Ok, eigentlich ist hier seit gestern alles vorbei und ich hatte dieses Jahr sowieso wenig Lust auf Karneval, aber die kleinen Skandälchen rund um die rheinländischen Mottowagen sind dann doch eine Erwähnung wert:
Da ich ein Immi bin, darf ich es sagen: Die Düsseldorfer waren mutiger und auch besser als die Kölner.
Da ich nicht weiß, wie das so mit den Bildrechten ist, verweise ich jetzt mal auf den humanistischen Pressedienst:Joachim Kardinal Meisner fand die Darstellung des Papstes, der dem Teufel – in Gestalt des Pius-Bruders Williamson – die Hand reicht, grässlich: „Die Darstellung ist nicht nur falsch, sie ist auch verletzend!”
Ach wirklich? Was meint der Kardinal wohl, wie toll es Holocaust-Überlebende und deren Angehörige finden, wenn die Kirche einen Holocaust-leugnenden Bischof wieder mit offenen Armen empfängt?
Und jetzt tut die katholische Kirche offiziell so, als ob denen Williamson verquere Ansichten völlig entgangen wäre. Immerhin zeigt sich, dass Argentinien für Antisemiten auch nicht mehr das ist, was es mal war: Richard Williamson wurde ausgewiesen.
Überhaupt die Pius-Bruderschaft. Das ist genau so ein rückwärtsgewandter, intoleranter, autoritärer Klüngelclub wie Opus Dei. Ja, der Opus Dei aus dem unsäglichen Buch “Da Vinci”-Code. Die Darstellung von Dan Brown sollte man aber nicht für bare Münze halten, denn der steht ja mit Recherche auf dem Kriegsfuß. (1)
Beide Gruppierungen möchten am liebsten das Zweite Vatikanische Konzil und die Aufklärung wieder rückgängig machen und machen aus ihrer Gesinnung auch nicht wirklich einen Hehl. Selbst wenn Williamson kein Holocaust-Leugner wäre, so setzt der Papst mit diesem freundlichen Empfang für die Piusbruderschaft genau das falsche Signal an alle aufgeklärten Gläubigen hierzulande.
Tja und während die Düsseldorfer Zähne zeigten, hatten wir in Kölle ein Kölsches Nippelgate. Weil der Mottowagen mit der nackten Angie als zu freizügig empfunden wurde, musste mit einem Mini-Bikini nachgebessert werden.
“Unter die Gürtellinie, zu freizügig, amtsentwürdigend”, hieß es dann auf einmal.
Äh hallo? Karneval sollte eigentlich genau dafür da sein?
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(1) Auch bei Belletristik halte ich es für ein Armutszeugnis, wenn ein Schriftsteller einem Bauwerk, das bekannt dafür ist, eben keine Treppen zu haben und sehr bequem zugänglich zu sein, auf einmal ein enges Treppenhaus verpasst. War dem eine Stunde Internetrecherche zuviel? Hätte es soviel an der Story geändert, wenn er den Schauplatz wahrheitsgetreu beschrieben hätte? Wozu versetzt man bitte eine Geschichte an einen realen Schauplatz, wenn man den dann ohne Not bis zur völligen Unkenntlichkeit verzerrt?
Das ist doch keine Künstlerische Freiheit sondern für mich eher ein Zeichen von Faulheit seitens des Schriftstellers. Ich hab mich anschließend richtig geärgert, dass ich für Diabolus Geld ausgegeben habe. Auch wenn das Buch ein Geschenk an meinen Mann war, weil der Dan Brown so gerne liest. 0815-Hollywood-Story vom Fließband. Ok. Aber Recherche-Faulheit mag ich nicht auch noch belohnen.
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