Noch ist das Arktische Seeeis vorhanden, schon wird kräftig darum gestritten, was wem gehört, wenn’s denn bald, zumindest im Sommer, verschwunden ist. Spätestens seit dem Sommer des letzten Jahres wissen wir, dass nun die vielen Feedback-Prozesse wirklich in Gang gekommen sind und massiv auf Oberfläche und Dicke des Sommereises einwirken. Ein Blick auf den aktuellen Stand des Sommerseeeises bei Cryosphere (die Seite der Universität Illinois von William Chapman unterhalten) zeigt nicht nur den riesigen Sprung von 2 Millionen km2 (3-4 Mal die Fläche Frankreichs), sondern auch das schnelle Hin-und-Her danach. Die Schmelzsaison hat noch gar nicht richtig begonnen und schon scheinen wir auf dem Niveau des Sommers 2007. Diese erhöhte Variabilität ist in der Tat genau das, was man erwartet. Das ausgedünnnte Eis kann schneller schmelzen, einfacher von Wind und Strömungen zusammengeschoben werden, leichter durch die Framstrasse aus der Arktis rausbewegt werden und entsteht doch, wenn die Oberflächentemperaturen es erlauben, jeden Winter auf riesigen Flächen neu (wenn auch viel dünner als zuvor, als das Mehrjahresseeeis eine Art permanenten Grundstock bildete).
Diese weiteren Anzeichen des baldigen Verschwindens (die Schätzungen einiger Experten liegen jetzt eher bei 15-30 Jahren als zuvor bei 40-70 Jahre) des Sommerseeis sind den arktischen Anrainerstaaten Anlass genug, sich nun um die Schürf- und Fischrechte zu streiten. Es mangelt sicher nicht einer gewissen Ironie, dass bei diesen Verhandlungen auch die Bush Regierung kräftig und selbstverständlich mittut. Obwohl Teile (Jäger und Vize Cheney) der US Regierung eindeutig einen EInfluss des Menschen auf das Klima für ausgeschlossen halten, legen sie sich ins Zeug, um ein Stück des arktischen Kuchens für sich abzuschneiden. Eine Verhandlung also, die nur dann sinnvoll ist, wenn in der Tat die globales Erwärmung zum Verschwinden des Eises führt. Na, man muss nicht alles verstehen.
PS. Kleiner Nachtrag, der zum Thema passt. Hier in Planet Earth unter anderem der Bericht eines NERC Operators, der beim Anblick des verschwundenen Seeeises (??, ihr wisst was ich meine) seinen Augen und den Satelliten nicht mehr trauen wollte.
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