Auf den Wunsch eines Lesers hin, hier mal eine kleine Einführung in die wunderbare Welt der Transits extrasolarer Planeten.

Transit? Was is’n das?


Video: Antonio Cerezo, Pablo Alexandre, Jesús Merchán, David Marsán (www.aerlig.es)

Aufnahmen des Planeten Venus, wie er vor unserer Sonne herzieht.

So etwas ähnliches machen extrasolare Planeten vor ihrem eigenen Zentralstern auch. Nur können wir das so direkt wie bei der Venus nicht sehen. Indirekt aber schon, wenn wir die Helligkeit des Sterns fest im Blick halten:

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Animation. Hans Deeg, Instituto de Astrofísica de Canarias

Aber das funktioniert natürlich auch nur dann, wenn wir die Bahn des Planeten für unsere Sichtverhältnisse günstig liegen. Wir brauchen also Glück, um auf diese Weise einen Planeten aufzuspüren. Dieses Glück – also die Wahrscheinlichkeit – einen Planetentransit zu sehen, lässt sich tatsächlich berechnen.

Das Glück ist mit den Suchenden

Wir gehen zunächst davon aus, dass es keinen Grund gibt, warum Planeten eine bestimmte Ebene bei ihrer Bewegung um ihren Zentralstern bevorzugen sollten. Die Neigung der Bahnebene kann also von uns aus gesehen, alle möglichen Winkel annehmen. Wie muss aber die Neigung aussehen, damit wir überhaupt einen Planetentransit sehen können.

Das folgende Bild soll es mal verdeutlichen:

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(Bild: Mit Hilfe von Inkscape und OpenClipArt erstellt.)
Das Bild kann durch Anklicken vergrößert werden. Wir befinden uns in etwa y Entfernung von einem Stern (1). Ein Planet kreist in der horizontalen Ebene in Entfernung a um diesen Stern. Wir sehen den Planeten aber nur dann vor seinem Stern vorbeiziehen, wenn die Neigung der Bahnebene gamma dieses extrasolaren Planeten gegen unsere Sichtlinie im grauen Bereich liegt.

Wenn wir die Bahnebene um 90 Grad drehen würden, dann läge der graue Bereich außerhalb unseres Sichtfeldes. Dafür wären aber außerirdische Astronomen, die senkrecht zu uns auf das Planetensystem schauen könnten, in der Lage den Transit des Planeten zu sehen.

Sollten wir es tatsächlich mal schaffen, Funkkontakt zu einer anderen außerirdischen Zivilisation aufzunehmen, wäre es irgendwann sicherlich interessant die Listen extrasolarer Planeten zu vergleichen. So neben diversen anderen Dingen natürlich 😉

Das Verhältnis zwischen der gesamten Kugeloberfläche (aller möglichen Sichtpunkte in Entfernung y) und des kleinen Segmentes innerhalb der beiden weißen Kreise (die möglichen Sichtpunkt in Entfernung y, für die ein Transit sichtbar wird) ist dann:

Dabei ist:

und

Wenn wir das einsetzen und berücksichtigen, dass y sehr viel größer als a ist, dann erhalten wir für unsere Transitwahrscheinlichkeit ganz einfach:

Die Spitze eines Eisberges. Aber was für eine!

Die Wahrscheinlichkeit um einen Stern von der Größe unserer Sonne einen Planeten zu “sehen” bei etwa 0.5%. Besser wird es für Planeten, die näher dran sind an ihrem Stern. Wenn wir Planeten im Abstand von 0.1 AU von ihrem Stern sehen wollen, dann sehen wir immerhin 5% aller prinzipiell möglichen Planetensysteme dieser Art.

Zum Glück gibt es sehr viele Sterne da draußen und von daher haben wir gute Chancen überhaupt was zu sehen. Im Moment zählen wir bei CoRoT 15 entdeckte Planeten. Die über die Transitmethode entdeckten Planeten sind daher natürlich nur die Spitze eines riesigen Eisberges.

Da wir aber in der extrasolaren Planetenforschung erst ziemlich am Anfang stehen, ist jeder gefundene Planet wertvoll. Außerdem können wir aus Transits jede Menge anderer Sachen sehen, die bei anderen extrasolaren Planeten, die keine Transits zeigen, nicht so einfach herauszukriegen sind. Insofern ist diese Spitze besonders wertvoll für uns Planetenforscher. Es ist sozusagen die Speerspitze der Forschung ins Neuland der extrasolaren Planeten.

Aber dazu demnächst mehr.
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(1) Hier stecke ich schon die Bedingung hinein, dass die Entfernung y sehr viel größer als die Enternung a ist. Für extrasolare Planeten ist das immer gegeben. Schließlich ist der nächste Stern Proxima Centauri 4,2 Lichtjahre von uns entfernt. Wir sehen vornehmlich Planeten in Abständen von wenigen Astronomischen Einheiten oder Bruchteilen davon. 1 Lichtjahr ist etwa 60 000 AE. Passt also.

Kommentare (9)

  1. #1 ZielWasserVermeider
    August 17, 2010

    Mal ne doofe Frage: kann man bei anderen Sonnen eigentlich den Winkel erkennen in welcher die Rotationsebene zu unserem Beobachtungsposten steht?…. ich meine ohne, daß gerade ein zugehöriger Planet einen Transit macht?

    Gruß
    Oli

    Animation. Hans Deeg -> sollte der verdunkelnde Planet da nicht eher einen Bogen über die Sonne machen? …. Ist sonst ein

  2. #2 Anne
    August 17, 2010

    ZielWasserVermeider·

    Animation. Hans Deeg -> sollte der verdunkelnde Planet da nicht eher einen Bogen über die Sonne machen? …. Ist sonst ein

    Einen Bogen würdest Du nur sehen wenn Du als Beobachter mindestens innerhalb des beobachteten Systems wärst und den Transit ober- oder unterhalb der Bahnebene beobachten würdest. Wenn ich mich nicht irre darfst Du dafür nicht weiter entfernt sein als 2r der Bahnlaufbahn des beobachteten Planeten (damit bin ich mir aber nicht sicher ob selbst das nicht schon zu weit weg ist).

  3. #3 schlappohr
    August 17, 2010

    Ich hab auch ne doofe Frage:

    Was nutzt uns die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen Planeten eines Sterns durch Bedeckung finden können? Sie sagt doch nichts über die Wahrscheinlichkeit der Existenz eines Planeten aus. Hilft die Wahrscheinlichkeit irgendwie bei der Auswahl eines Kandidaten, außer, dass wir bevorzugt bei großen Sternen suchen sollten?

  4. #4 ZielWasserVermeider
    August 17, 2010

    @schlappohr

    Wenn man bei … sagen wir mal 50% der Sonnen die wir durchforsten Planeten durch Bedeckung finden, dann kann man sehr gut annehmen, daß es bei den Sonnen deren Ausrichtung eine Bedeckung nicht sichtbar lassen würde mit 50%er Wahrscheinlichkeit Planeten gibt(grobe Darstellung). Darum auch meine Frage ob man die Rotationsebene(ich nenn mal so die Ebene wo sich, wie in unserem SSsys die Planeten normalerweise bewegen)
    bei anderen Sonnen feststellen kann.

    @Anne
    Na ja … die Animation sieht ja in etwa aus, als wenn man im System wäre.

    Gruß
    Oli

  5. #5 Anne
    August 18, 2010

    ZielWasserVermeider·
    17.08.10 · 21:53 Uhr

    @Anne
    Na ja … die Animation sieht ja in etwa aus, als wenn man im System wäre.

    Die Animation sieht aus wie eine Animation mehr nicht. Genauso gut könntest Du sagen sie sieht aus wie das, was man sehen würde, wenn man mit einem extrem guten und unmöglichen Spiegelteleskop eine Sonne von unserem Sonnensystem aus direkt beobachten könnte und einen Transit sehen würde. Die Animation hat nur den Zweck zu verdeutlichen was die Daten zeigen.

  6. #6 noch'n Flo
    August 18, 2010

    “Wir befinden uns in etwa y Entfernung von einem Stern”

    Lt. Grafik ist y aber unser Abstand zum fraglichen Planeten, wobei dieser Unterschied aufgrund y>>a natürlich zu vernachlässigen ist (O.K., ich bin heute Morgen wieder zu penibel).

    Wo liegen eigentlich die Grenzen dieser Methode? Ab wann wird die Entfernung des Sterns zu gross, um noch zuverlässige Messungen vorzunehmen? Wie wirken sich dabei Grösse und Leuchtkraft des Sterns aus?

  7. #7 Ludmila
    August 18, 2010

    @ZielWasserVermeider: In der Regel kriegt man die Kippung der extrasolaren Planetenebene tatsächlich nicht heraus. Das ist einer der großen Vorteile der Transitmethode. Grundsätzlich könnte es noch die Astrometrie-Methode, aber die entwickelt sich gerade erst. Die ersten Entdeckungen sind da noch heiß umstritten.

    @Anne & ZielWasserVermeider: Schaut Euch doch die Aufnahmen des Trabsits oben von der Venus in unserem Sonnensystem an! Viel näher kann man schon gar nicht sein. Und? Sieht man da einen Bogen? Nein. Weil schon in unserem Sonnensystem die Entfernungen so groß sind, dass Kreisbögen wie Geraden erscheinen. Hab ich oben in meine Ausführungen auch klammheimlich reingesteckt 😉

    @schlappohr: Es hilft zum einen bei der Auswahl von Sternenfeldern bzw. für die Planung von Missionen. Wobei aber kleine Sterne bevorzugt werden. Nicht große. Zum Glück zählen sonnenähnliche zu den Zwergsternen 😉 Das erkläre ich aber dann im nächsten Post, warum das so ist.

    Zum anderen sind wir aber natürlich daran interessiert, wieviele Planeten einer bestimmten Sorte wohl insgesamt da draußen rumschwirren. Insbesondere, wenn man das mit Planeten vergleicht, die mit der Radialgeschwindigkeiten gefunden wurden. Da wissen wir zwar nicht, welche Kippebene die Bahnen haben. können aber davon ausgehen, dass hier ein viel größerer Winkelbereich abgedeckt wird.

    @noch’n Flo: Dazu erzähl ich dann im nächsten Post mehr. Ich bitte um ein bisschen Geduld, weil das in den Kommentaren den Rahmen sprengen würde.

  8. #8 Franz_F
    August 19, 2010

    Hallo Ludmilla!

    Danke für den ersten Teil dieses Themas. Gespannt warte ich schon auf die nachfolgenden Beiträge.
    Mich würde auch interessieren, etwas über aktuelle Technik hinter den Messmethoden zu erfahren CCD’s ect. (Wieviele Pixel hat z.B. CorRoT, in welchen Wellenlängen messen die, Scheint ein Stern immer genau auf ein “Pixel”? Oder auch auf mehrere? Oder umgekehrt kann es sein dass 2 Sterne eine Pixel treffen – was ist dann?)
    Also wenn du oder ein Kollege dfür Zeit findet hier etwas aus dem Nähkästchen zu plaudern, wäre das sehr interessant.
    lg
    Franz

  9. #9 Ludmila
    August 19, 2010

    @Franz F: Uiii, noch mehr Ideen. Ich glaub das wird eine x-teilige Serie 😉