Ich hatte hier bereits berichtet, dass wir (1) an Bord von Mars Express mit dem Radio-Instrument MaRS den Marsmond Phobos letztens genauer untersucht haben.
Unsere ersten Ergebnisse stützten bereits die Hypothese, dass Phobos aus einer Trümmerwolke enstanden sein könnte. Nun bekommt dieses Ergebnis Schützenhilfe von anderen Teams.
Sowohl auf Mars Express wie auch auf der inzwischen verschollenen NASA-Sonde Mars Global Surveyor wurden Aufnahmen des Marsmondes im infrarot angefertigt und das Licht in ihre einzelnen Farbkomponenten aufgeteilt und deren Stärke vermessen. Es wurde also das aufgenommen, was Physiker ein Spektrum nennen. Daraus lässt sich wieder ablesen, welche Minerialien an der Phobosoberfläche lagern. Denn diese hinterlassen einer Art Fingerabdruck im Spektrum.
Dr. Giuranna vom Istituto Nazionale di Astrofisica in Rom berichtete auf der diesjährigen Europlanet-Konferenz in Rom, dass sie dabei zum ersten Mal Schichtsilikate gefunden haben. Insbesondere nordöstlich vom Stickney-Krater, dem größten Einschlagskrater auf Phobos.
Bild (DLR, HRSC, Neukum): Phobos aufgenommen von der deutschen HRSC-Kamera. Der Stickney-Krater ist links deutlich zu sehen.
Schichtsilikat sind aber eher untypisch für Asteroide. Wir erinnern uns, ursprünglich wurde die Hypothese favorisiert, dass es sich bei Phobos und Deimos um eingefangene Asteroide handelt. Die bestehen aber eher aus Chondriten. Die Entstehung von Schichtsilikaten benötigt dagegen die Präsenz von flüssigem Wasser und eine Hitzequelle.
Es handelt sich hier um Gestein, das zwar wie alles in unserem Sonnensystem aus dem ursprünglichen Rohmaterial bildete, aber seitdem ganz schön viel erlebt hat. Es wurde sozusagen bereits massiv durchgeknetet, während das Gestein in Asteroiden halbwegs ursprünglich ist – wenn auch hier Strahlung und Kollisionen ihre Spuren hinterlassen haben. Am ursprünglichsten sind wohl noch die Kometen. Die enthalten noch flüchtige Elemente, welche die Asteroiden längst verloren haben.
Die Schichtsilikate sind dann entweder bei den Kollisionen mehrerer größerer Asteroide im Marsorbit “gebacken” worden oder aber die Schichtsilikate waren bereits in einem größeren Mutterkörper enthalten. Dabei hätte es sich aber um einen vollständig differenzierten kleinen Planetoiden handeln müssen. Differenziert heißt in dem Fall, dass Eigengravitation und Hitze für eine Trennung der schweren und leichten Elemente sorgte. Diesen Mutterkörper, falls es ihn gegeben hat, muss es dann bei einer Katastrophe – entweder durch einen Einschlag oder durch Gezeitenkräfte mit dem Mars – zerissen haben.
Also, wie bereits im Titel erwähnt: Die Hinweise verdichten (2) sich, dass Phobos aus einer Trümmerwolke geboren wurde. Und es sieht so aus, als ob wir eventuell sogar rauskriegen, woher diese Trümmerwolke kam.
Fobos-Grunt, dieses Riesending an Sonde, das die Russen nächstes Jahr starten wollen, um es auf dem Phobos aufzusetzen und Bodenproben zu nehmen, könnte da schon ganz hilfreich sein. Auch wenn ich nicht so recht weiß, was ich von dem Projekt halten soll. Nachdem der geplante Start letztes Jahr ziemlich sang- und klanglos verschoben wurde, hab ich jetzt den Eindruck, dass die Russen um Kosten zu sparen, alles mitnehmen wollen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. So soll Fobos-Grunt einen chinesischen Mikrosatelliten als Passagier mitnehmen und im Marsorbit aussetzen. Mars-Express jedenfalls späht bereits Landeplätze aus und auch die Messungen unseres Experimentes dienen der Planung. Die Masse des Phobos ist schon ziemlich wichtig, wenn es die Sonde beim Landen nicht zerlegen oder zurück in’s All katapultieren soll.
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(1) Wir heißt in dem Fall das Rheinische Institut für Umweltforschung, Abteilung Planetenforschung an der Uni Köln unter der Leitung von Martin Pätzold, sowie das belgisch königliche Observatorium in Brüssel und da insbesondere Pascal Rosenblatt
(2) Ich hoffe Ihr verzeiht mir diesen Planetologen-Kalauer 😉
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