Nachdem wir uns hier und dort mit den (nichtvorhandenen đ tĂ€nzerischen FĂ€higkeiten von Naturwissenschaftlern beschĂ€ftigt haben, schauen wir uns mal an, was Papageien so alles draufhaben:
Nicht schlecht, Herr Specht!
Abgesehen vom Unterhaltungswert hat dieses Video aber auch einen wissenschaftlichen: Ein Tier, das tanzen kann? Mist! Da geht schon wieder eine FÀhigkeit flöten, von der wir dachten, dass sie nur dem Menschen vorbehalten ist.
Claims of human uniqueness are defeated by even one well-documented case study demonstrating the existence of the capacity in a nonhuman animal;(1)
Dabei scheint sich zu bestĂ€tigen, dass MusikalitĂ€t mit der Entwicklung der Sprache eng verknĂŒpft ist. Genauer gesagt, scheint die FĂ€higkeit zu tanzen auf Tierarten beschrĂ€nkt zu sein, die in der Lage sind, Laute zu imitieren. Denn dabei wird auch jener Bereich angeregt, der fĂŒr die Koordination zwischen Gehör und Motorik verantwortlich ist: die Basalganglien.
AuĂerdem haben wir hier ein Beispiel dafĂŒr, dass das Web 2.0 – hier Youtube – wissenschaftliches Arbeiten befruchten kann.
Patel, der Erstautor der Arbeit, die dem Video oben zugrunde liegt, hat seinen Star Snowball auf Youtube gefunden und dann im Labor ausgiebig getestet, um sicher zu gehen, dass die Tanzbewegung wirklich eine intrinsische FĂ€higkeit ist und nicht das Ergebnis eines komplizierten Trainings war. (2) Dass also der Papagei in der Lage ist, zu Musik zu tanzen, ohne dass ihm ein Mensch vormacht, wie er sich zu bewegen hat.
Schachner et al., die Autoren einer weiteren Arbeit zu dem Thema haben mangels einer Datenbank fĂŒr die Bewegungen verschiedener Tierarten systematisch Youtube-Videos nach tanzenden Tieren mit echter Koordination zwischen Rhythmus und Bewegung untersucht. Rhythmus und Phasenverzögerung der Bewegung ect. d.h. die Synchronisation der Bewegung zur Musik haben sie gemessen und statistisch ausgewertet.
Dabei fanden sie in 14 Papageienarten und bei einem asiatischen Elefant eine ĂŒberzeugende Koordination. Das sind aber alles Tierarten, die in der Lage sind, Laute von Artgenossen und teilweise sogar von Nichtartgenossen zu imitieren. Das deckt sich wiederum mit den Ergebnissen ihrer Laborexperimente an Papageien (imitierend und tanzend) und Tamarinen (nichtimitierend und nichttanzend). Vokale Mimikry und TanzfĂ€higkeiten scheinen Hand in Hand zu gehen.
Es sieht so aus, als ob unsere nĂ€chsten Verwandten, die Menschenaffen, weder ĂŒber die eine noch ĂŒber die andere FĂ€higkeit verfĂŒgen. Sie können zwar voneinander lernen und einige Schimpansen haben sogar eine rudimentĂ€re GebĂ€rdensprache erlernt. Aber sie imitieren keine Laute. Gesprochene Sprache beruht aber auf der Wiedergabe gleicher Laute durch unterschiedliche Individuen.
Diese Arbeiten sind natĂŒrlich mit einiger Vorsicht zu genieĂen, die Datenbasis ist noch zu klein fĂŒr wirklich weitreichende SchluĂfolgerungen. Und Youtube als Datenbank zu benutzen, ist zwar ganz witzig und innovativ, aber unterliegt natĂŒrlich gewissen Auswahlkritierien, welche die Forscher nicht beeinflussen können. Was ihnen auch bewusst war. Aber es ist schon mal ein groĂer Schritt vorwĂ€rts ĂŒberhaupt zu zeigen, dass nicht nur Menschen sondern auch einige Tiere nachweislich tanzen können. Und das sogar besser als so einige Menschen:
(via Not Exactly Rocket Science, einem meiner Lieblingsblogs)
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(1)
Schachner, A., Brady, T., Pepperberg, I., & Hauser, M. (2009). Spontaneous Motor Entrainment to Music in Multiple Vocal Mimicking Species Current Biology DOI: 10.1016/j.cub.2009.03.061
(2)
Patel, A., Iversen, J., Bregman, M., & Schulz, I. (2009). Experimental Evidence for Synchronization to a Musical Beat in a Nonhuman Animal Current Biology DOI: 10.1016/j.cub.2009.03.038
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