Pons hat sich dieses Jahr selbst übertroffen. Der Verlag brachte folgende “Neuheiten” heraus: Diktate für Mädchen, Diktate für Jungs und sogar Textaufgaben für Mädchen und Textaufgaben für Jungs. Hört sich schon mal seeehr seltsam an.
Beworben wird das Ganze mit “Themen wie Freundschaften, Pferde, Meerjungfrauen wecken das Interesse von Mädchen.” *Würg* Pferde und Meerjungfrauen. Und was ist mit Mädchen wie mir? Die nie so auf diese Hanni und Nanni auf dem Reiterhof-Geschichten stand? War ich kein “richtiges” Mädchen, oder was?
Ich hab dann einen Blick ins Inhaltsverzeichnis der Textaufgaben für Mädchen geworfen:
Okaaaaay, also die Mädchen sollen Nägel lackieren und Schmuck basteln? So, so. Auf das die Mädchen schon früh auf kleine konsumgeile Modepüppchen getrimmt werden, bei denen vor allem das Äußerliche zählt.
Die Jungs dagegen:
Tja, die Jungs kriegen einen eigenen Hubschrauber und einen Roboter. Also lauter cooles technisches Zeugs. *Ironie*Ja klar, so kriegt man die Mädchen natürlich von der Überzeugung weg, dass Technik “was für Jung’s” sei.*Ironie aus*
Die Pressemitteilung von Pons dazu ist übrigens auch *äh* interessant.
„Wir wollen nicht altbekannte Klischees zementieren, sondern die Kinder da abholen, wo sie stehen”, sagt Sebastian Weber, Verlagsleiter PONS Selbstlernen.
Aber direkt im übernächsten Satz straft die eigene Pressemitteilung diesen Anspruch Lügen.
Wilde Jungs, die erst aktiv an ein Lernthema herangeführt werden, lösen anschließend bereitwilliger die nächsten Aufgaben konzentriert am Tisch. Gleiches gilt für Mädchen, deren Aufmerksamkeit vor allem über ihre Lieblingsthemen wie Pferde, Prinzessinnen und Mädchenfreundschaften gefesselt wird.
Wilde Jungs und kleine Prinzessinnen und Pferdeliebhaberinnen. Ja ne ist klar. Aber natürlich will Herr Weber gar nicht Klischees zementieren. Gar nicht überhaupt nicht. Wie kann man denn darauf kommen, dass die Charakterisierung von Jungs als “wild” und von Mädchen als “Prinzessinnen” auch nur irgendetwas mit Klischees zu tun haben könnte? Wieso nur?
Da werden sich die Jungs, die gar keinen Bock haben wild zu sein, und die Mädchen, die Prinzessinnen und Pferde doof finden, sich aber ganz doll freuen, dass jetzt auch Schulbücher ihnen bescheinigen, dass sie ja keine “richtigen” Jungs respektive Mädchen sind.
Apropos Schülbücher mit altbackenen Klischees. Ich hab da zu Hause in meinem Bücherregal was gefunden, was genau zu der Pons’schen *äh* Philosophie passt.
Ist das nicht ein tolles Bild? Die Schöne, welche ihren Zukünftigen untertänigst anhimmelt, der sich bemüht in den Stand der Ehe zu kommen. Vielleicht mag das Pons für die Schulbücher etwas älterer Schüler verwenden? Passt doch toll ins Konzept, findet Ihr nicht auch?
Hab ich aus dem Buch “Elektrotechnik in Bildern” von G. Büscher. Aus dem Jahr 1943.
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