Hat die FINA die Anzüge am Wochenende nicht sogar ganz verboten?
Die umstrittenen High-Tech-Anzüge im Schwimmsport werden ab 1. Januar 2010 der Vergangenheit angehören. Das entschied der Kongress des Weltverbandes FINA am Freitag (24.07.09) am Rande der WM in Rom.
Demnach werden ab 2010 nur noch Badehosen und Badeanzüge in Textil bis oberhalb der Knie erlaubt sein. Bei den Frauen müssen die Anzüge schulterfrei sein. Statt der zunächst angedachten Lösung mit einer Hälfte Textil und einer aus Polyurethan, entschied sich der FINA-Kongress für die komplette Stoff-Lösung. Damit gehört das Wettrüsten im Schwimmen der Vergangenheit an.
Oder gilt das jetzt nur für bestimmte Wettbewerbe? Kenne mich da nicht wirklich aus, aber für mich las sich die Meldung so, als ob in internationalen Wettbewerben künftig gar keine “Wunderanzüge” mehr erlaubt wären.
Ich halte Doping für eine schlechte Analogie für Optimierungsversuche an Sportgeräten. Es spricht ja auch niemand von “mechanischem Doping” bei der Formel 1 oder “Schuhwerkdoping” in der Leichtathletik, wenn neue Technologien entwickelt werden, um im Wettkampf Vorteile gegenüber der Konkurrenz zu erlangen oder einfach nur im Mittel bessere Resultate in der Sportart zu ermöglichen. Diese Bemühungen werfen schließlich stets auch Fortschritte in vielerlei Hinsicht ab, die auch im Alltag von mehr oder weniger großem Nutzen sind. Der sportliche Wettkampf – in vielen Disziplinen heute auch mit großem wirtschaftlichen Druck verbunden – ist ein vergleichbarer Antrieb für die Entdeckung neuer Technologien und die Entwicklung neuer Produkte wie die (bemannte) Raumfahrt oder die leidigen Kriege und vor allem Letztgenannten sicherlich vorzuziehen.
Ich erkenne auch keinen Grund für ein Verbot von leistungssteigernden Schwimmanzügen. Im Gegenteil, ein solches wirkt in Verbindung mit dem Doping-Vergleich eher kontraproduktiv bei der Dopingbekämpfung. Denn es wird der irrige Eindruck verstärkt, Doping sei vor allem deshalb verboten, weil es die Leistungen verbessert. Dass dem mitnichten so ist, dass Doping vor allem deswegen verboten ist, weil die Einnahme von Medikamenten und Drogen zur Leistungssteigerung unethisch und lebensbedrohlich ist, manche Mittel zu dauerhaften körperlichen Behinderungen führen und endlos weitere gesundheitliche Gefahren im Doping lauern, ist viel zu sehr in den Hintergrund geraten.
Ich halte die Weiterentwicklung von Sportgeräten, -kleidung und -zubehör auch für einen nicht unwesentlichen Teil des Reizes, den sportlicher Wettkampf per se hat. Wieviel spannender wird der Motorsport, wenn es verschiedene Teams gibt, die ihre Maschinen selbst entwickeln und verbessern, anstatt dass alle Fahrer dasselbe Material haben? Niemand käme auf die Idee, der Sieger hätte nur gewonnen weil er die beste Maschine hat – es wird als Leistung des Fahrers, des Fahrzeugs und des Teams gewürdigt. Wieviel interessanter sind Rückschlagsportarten (besonders Tischtennis und Tennis) geworden, seit an den Schlägern und den Materialien herumgedoktort wird? Niemand käme auf die Idee, Federer und Boll seien nur deswegen so gut, weil sie das beste Material spielen. Dabei wird häufig ein Schläger eigens für den jeweiligen Spieler entwickelt und dann für den Breitensport verfügbar gemacht, so dass jeder Hobby-Spieler selbst feststellen kann, wieviel der Profi dem Gerät verdankt und wieviel seinem Können.
Nein, Weiterentwicklung und gern auch Neuentwicklung beim Sportmaterial zum Zwecke der Leistungssteigerung sollte in allen Sportarten so weit wie möglich erlaubt sein und nur wenn es ethische und gesundheitliche Gefahren gibt – wie beim Doping – eingeschränkt sein.
Wobei ich einen Geschwindigkeitsunterschied von 0,1 m/s (die statistische Signifikanz mal außen vor gelassen) schon sehr beachtlich finde. Grob überschlagen würde das auf 400 Metern einen Zeitvorsprung von mehr als sehn Sekunden ergeben.
Davon abgesehen ist die aktuelle Anzugsdebatte für die Schwimmer (und deren Verband) natürlich eine gute Gelegenheit, sich unangenehme Fragen zum Thema Doping zu ersparen.
A propos “Geheimwaffe”:
Herr Phelps verläßt sich nicht nur auf seine Ausstatter. Sein Trainingsgelände liegt mitten in einem militärischen Sperrgebiet. Da können die Dopingfahnder jederzeit unangemeldete Trainingskontrollen machen – wenn sie denn reingelassen werden.
Doch, doch, Ihr seid vollkommen richtig informiert. Der Schwimm-Weltverband Fina hat beschlossen, daß die Ganzkörperanzüge ab 1.1.2009 verboten sind. Ab nächstem Jahr müssen die Badehosen über dem Knie enden und die Schultern müssen frei sein. Und Kunststoffbeschichtungen dürfen die Anzuge auch nicht mehr haben.
@Christian W.
Die Doping-Analogie hinkt tatsächlich, wenn man Doping im engen Sinne als die unerlaubte Manipulation versteht, die zur Leistungssteigerung gemacht wird. Die Anzüge sind ja (bislang) legal, strenggenommen erschleicht sich keiner der Schwimmer einen Vorteil im direkten Wettkampf, da prinzipiell jeder die Möglichkeit hätte, sich so einen Anzug zuzulegen.
Allerdings bin ich anderer Meinung, wenn wir darüber diskutieren, ob der Technologieeinsatz (egal ob in Anzügen oder Schuhen oder Skiern oder…) sinnvoll und dem Sport förderlich ist.
Wobei: man sollte eben auch zwischen den verschiedenen Sportarten unterscheiden. Beim Großteil der Sportarten ist die Ausübung direkt an ein Sportgerät gekoppelt. Das ist beim Radfahren so, beim Skifahren, Motorsport ohnehin und reicht bis zum olympischen Segeln. Neue Erkenntnisse in der Fertigung (Größe, Gewicht, Materialeigenschaften) führen dazu, daß die Geräte ständig verbessert und optimiert werden. Das gehört wohl dazu bzw. ist unvermeidlich. Dennoch gibt es auch bei diesen Sportarten jeweils enge Reglements, die die Geräte genau spezifizieren. Aber hier laß ich Deine Argumentation dennoch gelten.
Anders ist es allerdings in den klassischen Individualsportarten wie Schwimmen oder Leichtathletik. Die 100m Freistil waren für Mark Spitz (1972) genauso lang, wie für Michael Phelps. Und ich sehe nicht, wieso es erstrebenswert sein sollte, daß irgendwelche lächerlichen (Entschuldigung) Anzüge die interessante Vergleichbarkeit der Leistungen zunichte machen sollten.
Klar, es gibt und gab auch Fortschritte in der Trainingsmethodik und Technik. Dennoch gilt etwa in der Leichtathletik: man hat eine streng reglementierte Versuchsanordnung (Bspw: Anlauf + Absprung mit einem Bein = Weitsprung) und danach wird verglichen bzw. gemessen, wer besser war. In der Leichtathletik kommt (zum Glück) auch niemand auf die Idee, daß man einen Katapultschuh konstruieren könnte, nur um die Schuhtechnologie zu pushen und als Nebeneffekt bessere Weiten zu erzielen. Wer weiter springt, hat gewonnen, damit basta. Ich finde das transparenter, ehrlicher, interessanter – zumindest, wenn man das Doping (medizinisch-pharmakologisch) mal außer Acht läßt. Aber dagegen muß man eben mit Dopingkontrollen und exzellenter Analytik vorgehen.
Kein Problem, du bist anderer Meinung als ich und ich bin weit davon entfernt, meine Sicht in dieser Frage als der Weisheit letzter Schluss zu betrachten. Allerdings würde mich schon interessieren, inwiefern für dich leistungssteigernde Bekleidung und Schuhwerk (natürlich innerhalb vorgegebener Funktions- und Entwicklungsregeln) die Ergebnisse der Versuchsanordnung “sportlicher Wettbewerb” anders “verfälschen” als ein PS-stärkerer Motor, ein neuartiges Schlägerseiten-Material, eine elastischere Gummimischung für Schlägerbeläge oder ein windschnittigerer Fahrradhelm? Ich sehe einfach keinen Unterschied zwischen der Sportausrüstung “Tennisschläger” und “Laufschuh”, für den Schwimmer ist sein Anzug genauso seine Performace unterstützendes Sportwerkzeug wie für den Rennfahrer seine Reifen oder den Fußballer seine ergonomisch angepassten, luftgepolsterten Hightech-Schuhe.
Vielleicht habe ich ja deinen entscheidenden Punkt überlesen, aber für mich liest sich das so: Da ist ein Unterschied zwischen Schwimmbekleidung und jeder anderen Sportausrüstung, deshalb müssen Schwimmer auf jeden technologischen Fortschritt verzichten und ihren Sport genauso betreiben wie in den letzten 100 Jahren, während alle anderen Sportler sich der Innovationen des 21. Jahrhunderts bedienen dürfen.
Was genau der Unterschied ist, ist mir nicht klar geworden. Siehst du vielleicht doch keinen Unterschied, sondern bist einfach Sport-Purist und würdest am liebsten jeden Sport ohne alle Hilfsmittel betrieben sehen? Also Fussballer in einfarbigen Baumwollhemden mit einfachen Kuhlederschuhen und einer mit Lederstreifen verzierten Schweineblase? Tennisspieler in langen Kordanzügen mit Holzschlägern, die mit Angelsehne bespannt sind? Rennfahrer mit Einheitsmotoren und -karrossen, offenem Cockpit, Lederhelmen, Schals und Sonnenbrillen, dünnen Rillenreifen und analogen Knüppelschaltungen?
Deine Position bezüglich der Schwimmbekleidung konsequent auf alle Sportarten angewendet würde dazu führen. Ich gestehe, dass hat auch alles seinen Reiz. Ich bin nunmal sehr technikbegeistert und freue mich über jede Neuentwicklung auch und gerade im Sport, erstmal unabhängig wie nützlich und wirksam oder nicht sie ist. Aber ich kann auch verstehen, wenn das jemand anders sieht. Wie stehst du also dazu?
0,1 m/sec. mehr ist doch schon ganz schön, wenn man bedenkt, daß ein 1500m-Rennen in 15 min einer Geschwindigkeit von 6 km/h bzw. 1,666 m/sec. entspricht. 1,766 statt 1,666 wäre eine Geschwindigkeitserhöhung von immerhin 6%.
Ich stimme Marc vollkommen zu, auch wenn Christian W das als Puristentum etwas ins Lächerliche zieht.
Es gibt, wie Marc schon m.E. richtig dargestellt hat, zwei unterschiedliche Sportartengruppen (hast Du, lieber Christian in einen Topf geworfen).
Technische Sportarten leben von Weiterentwicklungen der Sportgeräte (und leider auch von der Potenz der Sponsoren), aber die übrigen beziehen ihren Reiz aus dem Vergleich rein – na sagen wir mal – “menschlicher” Fähigkeiten. Und da haben m.E. besondere Hilfsmittel nichts zu suchen, auch wenn Du Dich, lieber Christian in epischer Breite über ein “reines” Scenario lustig machst – dabei bist Du übrigens inkonsequent: was sollen die Verzierungen an der Schweinsblase? 😉
Ein Argument jedoch wäre m.E. stichhaltig: auch die nicht-technischen Sportarten sind nicht ganz frei von Technik und damit von Weiterentwicklungen. Vor dem Wettkampf steht noch immer das Training und da wird man kaum auf Hilfsmittel verzichten wollen/können ..
Mein Fazit ist: Die Regeln müssen (möglichst) eindeutig sein und sie müssen verhindern, dass der Kommerz den Sport verdrängt.
.. und ausserdem muss es Spass machen (das Betreiben, aber auch das Zuschauen)
@hajo
Ich habe nichts in’s Lächerliche gezogen, ich habe wie geschrieben Marcs Argumentation “konsequent auf alle Sportarten angewendet”. Wenn die Reduktion des sportlichen Wettkampfes ‘Tennis’, ‘Rennfahren’ oder ‘Fußball’ auf den “Vergleich rein menschlicher Fähigkeiten” auf dich belustigend wirkt, haben wir schonmal einen Konsens – auf mich wirkt es genauso ulkig, Schwimmen, Springen und Laufen auf den puren Vergleich von humaner Körperkraft und Ausdauer zu reduzieren. Außerdem ist es für mich nicht nachvollziehbar, dass modernste Materialien nicht zugelassen werden sollen, wenn sie leistungssteigernd wirken, aber nicht gefordert wird, die Schwimmer in den Sportanzügen von vor 100 Jahren (da war nichts mit hautengem, stromlinienförmigen und damit leistungssteigerndem Schnitt) oder gleich ganz unbekleidet und die Leichtathleten barfuß und nackt unter Ausschluss von Zuschauern des anderen Geschlechts wie die antiken Olympioniken antreten zu lassen. Was macht Schuhwerk und Bekleidung zu “besonderen Hilfsmitteln”, die nicht zugelassen werden sollen? Die Tatsache, dass sie heute neu sind kann es doch nicht sein, denn die aktuell nicht-“besonderen Hilfsmittel” waren alle auch mal neu und haben zu Leistungssteigerungen geführt. Schon lange hat der Läuder einen Vorteil, der den tollsten Schuh zur Verfügung hat und schon immer gab es neu geschnittene Schwimmanzüge, die sich bewährt haben und deshalb andere verdrängten.
Versteh’ mich recht, ich versuche gar nicht Marc und dich von eurer Auffasssung abzubringen. Ihr zieht nur eine aus meiner Sicht höchst willkürliche Grenze zwischen erlaubten Hilfsmitteln und unerlaubten: Die einen Sportarten leben hauptsächlich von Ausrüstungstechnik, die andern von den Sportlern. Verzeihung, aber das ist einfach zu dünn. Jeder Sport lebt in erster Linie von den Sportlern, dazu habe ich oben schon Einiges geschrieben (etwa bzgl. Feder und Boll) und nur weil in manchen Sportarten große technische Unterschiede in der Ausrüstung einzelner Sportler bestehen, entscheidet auch dort längst noch nicht das Material, wer gewinnt. Es dreht sich immer zuallererst um die Leistungen des Sportlers. In der Formel 1 gewinnt nicht jeder, der im stärksten Auto sitzt, im Tennis gewinnt so gut wie nie der Spieler mit dem tollsten Schläger, im Fußball gewinnt nicht die Mannschaft, die die modernsten Schuhe und Bälle benutzt und im Radsport gewinnt nicht automatisch der, der das beste Rad fährt.
Anders herum benutzt jeder Sportler in jedem Sport technische Hilfsmittel, um noch bessere Resultate zu erzielen (siehe Beispiele von gestern und heute).
Was bewegt nun Marc und dich dazu, einzelne Sportarten herauszugreifen und zu “nicht technischen” Sportarten zu erklären, indem ihr einfach den bis vor kurzem topaktuellen Stand der Technik als erlaubtes Hilfsmittel betrachtet, jede weitere Innovation aber nicht mehr?
Ich kann wie gesagt mit der Unterscheidung leben, nur wüsste ich zu gern, worin der Unterschied besteht. Dein vages “das eine sind technische Sportarten, das andere nicht” erklärt diesen nicht. Da frage ich sofort “Ja gut, wenn das deine Meinung ist – aber warum sind das eine technische Sportarten und die anderen nicht?
Und falls du tatsächlich befürchtest, der Sport könnte von kommerziellen Interessen verdrängt werden, bist du wohl nicht mehr ganz auf dem Laufenden. Als Einstieg in die moderne Sportwelt empfehle ich dieses Weblog zu dem Thema als Einstieg. Ich empfehle dir, dich dort und auf die dort verlinkten Seiten in Ruhe umzuschauen. Du wirst feststellen, dass sich in den letzten 30 Jahren einiges in der früher so heilen, sauberen Sportwelt getan hat…
Der (formale) Unterschied ist, dass Sportarten wie Laufen, Schwimmen aber z.B. auch Ringen keine Sportgeräte benötigen, während Gerätesportarten wie Tennis oder Skifahren ohne Sportgerät gar nicht erst betrieben werden können: Laufschuhe oder Badehosen sind im Gegensatz zu einem Tennisschläger für die Ausübung des jeweiligen Sportes nicht nötig (und von mir aus könnten die Sportler auch barfuß und nackig antreten). Ist doch schön, dass es Sportarten ganz ohne Hilfsmittel (wie Ringen) gibt und Sportarten, die hauptsächlich vom technischen Fortschritt leben (wie die Formel 1).
Außerdem bleibt immer die Frage, wie weit die Technik gehen darf, ohne dass der Charakter der Sportart verändert wird. Natürlich kann ich im Drei-Millimeter-Neopren ins Wasser springen, mit Schnorchel und mit Flossen – aber ist das dann noch Schwimmen? Natürlich kann ich mir die Unterschenkel amputieren und durch federnde Prothesen ersetzen lassen – aber ist das dann noch Laufen?
Reglements muss es so oder so immer geben, und im Fall des Schwimmsports wurden die Anforderungen nun eben auf das Grundlegendste reduziert.
@Alexander
Bis auf die aus meiner Sicht irrige Behauptung, es gäbe Sportarten “die hauptsächlich vom technischen Fortschritt leben (wie die Formel 1)” (siehe meine Kommentare oben) verstehe ich deine Begründung gut. Ich persönlich ziehe weder das eine noch das andere vor, kann mir aber gut vorstellen, wie man mit dieser deiner Begründung Präferenzen haben kann.
Ich finde Christan W’s Ansichten gut. Was verändern denn technische Neuerungen? Den Spaß am Zuschauen? Bei mir nicht. Technischer Fortschritt und Sport gehören auf jeden Fall zusammen, denn beide haben das gleiche Ziel: Besser zu werden und zu optimieren. Ich finde das Verbot der Schwimmanzüge lächerlich. Guter Artikel, Ludmila.
Um mich auch nochmal kurz einzumischen und meine Argumentation von oben nochmal etwas klarer zu machen:
Eines der ehernen Prinzipien des Sports ist ja die Chancengleichheit (wenn wir einmal von der physischen Ungleichheit der Athleten absehen). Deswegen empören wir uns ja auch üblicherweise über Dopingvergehen, da hier ein Akteur gegen wesentliche Spielregeln verstößt. Und diese Spielregeln lauten: gleiche Ausgangsbedingungen für alle. (Die Frage ist nur, ob diese Ausgangsbedingungen nur synchron oder auch asynchron konstant gehalten werden.)
Das ist dann auch der Grund, weshalb es bestimmte Reglements (jeweils willkürlich durch die Sportverbände gesetzt und ggf. verändert) gibt. In den allermeisten Disziplinen geht es (und hier kommt mein Punkt!) dann allerdings lediglich darum, die Chancengleichheit zum einmaligen Zeitpunkt X (=Wettkampftag) sicherzustellen. Alle Teams oder Sportler, die an den Start gehen, müssen dieselben Ausgangsbedingungen haben. Und wenn die Vorgaben bzgl. der technischen Hilfsmittel von allen gleichermaßen eingehalten werden, dann soll es mir auch recht sein. Der sportliche Wettstreit lebt vom direkten Konkurrenzkampf der Akteure an einem bestimmten Ort und Zeitpunkt, alles andere interessiert nicht.
Das mag trivial klingen, ist es aber nicht. Denn es gibt eben Sportarten (wie Schwimmen oder Leichtathletik), in der es eine weitere, nämlich eine historische Dimension gibt. Denn zusätzlich zu den Konkurrenten, die gleichzeitig starten, tritt der einzelne Athlet auch in den Wettstreit mit allen Sportlern, die jemals die jeweilige Disziplin (nach den definierten Regeln) ausgeübt haben.
Konkret: wenn in 3 Wochen in Berlin die Leichtathletik-Weltmeisterschaften stattfinden und dort zum 400-m-Hürdenfinale aufgerufen wird. Dann gehen 8 Athleten an den Start (und wer als Erster durchs Ziel läuft, hat gewonnen…).
Aber (!) gleichzeitig haben sich die Sportler auch mit all den anderen Hürdenläufern vor Ihnen gemessen. Sind die Zeiten besser oder schlechter, als beim legendären 400-Hürden-Finale von 1987 in Rom, als Edwin Moses denkbar knapp vor Danny Harris und Harald Schmid ins Ziel kam? Diese Vergleichbarkeit ist nur dadurch gewährleistet, daß die Reglements sich in der Zeit nicht verändern und keine zusätzlichen Hilfsmittel zugelassen werden. Das gilt für die Leichtathletik und eigentlich auch fürs Schwimmen. Das ist eigentlich mein Punkt.
Eines der ehernen Prinzipien des Sports ist ja die Chancengleichheit (wenn wir einmal von der physischen Ungleichheit der Athleten absehen).
Siehst du, da ist schon die erste Einschränkung. Und da ich keine Regel kenne, nach der die Grenze zwischen zulässiger Ungleichheit der Wettkampfbedingungen schon bei körperlichen Unterschieden liegen muss und nicht erst bei der Bekleidung, der Ausrüstung oder dem Sportgerät, nehme ich mir das Recht heraus, sie für mich an anderer Stelle (bzw. eigentlich überhaupt keine) zu ziehen.
Ansonsten schließe ich mich Alexander an. 🙂
Auch gut. Dann nehme ich an, dass du mir die ganze Zeit das erklären wolltest, was Alexander schrub, ich es nur nicht richtig verstanden habe. Also alles Okay und ich habe es auch endlich verstanden.
0,1 m/s erscheint mir auch viel. Auf die 1min42s von Hr. Biedermann sind das 10,2 m. Das ist enorm!
Die Vergleichbarkeit über die Zeit wäre eine schöne Sache, sollte aber nicht dazu führen, daß man gesündere Sportgeräte ausschließt, und da ist die Vergleichbarkeit schon hin.
Die Sportler sind heute im Schnitt etwa 10 cm größer als vor 50 Jahren, auch da ist die Vergleichbarkeit hin.
Bei vielen Wettkämpfen im Freien kann es regnen, Rücken-, Seiten oder Gegenwind geben. Es gibt Hochlagen, wo die Sauerstoffaufnahme anders ist usw.
Den Einfluß klein zu halten, wo mit vernünftigem Aufwand möglich, z.B. in dem man die Größe der Schwimmanzüge begrenzt, finde ich gut. Aber Fußballqualifikationsspiele in Boliviens Hochlagen zu verbieten, weil die Spieler, die es nicht gewohnt sind, dort Schwierigkeiten haben, ist auch nicht richtig – Bolivien hat die Berge ja nicht dahin gebaut, um sich einen Vorteil zu verschaffen, und kompensatorische Maßnahmen wären ein Nachteil (Aufgabe des Heimvorteils).
Die hier angeführten Daten belegen eindeutig, dass Schwimmanzüge nicht den aktuellen Regeln entsprechen! Laut den DSV-WB §131 Abs.5 und den Fina-Regeln §10.7 sind alle Hilfsmittel, die der Geschwindigkeitsteigerung und/oder dem Auftrieb dienen verboten! Auch eine Steigerung um 0,1 m/s ist eine Steigerung! Die klare Aussage kann demzufolge nur lauten: Man muss sich entscheiden! Will man Schwimmanzüge, dann muss man sie als technisches Hilfsmittel entsprechend reglementieren oder sollen die Regeln so weitergelten, dann sind alle Schwimmer mit entsprechenden Anzügen zu disqualifizieren. Zur Zeit ist die Regellage eindeutig.
Wer die derzeitigen Schwimmwettkämpfe mit der Formel1 oder dem Segelsport vergleicht, muss beachten, dass es dort Regelwerke gibt, die die Hilfsmittel genau beschreiben. Weiterhin ist die Formel1 als Teil des Motorsports zu sehen. In der Formel1 darf auch keiner mit einem Kart mit fahren. Im Segelsport werden die olympischen Wettkämpfe auch in anderen Bootsklassen ausgetragen als im Admirals-Cup.
Schwimmen ist laut der aktuellen Regeldefinition puristisch und verträgt sich nicht mit Anzügen, die als technisches Hilfsmittel eingesetzt werden. Wer beim Schwimmen auf Technik setzen will, sollte dies mal beim Fin-Swimming-Verband versuchen. (Flossen-schwimmen) bleibt nur noch anzumerken, dass der Fin-Swim-Verband alle Schwimmanzüge verboten hat – dort kennt man sich wohl besser mit der Technik aus 😉 .
Das ist ja wirklich lustig hier. Ich bin durch die Suche nach “Schwimmsport” auf diesen Blog gestossen – Position 5 bei Googles Blog-Suche. Selten so eine ernsthafte Auseinandersetzung, sowohl der Autorin als auch der Kommentatoren, mit diesem Thema gesehen (und ich habe dazu schon einiges gelesen). Respekt!
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