagen: “Ich hab’s entdeckt.”
Desweiteren ist so ein Entdeckungsprozess oft eine langwierige Angelegenheit. Das hier ist das reale Leben und keine Episode von Raumschiff Enterprise, wo nach 45 Minuten alles fertig und klipp und klar ist.
Man sieht was, ist vielleicht – je nach Naturell – ganz aufgeregt oder eher skeptisch, weil eben die Anzahl der Fehlschläge die Anzahl der Treffer bei weitem überwiegt. Das werdet Ihr aber in den seltensten Fällen hören: “Wir waren so sicher und wir haben gemacht und getan. Dann stellte sich leider heraus, dass es irgendein blödes Störsignal war.”
Außerdem wird spätestens nach ein paar Monaten selbst die aufregendste Entdeckung Alltag. Der Mensch kann halt nicht in einem Zustand ständiger Erregung existieren. Im Grunde genommen ist der Prozess Wissenschaft ein ständiges “Auf und Ab”. Es gibt Zeiten – oft auf Konferenzen und Meetings -, wo man ganz aufgeregt ist, weil man vielleicht eine spannende Idee hat. Sehr viel länger aber sind die Zeiten der harten Arbeit dazwischen, die ziemlich frustrierend sein und sich ziehen können. Weil man z.B. jetzt schon die x-te Version des Aufsatzes von den Co-Autoren zurückkriegt, die jetzt unbedingt noch diesen Absatz umstellen wollen und das noch reinbringen und und und. Oder weil das Programm, das man geschrieben hat, mit dem man die “ganz tolle Idee” auch umsetzen möchte, nicht funktioniert und man Wochen mit der Fehlersuche zubringt. Oder weil die “ganz tolle Idee” beinhaltet, dass man hunderte von Kurven erstellen und durchforsten muss, die einem früher oder später zum Hals raushängen.
So hätte der Kollege die Frage beantworten sollen: “Was fühlt man, wenn man so einen Planeten entdeckt hat?”
Aber wie packt man das in ein kurzes knackiges Statement für einen Fernsehbeitrag?
Kommentare (7)