Man muss nicht mit allem, was Richard Dawkins z.B. zum Thema Religion sagt, einverstanden sein, aber ich glaube nicht, dass man ernsthaft anzweifeln kann, dass er einer, wenn nicht der beste Autor populärer Darstellungen von Wissenschaft ist.
Sein Fachgebiet war ursprünglich Zoologie und das Thema seiner Bücher ist die Evolutionstheorie. So bleibt natürlich nicht aus, dass er bei seinen vielen Vorträgen auf die in den USA ubiquitären Kreationisten stösst. Vielleicht sucht er sie aber auch, denn offensichtlich stacheln ihn diese Zusammenstösse immer wieder dazu an, seinen scharfzüngigen Witz zu absoluten Klassikern zu puschen. Hier etwa der Klassiker “Not a trivial error” aus einer Diskussionsveranstaltung in Lynchburg.
In der Einführung seines Evolutionsklassikers “The Blind Watchmaker” gibt er eine Charakterisierung der Kreationisten, die für meinen Geschmack genauso wie der Deckel auf den Eimer der Klimaskeptiker passt:
“For reasons that are not entirely clear to me, Darwinism seems more in need for advocacy than similarly established truths in other branches of science. Many of us have no grasp of quantum theory, or Einstein’s theories of special and general relativity, but this does not in itself lead us to oppose these theories! Darwinism, unlike ‘Einsteinism’, seems to be regarded as fair game for critics with any degree of ignorance. I think one trouble with Darwinism is that, as Jaques Monod perceptively remarked, everybody thinks he understands it. …. It is almost as if the human brain were specifically designed to misunderstand Darwinism, and to find it hard to believe…. Another way in which we seem predisposed to disbelieve Darwinism is that our brains are built to deal with events on radically different timescales from those that characterises evolutionary changes. … All our intuitive judgements of what is probable turn out to be wrong by many orders of magnitude… It requires effort of the imagination to escape from the prison from the prison of familiar timescale.”
Man ersetze natürlich “Darwinism” und “evolution” durch “climate change theory” und man sieht eigentlich sofort wie gut die wachsende Zahl der “Klimaskeptiker” beschrieben ist. Selbst wenn die Zeitskalen bei evolutiven Prozessen noch länger sind als beim anstehenden Klimawandel, sie überschreiten auch in diesem Fall nicht nur die unserer individuellen Erfahrungen, sondern auch die unserer politischen Institutionen. Beide, unsere Erfahrungen und unsere Institutionen operieren auf deutlich kürzeren Zeitskalen. Wir sind so zu sagen geborene Kreationisten und Klimaskeptiker.
Warum wächst die Anzahl der Skeptiker und wird auch in Deutschland weiter wachsen? Weil die “überwältigende” Mehrheit, die angeblich in Europa dieses wissenschaftliche Fakt des Klimawandels ackzeptiert völlig künstlich ist und aus vielen Menschen besteht, die nicht einen Moment überhaupt über die Fakten und die Probleme nachgedacht haben. In dem Moment, in dem wirkliche Massnahmen gegen den CO2 Ausstoss vorgenommen werden könnten (ich bezweifele das allerdings) und sie sich darüber klar würden, dass das Ganze etwas kosten könnte und keineswegs, wie bei den FCKWs und dem Ozonloch, für praktisch umsonst zu haben sei, werden klimaskeptische Pseudoargumente unweigerlich mehr Abnehmer finden. So wie es also beim Kreationismus eine offensichtlich zu Grunde liegende Motivation gibt und diese nur mühsam mit wissenschaftlich klingenden Vokabular verdeckt wird, so wird auch der Klimaskeptizismus bis zu seinem Ende behaupten, er würde sich darum sorgen, dass die PCA Analyse der Paleoklimadaten richtig normiert oder die Ozeantemperaturen richtig kalibriert seien.
Muss man das Ganze mit den Klimaskeptikern jetzt ernst nehmen? Wahrscheinlich nicht! Es wird aber davon abhängen, in wie weit unsere Gesellschaft zu rationalen Diskussionen in der Lage ist. Und das geht ja mal auf, mal ab, je nach wirtschaftlicher Gesamtlage.
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