Der Flyby war erfolgreich.


Animation des Flybys. (Sorry, kann’s nicht einbetten.)

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Bild (ESA/ESOC Flight Dynamics team): Mars Express, Mars und Phobos kurz vor dem gestrigen Rendezvous.

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Bild (ESA): Einstein hatte doch Recht 😉 Ne, im Ernst ohne RelativitĂ€tstheorie geht bei unserer Arbeit nichts. Wir mussten bei der gestrigen Messung einberechnen, dass die Funkwellen gestern genau 6 1/2 Minuten brauchten, um vom Mars auf der Erde anzukommen. Die so genannte One-way-Lighttime. Will man was hinsenden und der Antwort lauschen, dann muss man das Doppelte, die Two-Way-Lighttime, abwarten.

Ich hab ĂŒbrigens die ersten Daten vom Flyby bereits gesehen, darf hier aber natĂŒrlich nichts zeigen. Streng geheim! *pscht* 😉 Aber eins darf ich wohl sagen: Scheiße, sehen die Daten gut aus. Sehr gut sogar. Das gibt ein schönes Paper, ĂŒber das ich natĂŒrlich in gegebener Zeit berichten werde.

Ein Kollege hat mir außerdem erzĂ€hlt, was so in den klassischen Online-Medien stand. Spiegel-Online hat folgenden Schwachfug von sich gegeben: “So nahe wie nie ist die europĂ€ische Raumsonde “Mars Express” am geheimnisvollen Marsmond Phobos vorbeigeflogen – und hat doch kein einziges Bild von ihm gemacht

*Seufz* Da ist sie wieder, die Fixierung auf “hĂŒbsche Bildchen”. Da war wohl jemand enttĂ€uscht und hat sich nicht fĂŒr erwĂ€rmen können, wofĂŒr der gestrige Flyby eigentlich gut war. Tja, Wissenschaft erschöpft sich nicht in hĂŒbschen Bildchen, sondern liefert noch viel, viel mehr. Nur im Gegensatz zu den hĂŒbschen Bildchen muss man bei wissenschaftlichen Erkenntnissen, die in anderer Form vorliegen (wie eben bei uns ĂŒber den Dopplereffekt der Funkwellen), ein bisschen denken und recherchieren. Das bedeutet natĂŒrlich Arbeit und wenn man das nicht von der PR-Seite haarklein und journalistengerecht aufarbeitet, kommt anscheinend so was bei rum. Ja, ich weiß, die haben alle keine Zeit und der Mehraufwand wird nicht bezahlt, so dass die mehr oder weniger dazu gezwungen sind PR-Meldungen abzuschreiben. Ätzend finden kann ich es trotzdem.

P.S.: Am 7. MĂ€rz gibt es hĂŒbsche Bildchen. Dann dĂŒrfen die Kollegen aus Berlin mit ihrer HRSC-Kamera ran. Nur ein bisschen Geduld!

Kommentare (16)

  1. #1 Eviop
    MĂ€rz 4, 2010

    Gibts da sowas wie eine Vertragsstrafe, wenn man was ausplaudert? 🙂

  2. #2 Astrotux
    MĂ€rz 4, 2010

    Übrigens, richtig gute 3D-Bilder der HRSC-Kamera gibt es bei uns in der Show Mars in 3D zu sehen. Lohnt ich also mal nach Laupheim zu kommen.

  3. #3 Telaara
    MĂ€rz 4, 2010

    Man liest ja auch keinen “Spiegel” (schon gar nicht die unsĂ€gliche Online-Variante). Die dpa-Meldung war doch ganz okay und recht ausfĂŒhrlich, auch wenn dort als Grund fĂŒr keine Fotos nur der Vorbeiflug an der Nachtseite genannt wurde.

  4. #4 olli
    MĂ€rz 4, 2010

    Hihi, schönes Bild – die Two Way Light Time betrĂ€gt also 12min und 60sec?! (-;

  5. #5 Lars Fischer
    MĂ€rz 4, 2010

    Ich geb mal’n Tipp ab: Eisenreicher massiver Kern und außen rum ein paar Kubikkilometer Regolith. Zweimal klopfen bedeutet ja. 😉

  6. #6 Newton
    MĂ€rz 4, 2010

    Tsts, liege ich jetzt falsch wenn ich sage, dass wenn man ein wenig hier rum gelesen hat, dass ganz bestimmt kein eisenreicher massiver Kern zu erwarten ist?
    Oder war das ein Gag, den ich durch herumlesen nicht mitbekommen habe?

    Naja, ich bin mal gespannt was dabei herauskommt.

  7. #7 Ludmila
    MĂ€rz 4, 2010

    @Newton: Du liegst genau richtig. Eisenreicher Kern wĂ€re schon sehr ungewöhnlich. Aber wer weiß, was die Daten letztendlich zeigen.

  8. #8 rolak
    MĂ€rz 4, 2010

    Darf ich dem unteren Bild entnehmen, daß die Multiplikation von jemand aberglĂ€ubischem gemacht wurde? 😉

  9. #9 Stargazer
    MĂ€rz 5, 2010

    Ohne meine Kollegen *hrmpf* von SpOn in Schutz nehmen zu wollen, ich kann vielleicht erklÀren, wie sowas zustandekommt.

    Da sitzt so ein Redakteur, delegiert an irgendeinen seiner Untergebenen (evtl. einen “Freien”, der so frei ist, kein Geld zu sehen, wenn er nicht was Veröffentlichenswertes prĂ€sentiert): “Hey, wir mĂŒssen was zu diesem Flyby machen! So aktuell wie möglich!”
    Der Journalist, ĂŒblicherweise nicht direkt vom Fach, aber (FALLS fĂ€hig in seinem Beruf) in der Lage, sich schnell einen Überblick zu verschaffen, googelt also mal kurz, schreibt vor & nach dem Flyby zusammen, was es zum Thema zu sagen gibt, gibt seine Ergebnisse beim Redaktur ab.
    Redakteur: “Was ist mit der Raumstationhypothese? Können Sie das nicht irgendwo reinbringen?”
    Schreiberling: “Nee, ist totaler Bullshit, können wir nicht machen.”
    Redakteur: “Dann brauchen wir wenigstens spektakulĂ€re Bilder, sonst liest das keine Sau.”
    Schreiberling schaut sich im PR-Angebot zu der Mission um, ruft evtl. sogar in der Presseabteilung an, muß aber feststellen, daß es einfach keine Bilder gibt.
    Damit hat er einige Zeit vertrödelt, und im Endeffekt schreibt er seinen Frust dann in diesen dÀmlichen Satz.

    (Dies ist natĂŒrlich ein rein hypothetisches Szenario, aber so KÖNNTE es gewesen sein.)

  10. #10 Albert Heller
    MĂ€rz 7, 2010

    Speigel-Online schreibt leider sehr oft Unfug zusammen, wenn es um Wissenschaft geht.

  11. #11 Daniel Schiller
    MĂ€rz 10, 2010

    Auf den Medien rumhacken? Kann man zwar machen (heute beim gegenseitigen Abschreiben … aus Wikipedia), ist aber nur eine Seite der Medaille. Warum gehen ESA und die Institute nicht mal offensiv vor? Selbst vorab berichten, aktuell von den Ereignisses Meldungen senden, Pressekonferenzen zu anstehenden Höhepunkten? Wenn man sich selbst kĂŒmmert, wird einem auch nicht so schnell das Ruder aus der Hand genommen … So darf man sich nicht wundern wenn es keinen interessiert, die Begeisterung fehlt und eine Vision europĂ€ischer Raumfahrt weit und breit nicht zu erblicken ist … und am Ende “Euch” das Geld gestrichen wird.

  12. #12 Ludmila
    MĂ€rz 10, 2010

    @Daniel: Sorry, in diesem Fall kann man der ESA keinen Vorwurf machen. Die haben gebloggt, die haben getwittert, die haben Pressemitteilungen rausgehauen. Es gab nur eben keine bunten Bildchen, weil solche Messungen eben keine bunten Bildchen erzeugen. Ich hab es oft genug erlebt, dass Medien unseren PR-Output schlicht ignoriert haben. Medien filtern eben danach aus, was sie meinen, was die Leute interessiert.

    Es ist ĂŒbrigens mehr als ein bisschen lĂ€cherlich, in einem Blog, der nur darum geht, wofĂŒr europĂ€ische Planetenforschung gut ist, sich ĂŒber fehlende Visionen und mangelnde Kommunikation zu beschweren.

    Die ESA hat ĂŒbrigens das “Cosmic Vision” Programm online stehen. Einfacher geht es kaum, sich zu informieren. Haben Sie auch nur fĂŒr 5 Minuten mal die ESA Homepages angesehen? Oder worauf ist Ihr Urteil von den angeblich fehlenden Vision gegrĂŒndet?

    Wenn man aber natĂŒrlich meint, dass sich Journalismus darin erschöpft, darauf zu warten bis solche Sachen mundgerecht und vorgekaut in den Mund hineinfliegen, dann verliert natĂŒrlich die ESA. Die haben nun mal kaum Geld fĂŒr Lobbyarbeit. Wissenschaft hat allgemein kaum Geld fĂŒr Lobbyarbeit sondern ist immer unterfinanziert.

    Ich sehe daher die Situation genau umgekehrt als Sie. Ich finde angesichts unsere sehr begrenzten und teilweise sogar nicht vorhandenen Ressourcen machen wir alle (ESA, beteiligte Wissenschaftler) einen verdammt guten Job. Immerhin kommt mal was in der Tagesschau und auf Spiegel Online. Ist zwar nicht perfekt, aber man schreibt/redet doch drĂŒber.

    Es sei denn natĂŒrlich Sie wĂŒnschen sich das WettrĂŒsten zwischen den Sowjets und den USA fĂŒr die erste Mondlandung herbei. Das hieße aber wirklich Äpfel mit Birnen zu vergleichen und hatte mit Wissenschaft in Wahrheit nur am Rande zu tun. (Schnell! Wieviele der Apollo-Astronauten waren ausgebildete Wissenschaftler?)

  13. #13 Daniel Schiller
    MĂ€rz 11, 2010

    @Ludmila
    Vorweg: ich bin kein Journalist. Aber ich verfolge Raumfahrt sehr intensiv, nicht nur als Hobby. Ich sehe die Situation daher aus der Sicht von Raumfahrtenthusiasten, Fans und Wissbegierigen. Wenn ich mir die Berichte und Meldungen der NASA zu den Missionen anschaue und wie die Institute dort berichten, dann ist das noch weit weit vor den Berichten der ESA. Die Website der ESA finde ich dabei leider auch sehr uninformativ, ich bin jeden Tag auf ihr. Wenn Meldungen zu Rosetta, und seien es nur Statusupdates, Wochen nach einem “operations event” als kleine Notiz auftauchen, dann ist das kein Vergleich zu Berichten ĂŒber StarDustNext, Cassini oder Messenger.
    Mit dieser traurigen EinschĂ€tzung stehe ich auch nicht alleine. Sehr regelmĂ€ĂŸig stellen wir diesen qualitativen Unterschied fest.
    Ich stimme zu, bei MarsExpress war die aktuelle Flybykampagne ein guter Schritt mit dem Blog.

    btw, von WettrĂŒsten und Äpfel-Birnen-Vergleichen habe ich nirgends gesprochen, aber wenn es sein muss, um der Rhetorik GenĂŒge zu tun und die Testfrage zu beantworten: Harrison Schmitt

  14. #14 Daniel Schiller
    MĂ€rz 11, 2010

    Hallo nochmals,

    es geht nicht um einen Vorwurf an die Wissenschaftler und direkt Beteiligten. Es fĂ€llt nur ein großer Unterschied in der Öffentlichkeitsarbeit und -wahrnehmung zwischen ESA und NASA auf. Es ist bezeichnend wenn in Online-Raumfahrt-Communities ausfĂŒhrlich ĂŒber amerikanische Missionen berichtet und diskutiert werden kann, eben weil Meldungen und auch Bilder kommen, die dann alle paar Wochen mit einem interessanten und detaillierteren Bericht zu neuesten Ergebnissen gewĂŒrzt werden. Wenn schon die ausgesprochenen “Freunde der Raumfahrt” die Öffentlichkeitsarbeit der ESA sehr skeptisch sehen, wie soll es dann beim Rest der Gesellschaft sein?

  15. #15 Ludmila
    MĂ€rz 11, 2010

    @Daniel Schiller: Du bellst den falschen Baum an. Ich wĂŒrde Dich doch bitten, einen Brief an die ESA oder DLR ganz offiziell aufsetzen, dass das alles immer noch viel zu wenig ist.

    Ich bitte und bettle sehr oft an verschiedensten Stellen nach Material, nach Geld, nach Leuten. Ich schreib hier in meiner Freizeit. Ich bin selbst mehr als genug frustriert darĂŒber, wie wenig dabei rumkommt. Ich bin schon schnorrend durch diverse DLR-/ESA-Zweigstellen gerannt, um Material fĂŒr PR-Veranstaltungen hier an der Uni zusammenzukriegen. Ich hab mein eigenes Geld investiert, um zumindest ein kleines optisches Instrument hinzusetzen etc. pp. Was soll ich denn Deiner Meinung nach noch tun?

    Außerdem musst Du auch einfach mal sehen, dass man ESA und NASA kaum vergleichen kann. Woher kommt der große Unterschied im PR-Output? Weil die NASA 100mal soviele Leute in der PR sitzen hat. Und warum hat die NASA soviel Leute in der PR?

    a) Weil zum einen die NASA eine nationale Agentur ist. Die ESA ist ein europÀisches Projekt, wo unterschiedliche und gegensÀtzliche Interessen auch politischer Natur eine Rolle spielen. Zudem konkurriert die ESA mit den nationalen Raumfahrtinstituten um Ressourcen und Aufmerksamkeit.
    b) Der PR-Apparat ist noch ein Überbleibsel aus der WettrĂŒsten-Phase zur Mondlandung, als man aus politischen GrĂŒnden da jede Menge Geld einpumpte. Auch wenn heute die Politik nicht mehr so dahinter steht, so ist es doch verstĂ€ndlich, dass ein PR-Apparat einmal aufgebaut, relativ leicht am Laufen gehalten werden kann. Die ESA dagegen hatte niemals solchen RĂŒckenwind. DMan kann nun mal so etwas kaum aus dem Nichts stampfen.
    c) Dass sich hier die Katze irgendwo selbst in den Schwanz beißt, weiß ich selber. Aber letztendlich sieht die simple Wahrheit so aus: Wissenschaft und auch Raumfahrt war und ist schon immer in den Augen vieler Leute Gedöns gewesen. Es sei denn, man kann damit sein Image aufpeppen oder Kriege gewinnen oder sonstwas, was politisch irgendwie Sinn macht. Ist doof, ist aber so.
    d) Klar, ich verstehe, dass Euch das draußen egal ist, dass wir hier unbezahlt Überstunden leisten und mit einer Winz-Mannschaft manövrieren. Aber ich mach hier wirklich mehr als genug, um das zu Ă€ndern. Ich kann Dich nur nochmals bitten, bei Politikern und DLR- und ESA-Offiziellen Beschwerde einzulegen.

  16. #16 Daniel Schiller
    MĂ€rz 11, 2010

    Hallo, es war ja kein “Angriff” an dich, oder gar eine Forderung. Dass die wirklichen Leute vor Ort begeistert und motiviert sind, sehe ich selbst auch. Ich hatte mich wahrscheinlich etwas provokant ausgedrĂŒckt. Mir ging es ursprĂŒnglich nur darum, dass das Schimpfen auf die schlechte/falsche Berichterstattung der Medien, mit vorschnellen SchlĂŒssen und unscharfen Aussagen, eben zu kurz greift. Die Medaille hat nun mal (mindestens) zwei Seiten.
    Dass der simple NASA vs. ESA-Vergleich der Wirklichkeit nicht gerecht wird, ist mir auch klar, aber ebenso auch die einfache Argumentation mit Krieg und WettrĂŒsten. Die NASA hat in der (öffentlichen) amerikanischen Gesellschaft einen ganz anderen Stellenwert als “unsere” ESA. WĂŒrden bei uns die Medien aufschreien, wenn das Ende des (noch zu fliegenden) Rovers ExoMars angekĂŒndigt wĂŒrde (als Parallele zu den beiden MERS)? Wohl kaum … Die NASA kann hier als Beispiel gelten, wie Raumfahrt in der Öffentlichkeit implementiert und auch “inszeniert” werden kann.

    So … das soll’s dann gewesen sein ;-).