Buh!
Wie geht man eigentlich mit solchen Hassreden um, die Bischof Walter Mixa an Ostern abgelassen hat? Ausgerechnet! Ostern! Vergebung der Sünden, “Vergib Ihnen, denn Sie wissen nicht, was sie tun.” War das was?
Vermutlich müsste man das berühmte Zitat mit “Vergib ihm, denn er weiß nicht, was er tut” auf den Herrn Bischof höchstpersönlich münzen.
Dieses Fest nimmt er zum Anlass eine Gruppe von Menschen, die ihm nichts getan hat, auf das übelste zu verunglimpfen. Oder vielleicht meint der auch, keine Kirchensteuern zu zahlen und Priester nicht mit mehr Respekt zu behandeln als andere Menschen sei etwas Übles. In dem Sinne wären wir dann tatsächlich böse. Die Rede klingt schon ein bisschen so, als ob die katholische Kirche ihre Felle davon schwimmen sieht, oder? Passend dazu las ich am Wochenende in der Regionalzeitung, dass einige Kirchen in Deutschland mangels Auslastung verkauft und umgewidmet werden.
Aber muss sich Mixa in seinem verbalen Kreuzzug zu Demagogie und grotesker Geschichtsverfälschung verleiten lassen?
Erstens ist die Grundidee, die Nazis seien grundsätzlich Atheisten gewesen, schon mal unhaltbar. Im Übrigen haben die Nazis einfach neben bzw. teilweise anstatt der herkömmlichen Religion ihre eigene gesetzt. Desweiteren sollte sich ausgerechnet ein Katholik bei dem, was sich inbesondere Papst Pius XII im Zeitalter des NAZI-Regimes geleistet hat, bedeckt halten. Z.B. ging Ernst von Weizäcker 1947 unter päpstlichem Schutz nach Nürnberg. Der hat ja nur Deportationsbefehle für französische Juden in das Konzentrationslager Auschwitz abgezeichnet. Und was fällt dem ein sich mit dem Mut und dem Leiden von mutigen katholischen Opfern des Nationalsozialismus zu schmücken? Von denen einige nicht wegen ihres Glaubens sondern ihrer jüdischen Abstammung und den “falschen” Ansichten gestorben sind. Wie z.B. Edith Stein, die trotz wiederholter Bitten an Rom und hohe Würdenträger nichts an Unterstützung seitens der Kirche erhielt. Dieses dunkle und gar nicht so weit zurückliegende Kapitel der Kirchengeschichte war mir schon damals, als ich noch ein guter kirchgängerischer Katholik war, ein Dorn im Auge.(1)
Vielleicht sollte ich mich aber einfach freuen, dass Mixa sich mit dieser Rede derart entblödet hat. Kein vernünftiger Mensch kann so ein geschichtsverfälschendes, demagogisches Gesülze ernst nehmen. Und die, die es ernst nehmen, an denen ist sowieso Hopfen und Malz verloren.
Mann, Mann, Mann, dann liest man nach dem Urlaub den Auflauf im Feedreader und dann so etwas.
Ich hatte eigentlich gedacht, dass die Menschen in Europa trotz den Problemen mit der atheistischen Buskampagne etwas aufgeklärter im Umgang mit dem Thema “Atheismus” wären.
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(1) Ja, Leute ich war bis vor etwa 10 Jahren ziemlich katholisch und ging jeden Sonntag auch in die Kirche und hab auch viel gebetet. Und die Bibel komplett durchgelesen. Zweimal. Entsprechend zerfleddert ist das Ding. Wobei selbst damals fand ich einige Sachen am katholischen Glauben blöd. Z.B. die Beichte. Ich hab nie begriffen, warum ich unbedingt einen Pfarrer als Mittler zwischen Gott und meinen Sünden haben sollte und diesen Teil boykottiert. Ich hab lieber direkt beim Chef gebeichtet 😉
Irgendwann wurden die Diskrepanzen zwischen dem Glauben und kritischem, objektivem Nachdenken zu groß, bis ich irgendwann beschlossen hab, dass es eigentlich keinen Grund gibt an einen Gott zu glauben.
Die Ethik hinter dem christlichen Glauben, die Sache mit der Gewaltlosigkeit, Barmherzigkeit, Selbstlosigkeit, finde ich nach wie vor gut. Wobei ich bei “halte die andere Wange hin” dann doch einen Rückzieher mache. Dafür bin ich einfach nicht gemacht 😉 Vielleicht wird das ja noch, wenn ich älter werde.
Für mich ist eben Jesus von Nazareth Philosoph und Ethiker geworden und ist nicht (mehr) der Sohn Gottes mit all dem magischen Bohei drumherum.
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