Locker-flocking geht es direkt weiter. Mit einem lustigen kleinen Video.
(gefunden via Science-meets-society)
Der arme Kerl 😉
Das Video ist aber der ideale Aufhänger, um mal so ein bisserl Küchenphilosophie in Sachen wissenschaftlicher Erkenntnistheorie zu betreiben. Der Forscher im Video macht es völlig richtig.
1. Er kommt an, weil er neugierig ist.
Neugier ist schon mal super. Egal, worum es geht: Pinguine, Regenwürmer, Elementarteilchen…Man weiß nie, was sich daraus entwickelt. Sonst bräuchte man nicht zu forschen, nicht wahr?
2. Er kriegt am Rande mit, dass da was los ist.
Intuition und Kreativität sind auch in unserem Beruf gefragt. Oder auch einfach Glück. Unerwartet kommt oft.
3. Teste es und versuche es zu belegen!
Erst ab diesem Schritt kann man wirklich von Wissenschaft sprechen. Es kann ja sein, dass man sich in Schritt 2 vertan hat. Kein Mensch ist unfehlbar. Vielleicht erlauben sich auch ein paar Kollegen einen Scherz mit dem armen Forscher. Wenn man so lange an einem der abgelegensten Orte der Welt mit immer denselben paar Leuten ausharren muss, kommt man schon mal auf komische Ideen. Hab ich mir sagen lassen 😉
Ihr schickt ja auch kein Geld nach Nigeria, weil Ihr Emails von nem Typen bekommt, der Euch eine saftige Belohnung verspricht, wenn Ihr ihm bei irgendwelchen Banktransaktionen helft. Hand auf’s Herz! Ein vernünftiger Mensch will dann auch zuerst irgendeine Garantie sehen.
Dennoch fallen jedes Jahr Leute auf diese billige Masche herein. Weil sie es wirklich, wirklich wollen, dass es wahr ist. Der Mensch neigt nun man mal dazu, sich die Dinge so zurechtzubiegen, dass sie in sein liebgewonnenes Weltbild passen. Forscher sind natürlich auch Menschen und dafür anfällig. Aber im Regelfall werden sie im Laufe Ihres Studiums, spätestens in der Masterarbeit, mit dieser Diskrepanz zwischen Weltbild und Realität konfrontiert und lernen daraus.
Kritik – Selbstkritik und Kritik von außen – sind in unserer Arbeit absolut unabdingbar. Diese muss aber eine Grundlage haben.
Diese Grundlage sind Tests und nachvollziehbare Dokumentation. In unserem Gewerbe sind das insbesondere die Fachzeitschriften. Ich hab schon selbst das nachgebaut, was andere in ihren Papern beschrieben haben. Und das ohne die Source-Codes der Kollegen zur Hand zur haben. Selbst in dem Fall, wo das Paper einfach nur beschissen geschrieben war und man bestenfalls erahnen konnte, was da gemacht wurde, hab ich mir auf ner Konferenz den Typen gekrallt, der die Software geschrieben hat.(1) Er war mehr als glücklich, mit mir über seine Software fachsimpeln zu können, weil sich nämlich sonst keine Sau dafür interessierte. Ich weiß jetzt trotz mangelhaftem Paper, was der Kollege gemacht hat, und der Kollege wiederum wurde von mir auf ein paar Probleme gestoßen, an die er gar nicht gedacht hat. Sowas nennt sich wohl eine win-win-Situation.
4. Ich hab aber keine Belege. Menno.
Schritt 3 ist natürlich manchmal ätzend. Es kann extrem langweilig und frustrierend sein. Es kostet Arbeit, Arbeit und nochmal Arbeit. Man kann 99 mal dran scheitern und erst beim 100ten Mal klappt es. Klar, die Versuchung ist groß, genau an dieser Stelle zu schludern und das zu überspringen und zu rufen “Das ist so! Glaubt mir! Ich weiß es genau”
Aber schummeln gilt nicht!
Stattdessen gibt es nur eins zu sagen und das auch noch passend zu der Jahreszeit:
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(1) Und es war nicht der Erstautor. Ich weiß genau, warum das Paper so schlecht geworden ist. Es wurde von dem Vorgesetzten geschrieben, der meinte, nur weil er ab und an mal von seinem Post-Doc beschrieben bekommen hat, was er da macht, könnte er darüber ne Veröffentlichung schreiben.
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