Heute um 17 Uhr wird offiziell die Ulysses-Mission beendet, die gemeinschaftlich von der ESA und NASA betrieben wurde.
Bild (NASA, künstlerische Darstellung): Ulysses vor einer schematischen Darstellung des Magnetfeldes der Sonne
Ulysses war die allererste Sonde, die aus der Planetenebene hinaus über die Pole der Sonne flog und dort Magnetfelder vermaß. Da aber Magnetfelder und Plasma in der Dunkelheit des Weltalls keine schönen Fotomotive abgeben, hat sie nie einen großen Eindruck in der Öffentlichkeit hinterlassen.
Völlig zu Unrecht. Ich verweise hier mal auf einen älteren Blogeintrag, in dem das seltsame Verhalten von Magnetfeldern im Weltall noch mal veranschaulicht wird und was Ulysses dazu beigetragen hat, dieses Bild zu erweitern: Haarige Magnetfeldlinien.
Ich sage nur: Willkommen in einer Welt, in der Magnetfelder sich verzwirbeln, wie klebrige Spinnenfäden für Plasma fungieren, sich auch mal aufdröseln und dabei explosionsartig Energie freisetzen und sonst noch seltsame Spirenzien machen.
Ulysses hat auf seiner langen Reise (Start war 1990) die Sonne in all ihren Facetten aufgenommen. In ihrer ruhigen und ihrer aktiven Phase:
Bild: (Southwest Research Institute) Von Ulysses stammen die Daten der Sonnenwindgeschwindigkeit in Abhängigkeit von solarer Höhe und Breite. Das sind die roten und blauen Linien. Die Bilder der Sonne stammen von SOHO, die wie die Sonde Ulysses ein Gemeinschaftsprojekt der ESA und der NASA ist.
Das erste und dritte Bild zeigt, dass das Magnetfeld der Sonne während der Ulyssesmission umgeklappt ist. Das Bild in der Mitte verdeutlicht, dass zu Zeiten hoher Sonnenaktivität das Magnetfeld der Sonne dynamisch und kompliziert wird. In ruhigen Zeiten wird insbesondere aus den Polen schneller Sonnenwind ausgestoßen, während der Wind aus den Äquatorregionen relativ langsam ist. In der jetzigen Flautepase ist der Sonnenwind 25% schwächer als im solaren Minimum davor – also vor 11 Jahren. (1)
Weitere Infos (Sonnenwindflaute)
Offiziell war Ulysses nach langer verdienter Reise bereits am 1.7.2008 am Ende. Also ziemlich genau vor einem Jahr. Nachdem die hochbetagte Sonde mehr und mehr Ausfallserscheinungen zeigte.
Zunächst konnte der Haupt-Transmitter für die Datenübertragung, das so genannte X-Band, nicht mehr über die Hochgewinn-Antenne (die Radioschüssel an den Sonden) senden. Zum Glück hat jede Sonde noch stabförmige Antennen niedrigere Leistung an Bord. Darüber konnte dann, aber mit niedriger Leistung und Übertragungsrate, noch gefunkt werden. Im Zeitalter von Breitband-Verbindungen selbst in der Regionalbahn, fällt es schwer sich vorzustellen, dass Raumfahrt-Ingenieure unter Umständen um jedes Bit kämpfen müssen.
Dazu kam, dass die Heizung für den Treibstofftank Ausfallserscheinungen zeigte. Dann ging der X-Band-Transmitter ganz kaputt, so dass man auf ein anderes Übertragungsband, das S-Band, ausweichen musste.
Dennoch hielt die Sonde noch durch bzw. wurde am Leben erhalten. Heute aber um 17 Uhr wird offiziell das letzte Signal über eine der wenigen 70-Meter Radioschüsseln der Welt (DSS 63) in Madrid des Deep Space Network der NASA an die Sonde gesendet.
Bild (NASA): Die 70 Meter Antenne DSS-63 bei Madrid. Eine der größten Radioantennen der Welt.
ESA: Requiem für den Veteranen Ulysses
Aus diesem Anlass hat die ESA einen Webcast eingerichtet.
Aber auch das ist vielleicht nicht wirklich das Aus. Das S-Band an Bord Ulysses soll in regelmäßigen Abständen weiter funken und 2013 soll erneut versucht werden, Kontakt aufzunehmen. Falls die Radionuklidbatterie noch so viel Leistung hergibt, falls der Transmitter noch funktioniert, falls…
——–
McComas, D.J., et al., “Weaker solar wind from the polar coronal holes and the whole Sun” Geophysical Research Letters, 35, L18103, DOI:10.1029/2008GL034896
Kommentare (5)