Das nachfolgende Musikvideo hat auf den ersten Blick nichts mit Wissenschaft zu tun. Auf den zweiten Blick alles.
Vorsicht! Das ist neun Minuten lang und enthält nicht jugendfreie Sprache:
Tim Minchin live in der “Queen Elizabeth Hall” 2008.
Die wissenschaftliche Methode und die Grundpfeiler kritischen Denkens wurde selten so witzig und sarkastisch beschrieben. Und wer sich jetzt beschwert, dass Tim Minchin aber nicht nett ist…
Sorry Leute, wir hatten doch die Diskussionen mit solchen Typen hier auf den Scienceblogs jetzt sooo oft.
Diese Gläubigen stolzieren regelmäßig irgendwo rein und seilen mal eben alles ab, was sie so für wichtig und richtig halten. Selbst wenn die Konversation ursprünglich über ein ganz anderes Thema ging. Dann erwarten sie, dass alle anderen alles stehen und liegen lassen und sich gefälligst subito presto mit ihrem Standpunkt auseinanderzusetzen haben.
Selbst bei einem Kleinkind finde ich es leicht nervig, wenn die ihr Spielzeug in die Mitte werfen und erwarten, dass sie jetzt das Zentrum der Aufmerksamkeit zu sein haben. Bei erwachsenen Menschen ist das schlicht eine Zumutung.
Tja und dann passiert hier auf den Scienceblogs etwas Unglaubliches, Unerhörtes und was ganz, ganz Gemeines!
Seid Ihr bereit die schockierende Wahrheit zu hören?
Wirklich, wirklich bereit?
Dann kommt hier die ungeschminkte Wahrheit über den Diskurs auf den Scienceblogs.
Die meisten Leute hier nehmen sich die Zeit, gehen auf den Standpunkt im Detail ein, gleichen es mit dem ab, was sie wissen, haben vielleicht sogar einen Teilaspekt selbst getestet und erklären dann ganz genau, warum und weshalb sie damit nicht einverstanden sind.
Und das ist böse! Völlig inakzeptabel! Sachlich vorgetragene Argumente sind ja wohl das allerletzte.
Wir verschwenden Stunden unseres Lebens damit, darüber nachzudenken, was eine andere Person sagt und warum sie es sagt, schlagen Dinge auf Wikipedia nach, um ja nichts Falsches von uns zu geben, suchen nach guten Internetquellen, die unsere Argumente belegen und untermauern. Und? Erwidert die besagte Person diese Höflichkeit?
In den allermeisten Fällen: Klares Nein.
Es gibt dann verschiedene Strategien der anderen Seite:
a) Schmollen.
“Ihr wisst auch nicht alles, also lasst mir gefälligst meine Ignoranz.”
b) Totquatschen.
Es ist erstaunlich, wie es manche Leute schaffen, “hängt hat alles irgendwie miteinander zusammen” auf nicht weniger als 1000 Wörter auszuwalzen.
c) Irgendein anderer, der ja total toll ist oder war, hat das aber auch gesagt.
Ist es nicht erstaunlich, dass die Leute, welche lautstark behaupten, sie seien ja so total unabhängig und total tolle Querdenker, wenn es hart und hart kommt, sich nicht anders zu helfen wissen, als sich hinter den Rockschößen eines Über-Papas zu verstecken?
d) Haken schlagen.
“Guck mal! Ein fliegendes Schwein!”
Nach dem Motto: Oh Mist, lass uns mal von was anderem reden. Vielleicht vergisst er dann das ursprüngliche Thema.
e) abblitzen lassen.
“Glaub ich nicht! Du meinst doch nicht ernsthaft, dass ich den Links folge oder die gar lesen werde? Wozu auch! Ich weiß, dass ich recht hab. Ist doch nicht mein Problem, dass Du das nicht siehst.”
f) Trivialitäten von sich geben.
“Der Krug geht solange zu Wasser bis er bricht.” Hah! Jetzt hab ich es dem aber gegeben! Das muss mir mal jemand nachmachen-
g) Wiederholung.
“Vielleicht lösen sich ja die Gegenargumente in Luft auf und die Behauptung wird automatisch wahr, wenn ich hier das letzte Wort behalte.”
h) auf sie mit Gebrüll!
“Wah! Du hast mich beleidigt! Ich hab mein ganzes Leben darauf aufgebaut und Du sagst einfach, das ist nichts wert. Du hast doch sowieso Scheuklappen auf! Du würdest die Wahrheit (TM) noch nicht mal sehen, wenn sie Dir ins Gesicht springt.”
et cetera et cetera ad nauseam.
Ist eigentlich auch kein Wunder, dass die sich so gegen Argumente wehren. Wer sein Ego mit heißer Luft aufgepumpt hat, der reagiert auf jeden Kratzer – sei er noch so klein – empfindlich.
Aber mal Spaß beiseite. Höflichkeit usw. ist ja schön und gut. Aber ich finde nicht, dass man sich wirklich jeden Mist gefallen lassen muss, nur damit wir höflicher und ziviler erscheinen als diese Sturköpfe. Wir sind höflicher und ziviler. Immerhin gehen wir in den allermeisten Fällen einen Schritt weiter als Gläubige je bereit sind zu gehen: Wir hören zu und setzen uns damit auseinander.
Also ist bei mir beim dritten Austausch an Sätzen Schluss mit lustig. Dann zerreiße ich die Argumente dieser Leute in winzig, winzig kleine Konfetti-Schnipsel, damit andere Leute vielleicht besser erkennen, auf welcher Basis die Behauptungen stehen.
Danach fühl ich mich soviel besser als nach dem x-ten frustrierenden Versuch jemandem etwas beizubringen, der geschickt ausweicht, wenn man ihn mit Wissen bewirft.
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